Harburg. Sie versorgt wöchentlich bis zu 1000 Menschen mit Lebensmitteln. Doch fehlen Fahrer, die die Spenden abholen.
Mehr als zwei Millionen Einkaufstüten gefüllt mit Lebensmitteln hat die Harburger Tafel seit der Gründung 1996 an Bedürftige ausgegeben. Aktuell versorgt sie Woche für Woche 800 bis 1000 Menschen mit Essbarem. Der Bedarf ist groß. Was akut fehlt, sind ehrenamtliche Helfer, vor allem solche, die willens und berechtigt sind, einen von vier Transportern zu fahren, mit denen täglich Lebensmittel bei Bäckereien, Supermärkten, Marktbeschickern, Großhändlern oder Lebensmittelproduzenten abgeholt werden. Und noch etwas vermisst Carmen Wildeisen, zweite Vorsitzende des Vereins Harburger Tafel: „Ich würde mir von Bezirk und Stadt mehr Wertschätzung wünschen!“
Vorstand vermisst öffentliche Anerkennung
Zwar wird die Arbeit der Harburger Tafel allenthalben geschätzt, was generell für sämtlich gut 940 Tafeln gilt, die es in ganz Deutschland gibt. „Alle freuen sich, dass es uns gibt“, sagt Carmen Wildeisen. Sie wäre allerdings froh, wenn diese Anerkennung auch in konkrete Unterstützung umgemünzt werden würde. Beispielsweise zahlt der Verein für die Räume im ehemaligen Gartenbauamt an der Buxtehude Straße 31 gut 350 Euro Monatsmiete. Hinzu kommen jährlich Müllgebühren in Höhe von 1200 Euro: für Lebensmittel, die gespendet wurden, aber aussortiert werden müssen, weil sie bereits verdorben sind. „Da könnten Bezirk und Stadt mehr für uns tun“, sagt Carmen Wildeisen. Und bezieht das durchaus auch auf das Engagement der Ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen: In anderen Bundesländern würden sie etwa mit Ausweisen belohnt, die ihnen Vergünstigungen beim Kino-, Theater- oder Museumsbesuch bescherten. Schließlich müssen die aktuell gut 150 Mitarbeiter ordentlich mit anpacken. Das Ausladen der Waren, das Sortieren, Einräumen und schließlich die Ausgabe – das alles gehört zu ihren Aufgaben.
Ein Verein, vier Standorte
Die Harburger Tafel ist an vier Standorten vertreten. An der Buxtehuder Straße 31 bekommen die Bedürftigen – bei der Tafel sprechen sie von Kunden – dienstags bis freitags, 10 bis 13 Uhr, Essbares von frischem Obst bis zu Tiefkühlgerichten; in der Neuwiedenthaler Thomaskirche, Lange Striepen 3b, ist die Ausgabe immer dienstags von 14 bis 15.30 Uhr; in Winsen am Neuländer Weg 15, dienstags und freitags, 11 bis 13 Uhr, sowie in Buchholz mittwochs, ebenfalls 11 bis 13 Uhr. Eine Besonderheit bietet der Harburger Standort, weil hier der Andrang besonders groß ist: An der Buxtehuder Straße ist der Dienstag stets Menschen vorbehalten, die schwerbehindert sind und wohl kaum eine Chance hätten, sich im sonst üblichen Gedränge durchzusetzen.
Grundsätzlich gilt, einmal pro Woche dürfen Bedürftige bei der Tafel Lebensmittel abholen. Voraussetzung ist, dass sie über eine sogenannte Tafelkarte verfügen, ein Nachweis ihrer Bedürftigkeit, auf der unter anderem vermerkt ist, ob jemand allein lebt oder Familie und Kinder hat.
Die Tafel steht für Solidarität und Mitmenschlichkeit
Carmen Wildeisen selbst engagiert sich seit acht Jahren für den Verein, seit vergangenem Jahr gehört sie dem Vorstand an. Was sie immer wieder besonders freut, ist, dass die Hilfe, die der Verein leistet, offenbar keine Einbahnstraße ist. Denn immer wieder kommt es vor, dass aus Kunden Helfer werden. Manchmal ist das so, weil diese Kunden, deren Leben in Schieflage geraten war, nun wieder festen Boden unter den Füßen haben und sie etwas zurückgeben wollen: weil in ihrem Leben das Geben eine ähnlich große Bedeutung haben soll wie das Nehmen. Und so geht es wohl auch denen, die zwar nach wie vor ohne die Lebensmittel der Harburger Tafel nicht über die Runden kommen würden, es sich aber dennoch nicht nehmen lassen, tatkräftig mit anzupacken. Was zeigt, dass die Tafel ihrem eigenen Anspruch gerecht wird, steht sie doch für Solidarität und Mitmenschlichkeit.
Machen Sie mit
Wer die Harburger Tafel als Fahrer oder bei der Ausgabe der Lebensmittel unterstützen möchte, meldet sich im Büro, Buxtehuder Straße 31, mo. – fr., 9 bis 13 Uhr, Telefon: 76 79 76 05, Mail: tafel-harburg@outlook.de. Wer Geld spenden möchte, überweist auf folgendes Konto: Tafel Harburg e. V., Spk Harburg-Buxtehude, BIC NOLADE21HAM, IBAN: DE94 2075 0000 0090 0591 14