Harburg. Neuer Rahmenplan will die Innenstadt mit dem Binnenhafen und dem Bahnhof besser verbinden. Und setzt schwerpunktmäßig an der B 73 an.

Die Innenstadt ist geprägt von architektonischen Brüchen. Kleinteilige Strukturen aus der Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts bestehen neben Großbauten der Nachkriegszeit, etwa entlang des in den 1970er Jahren angelegten Harburger Rings. Letzterer durchschneidet den Stadtkern, aber schwerer wiegt die trennende Wirkung der B73 und der Bahntrasse entlang der Buxtehuder Straße. Basierend auf dieser Analyse hat das Frankfurter Architektur- und Stadtplanungsbüro Raumwerk mit dem Rahmenplan „Harburg 2040“ mögliche Perspektiven zur Entwicklung der Innenstadt erarbeitet. Es seien erste Gedanken in einem laufenden Arbeitsprozess, betonte Sonja Moers von Raumwerk vor dem Stadtplanungsausschuss.

Eine attraktive Achse vom Bahnhof bis zur Schlossinsel schaffen

Harburgs Altstadt liegt eigentlich im Binnenhafen, so Moers: „Die Geschichte der Stadt beginnt auf der Schlossinsel. Die Siedlung entwickelte sich entlang der heutigen Harburger Schloßstraße. Diese bildet zusammen mit dem Schloßmühlendamm jenseits von Bahntrasse und B73 die DNA Harburgs.“ Die historische Nord-Süd-Achse müsse für Fußgänger und Radfahrer attraktiv werden, urteilt die Stadtplanerin. Verlängert um die Lüneburger Straße und die Moorstraße, könne sich eine „zentrale Achse mit Aufenthaltsqualität“ ergeben, die vom Bahnhof bis zur Schlossinsel reicht.

Es sei wichtig, zwischen dem Schloßmühlendamm und der Schloßstraße eine gute Über- oder Unterquerung von Straße und Gleisen zu schaffen, so Moers. Die bestehenden Fußgängerbrücken über die B73 seien „von minimaler Qualität. Unterste Stufe“. Die heutige Innenstadt sollte mit fünf bis sechs neuen Querungen mit dem historischen Stadtkern „vernäht“ werden, schlägt die Raumwerkerin vor.

Das Frankfurter Büro Raumwerk schlägt einzelne Hochhäuser entlang der B73 vor, um die Magistrale städtebaulich aufzuwerten. 
Das Frankfurter Büro Raumwerk schlägt einzelne Hochhäuser entlang der B73 vor, um die Magistrale städtebaulich aufzuwerten.  © Raumwerk/Hillmer

Trennend wirken auch die unterschiedlichen Stadtbilder, so Moers: „Nur im Binnenhafen stehen Hochhäuser mit Höhen von mehr als 40 Metern. Und es werden dort noch mehr gebaut. Wir schlagen vor, auch im Verlauf der B73 auf der Innenstadtseite Hochhäuser zuzulassen“, sagte die Frankfurterin. Heute sei die Buxtehuder Straße ein „Rückseitenraum“. Die Gebäude wenden sich von der Straße ab. Auch dies gilt es aus Sicht der Stadtplanerin zu ändern.

Um die unwirtliche, lärmgeplagte Magistrale aufzuwerten, schlägt das Büro Raumwerk zudem vor, die Räume entlang der Straßen- und Schienentrasse stärker zu begrünen, etwa mit Baumreihen beidseitig der Gleise – am Karnapp und abschnittsweise auch an der B73 wachsen bereits Straßenbäume heran. Weiteres „Abstandsgrün“ sieht der noch unfertige Rahmenplan zwischen dem Fußweg an der Straße und der Innenstadtbebauung vor. „Auch mit einem höheren Baumanteil wird die Trasse ein stark belasteter Raum bleiben“, schränkt Moers ein. „Aber es steigen die Luftqualität und der Wohlfühlfaktor.“

Das Umfeld des Bahnhofs sieht die Stadtplanerin als weiteren Ansatzpunkt zur Reparatur des Harburger Stadtbildes. Der verkehrlich wichtige Bahnhof liege am Rande des Stadtkerns und müsse besser eingebunden werden. Raumwerk – und auch die Hamburger und Harburger Stadtplaner – sehen eine große Chance, dies mit einem neuen „Quartier Seevekanal“ hinzubekommen. Das Herzstück des Zukunftsquartiers bildet heute der Bereich der Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH (HF Group).

Die Betriebsgebäude der Harburg-Freundenberger Maschinenbau GmbH stehen dort, wo ein neues Stadtquartier entstehen könnte.
Die Betriebsgebäude der Harburg-Freundenberger Maschinenbau GmbH stehen dort, wo ein neues Stadtquartier entstehen könnte. © HA | Angelika Hillmer

Das Unternehmen baut derzeit an der Schlachthofstraße einen neuen Firmensitz inklusive Produktionshallen. Ein Teil der alten Fabrikgebäude zwischen der Bahntrasse und der Seevestraße gelten gemeinhin als erhaltenswert und könnten Teil des Projekts werden. Jüngere Betriebsgebäude könnten dagegen einer neuen Planung weichen.

Das müssen nicht unbedingt nur Gebäude sind. „Der östlichen Innenstadt fehlen Freiräume“, sagt Moers. Sie seien wichtig für die Stadtstruktur. Die gebe es eher im westlichen Teil: am Sand, Harburger Rathausplatz und rund um die Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße. Ziel müsse es sein, bis 2040 die Schlossinsel, die Innenstadt und den Bahnhof miteinander zu verbinden.