Harburg. Hamburger Atlas der Amphibien und Reptilien zeigt große Vielfalt im Bezirk. Einige Arten kommen nur hier vor.

Fadenmolch, Schlingnatter und Feuersalamander sind Harburger. Sie kommen auf dem Hamburger Stadtgebiet nur südlich der Elbe vor. Oder wurden, wie im Fall des Feuersalamanders, dort zum letzten Mal gesehen. Mit den Harburger Bergen, der Fischbeker Heide und dem Moorgürtel bietet der Bezirk sehr unterschiedliche Lebensräume gerade auch für seltene Arten. Das zeigt der erste komplette Atlas der in Hamburg lebenden Amphibien und Reptilien.

Feuersalamander gelten im gesamten Stadtgebiet als ausgestorben. 
Feuersalamander gelten im gesamten Stadtgebiet als ausgestorben.  © Sven Baumung

Zum Atlas gehört eine Rote Liste der bedrohten Lurche und Kriechtiere. Insgesamt spricht die Umweltbehörde von einer „besorgniserregende Abnahme“ der Tiergruppen auf dem Hamburger Stadtgebiet. Vier einstmals heimische Arten gelten inzwischen als ausgestorben, darunter der auffällige Feuersalamander.

Er bewohnt waldreiche Mittelgebirge – die Harburger Berge waren sein nördlichstes Verbreitungsgebiet. Die letzte Beobachtung stammt aus dem Jahr 2004. In dieser Zeit senkte sich das oberflächennahen Grundwasser in den Harburger Bergen ab. So gingen Laichgewässer für Salamander und andere amphibische Waldbewohner verloren. Im Landkreis Harburg gibt es dagegen – neben Einzelfunden in Maschen sowie südlich und westlich von Buchholz – noch größere Bestände von Feuersalamandern im Raum Garlstorf sowie Bahlburg/Vierhöfen an der Luhe.

Fadenmolche sind echte Harburger

Echte Harburger sind auch die in Hamburg sehr seltenen Fadenmolche. Sie siedeln hamburgweit nur in Gewässern der Fischbeker Heide, im Forst Haake, in Marmstorf und in Teichen südlich der B73. „Der Fadenmolch ist durch den Verlust von Laichgewässer gefährdet.

Dies insbesondere, weil die Waldgebiete im Harburger Raum außerhalb des Elbetales von Natur aus relativ gewässerarm sind“, ist im Atlas nachzulesen. Wie der Feuersalamander leben die eidechsenähnlichen Tierchen, die sich in Gewässern fortpflanzen, in Wäldern der Mittelgebirge und haben ihre nördliche Verbreitungsgrenze an der Elbe.

Die Harburger Laichgewässer besser vernetzen

In Harburg sollte es den Fadenmolchen eigentlich gut gehen. „Es gibt am Rande der Harburger Berge Villengelände mit tollen Teichen“, sagt Sven Baumung, Artenschutzexperte der Umweltbehörde. Manche Molche und Frösche seien vielleicht nicht erfasst worden, weil die Privatgrundstücke für die Kartierer unzugänglich seien. Der Bezirk verfüge allgemein über ein vergleichsweise großes Angebot von Laichgewässern, so Baumung, und biete damit gute Möglichkeiten, etwas für die Amphibienwelt zu tun: „Es ist wichtig, einen Gewässerverbund zu schaffen, damit sich die unterschiedlichen Gruppen einer Art genetisch austauschen können.“

Erdkröten werden oft zu Verkehrsopfern.
Erdkröten werden oft zu Verkehrsopfern. © Catharina Clausen/BUND

Das blau-grüne Netz von Laichgewässern sollte möglichst wenig von Straßen durchschnitten sein. Ihnen fallen viele Amphibien während ihrer Wanderungen zu den Laichgewässern zum Opfer. Eine ältere bayerische Untersuchung am Beispiel von Erdkröten hatte gezeigt, dass schon bei einer Verkehrsdichte von 60 bis 80 Fahrzeugen pro Stunde 80 Prozent der Tiere beim Versuch, die Straße zu überqueren, zu Tode kommen.

Hamburgs Rote Liste

In der Hamburger Roten Liste steht die Kröte erstmals auf der Vorwarnstufe. Die Begründung: „Da sie weit umherwandert, ist die Erdkröte mehr als andere Arten von der Zerschneidung der Landschaft durch Straßen betroffen.“ Aber auch andere Arten leiden. Eine Erhebung am Reitdeich in Reitbrook (Vier- und Marschlande) ermittelte für Teichmolche eine Todesrate von 65,2 Prozent. Diese sank auf 10,8 Prozent, nachdem die Straße während der Krötenwanderzeit für den Durchgangsverkehr gesperrt wurde. Dies geschieht alljährlich auch am Kirchenaußendeichsweg in Finkenwerder.

Von den 17 in Hamburg nachgewiesenen Amphibienarten leben zwölf auch im Bezirk Harburg. Dazu gehört die Kreuzkröte. Sie befindet sich ebenfalls auf dem Wege, eine Harburgerin zu werden, denn sie kommt nur noch in der Fischbeker Heide und in den Boberger Dünen (Bezirk Bergedorf) vor. Und lässt von sich hören: In der Laichzeit von April bis Mai sind ihre Rufe manchmal über zwei Kilometer weit zu vernehmen. Die Art wird in Hamburg als extrem selten eingestuft und braucht offene, sandige Flächen. Der Bestand in der Fischbeker Heide hat in jüngerer Zeit offenbar von der Anlage von Kleingewässern in der benachbarten Wulmstorfer Heide profitiert. In der Boberger Niederung sind die Bestände in den vergangenen Jahren dagegen zusammengebrochen.

Zauneidechsen führen sich in der Fischbeker Heide wohl

Sechs der sieben Reptilienarten, die in Hamburg nachweisbar sind, gibt es auch in Harburg. Herausragend sei der große Bestand von Zauneidechsen in der Fischbeker Heide. „Wir müssen die Heide schonend pflegen lassen, damit die Eidechsen keinen Schaden nehmen“, sagt der Biologe Baumung. „Die Pflege muss sein, damit nicht zu viele Büsche aufwachsen und die Heide verschatten. Das würde den Eidechsen, den Insekten und der Heide schaden.“

Schlingnattern wurden auf Hamburger Stadtgebiet zum letzten Mal im Jahr 2009 im Fischbektal gesehen.
Schlingnattern wurden auf Hamburger Stadtgebiet zum letzten Mal im Jahr 2009 im Fischbektal gesehen. © Axel JahN

Schlingnatter ist Harburger Spezialität

Eine Harburger Spezialität ist die Schlingnatter. Während die Schlangenart in Hamburg als extrem selten gilt, ist sie im Landkreis Harburg noch häufiger zu finden, vor allem im Büsenbachtal in der Heide und am Bruhnsberg bei Buchholz. In Hamburg wurden die Art letztmalig 2009 gesehen: Im nördlichen Fischbektal wurden ein Jungtier und eine erwachsene Schlingnatter gefangen.

Spätere Suchen blieben erfolglos. Vielleicht auch wetterbedingt. Baumung: „Bei Hitze verkriechen sich die Schlangen und sind dann nicht zu finden.“ Die Umweltbehörde habe einen Auftrag zur Suche der versteckt lebenden Schlingnatter gegeben, um mehr über ihr Vorkommen zu erfahren, sagt der Artenschutzfachmann. Vielleicht gibt es nun, nach zehn Jahren, ein Wiedersehen.