Harburg/Stelle. Seit der „Höhle der Löwen“ geht es für Sabrina Schönborn und Laura Gollers mit „SugarShape“ steil bergauf.
Es ist zweieinhalb Jahre her, dass Sabrina Schönborn und Laura Gollers mit ihrem BH-Start-up SugarShape in der Gründer-Sendung „Die Höhle der Löwen“ deutschlandweit Bekanntheit erlangten.
28 Mitarbeiter zählte das Online-Unternehmen der Schwestern aus dem Steller Ortsteil Fliegenberg damals, und weil die Expansion so rasch vonstattenging, waren sie in der Show auf der Suche nach neuen Investoren. Der Deal kam zwar trotz Interesses zweier „Löwen“ letztlich nicht zustande, dennoch ging es mit SugarShape seither steil bergauf.
SugarShape hat inzwischen 40 Mitarbeiter
Heute beschäftigt das im Channel Harburg ansässige Unternehmen 40 Mitarbeiter – und ist dank neuer Geschäftsideen und Marketing-Aktionen weiterhin auf Wachstumskurs. Dabei hatten Sabrina Schönborn und Laura Gollers damals noch gesagt, dass sie ursprünglich nie gedacht hätten, jemals so gut von ihrem 2012 gegründeten Unternehmen leben zu können.
Solche Gedanken werden sie mittlerweile wohl nicht mehr haben. Die beiden Schwestern haben es geschafft, ein ganz spezielles SugarShape-Gefühl zu kreieren, das den Kundinnen den „perfekten BH auch in großen Größen“ liefert. Schließlich wurde das Unternehmen aus der Taufe gehoben, weil die zwei es satt hatten, nie einen wirklich gut sitzenden und zugleich gut aussehenden BH zu finden.
Neuerdings gibt es auch Sportkleidung und Still-BHs
Mit der Textilbranche hatten sie zuvor nie etwas zu tun. Ganze 60 nach einem eigens entwickelten System kreierte BH-Größen bilden jetzt den Kern des Unternehmens, der um passende Höschen, Bademoden und seit Kurzem auch Sportkleidung und Still-BHs ergänzt wird.
Wie aber kommt es, dass Sugar Shape anders als viele andere Start-ups am Markt tatsächlich bestehen und sich durchsetzen konnte? „Wir sind einfach authentisch und stellen generell nur Leute ein, die zu uns passen“, erklärt Laura Scheff, die zwar erst seit fast einem Jahr als Social Media- und Pressemanagerin im SugarShape-Team arbeitet, jedoch die Gründerinnen privat kannte und 2012 eine BH-Testerin der ersten Stunde war.
Die gebürtige Stellerin hatte zuvor als Tourismuskauffrau gearbeitet und war dann von den beiden Chefinnen gefragt worden, ob sie sich nicht eine Zukunft bei SugarShape vorstellen könnte. Ihre Position wurde eigens für sie geschaffen. Ähnlich erging es auch Elisabeth Lengefeldt. Die Flensburgerin hatte neben ihrem Studium der Dramaturgie einige Zeit in Dessous-Läden gejobbt und war somit mit der Materie vertraut, als ihr Weg zu SugarShape führte. Zuvor hatte sie bei Outfittery gearbeitet, einem sogenannten Curated-Shopping-Unternehmen, das den Kunden Kleidung nach ihren Wünschen zusammenstellt und zusendet.
Jeder ist per Du mit dem anderen und kann alles sagen
Für die Steller Schwestern ist Elisabeth nun als Customer Experience Managerin tätig. „Wir sind eher wie eine kleine Familie“, sagt sie. Jeder ist per Du mit dem anderen und kann alles sagen und fragen. Im monatlichen Team-Treffen findet ein regelmäßiger Austausch statt, bei dem auch neue Ideen aus der Taufe gehoben werden. Eine Kollegin brachte beispielsweise den Vorschlag ein, nach dem Prinzip von Tupperpartys für die Kundinnen eine riesige Party-BH-Box zusammenzustellen. Diese Box wird der Kundin nach Hause geschickt, damit sie fünf bis zehn Freundinnen einladen und mit ihnen die Dessous testen kann. Was gefällt, wird gekauft, der Rest geht zurück. Im April soll das neue Angebot starten.
Persönlich, herzlich, echt – so will sich SugarShape den Kundinnen präsentieren und die Distanz eines Online-Händlers überwinden. Schließlich ist der Kauf von Unterwäsche ja etwas Intimes. Jedem Paket liegt ein Bild des Mitarbeiters bei, der es gepackt hat, bei der Party-Box wird in einem persönlichen Video das gesamte Prozedere erläutert, und wenn es Fragen gibt, kann man sich per Telefon, E-Mail, Live-Chat, WhatsApp oder Facebook Messenger an das Fitting-Team – so der Name der Kundenberater – wenden.
Kundinnen schicken Mails oder Schokolade
„Wir hören hin, was die Kunden wollen“, sagt Laura Scheff. Dass das tatsächlich funktioniert, zeigen die Reaktionen: Viele Kunden schreiben Dankesnachrichten oder schicken Schokolade. „Das rührt uns manchmal richtig zu Tränen“, sagt sie.
Der Kern der SugarShape-Klientel ist Internet-affin und Mitte 20 bis Mitte 30 Jahre alt. In einer Art Testlauf wird jetzt probiert, wie der Offline-Markt auf die BHs reagiert. Karstadt in Berlin-Steglitz hat eine Fläche exklusiv für SugarShape eingerichtet, weitere Pop-up-Touren durch Karstadt-Filialen in Deutschland folgen. Auch die Präsentation der Marke auf dem Shopping-Sender QVC seit Anfang Januar hat das Ziel, eine neue Klientel anzusprechen.
„Wir lernen von den alteingesessenen Unternehmen, aber sie auch viel von uns“, fasst Elisabeth Lengefeldt die Vorteile der neuen Kooperationen zusammen. Eine Sache aber steht für das SugarShape-Team fest: Den Wendepunkt hat die Teilnahme an „Die Höhle der Löwen“ gebracht. Dort hatte ihr Unternehmen so viel Werbung, wie sie anders nie möglich gewesen wäre. „Das kann man nur jedem Gründer empfehlen“, sagt sie.