Salzhausen . Unbekannte öffnen 40 Bienenkörbe bei Salzhausen. 70.000 Tiere sind dabei verendet. 1000 Euro Belohnung ausgesetzt.

Es ist eine Tat, die fassungslos macht: Unbekannte haben in einem kleinen Wald nahe Salzhausen die Abdeckungen von 40 Bienenstöcken niedergerissen – und auf diese Weise rund 70.000 Bienen in den Tod getrieben. Die kälteempfindlichen Insekten sind in ihren Körben zum Teil erfroren oder ertrunken. Von den Tätern fehlt jede Spur. Die Polizei ermittelt wegen Tierquälerei. Die Tierschutzorganisation Peta hat für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, 1000 Euro Belohnung ausgesetzt.

Seit dem für ihn unfassbaren Bienenfrevel von Gödenstorf biegt Imkermeister Oliver Löwe regelmäßig mit seinem VW Bus in den kleinen Feldweg an der Landesstraße 234 zwischen Salzhausen und Putensen ein. Um nachzuschauen, ob mit den Körben auf einer Lichtung am Rande des Waldes auch alles in Ordnung ist. Tausende tote Bienen liegen seit der sinnlosen Tat in den Einfluglöchern einiger Kästen.

"Grausam! Wer macht so was?"

Der 42-Jährige schüttelt den Kopf. „Es ist grausam. Wer macht so etwas? Es ist eine tiefe Missachtung von Lebewesen. Das ist Tierquälerei!“, sagt der Berufsimker, der seit 15 Jahren in der Imkerei Stöckmann in der 500-Einwohner-Gemeinde Gödenstorf arbeitet.

Eine Tat von solchem Ausmaß hat es zuvor in der Region Salzhausen noch nicht gegeben. „Wir haben zwar schon mal einen Silvesterknaller gefunden, den irgendjemand in das Flugloch eines Bienenstocks gesteckt hat, schlimm genug“, sagt Löwe. „Aber das, was wir jetzt hier erleben, haben wir in dieser Dimension noch nicht gehabt.“

Überall tote Tiere

Spaziergängern waren die offenen Körbe am letzten Wochenende im Januar aufgefallen. Sie ahnten Böses – und riefen unverzüglich in der Imkerei in Gödenstorf an. Das war am Sonntag, 27. Januar. Und es war bitterkalt. „Ich kam gerade von der Imkermesse in Celle“, erinnert sich Löwe. „Als ich kurz darauf nach den Bienen schaute, stand in den Kästen das Wasser. Überall tote Tiere. Es war furchtbar.“

Die Attacke hatte offenbar schon einige Tage zuvor stattgefunden. „Es hatte massiv in die Kästen hineingeregnet. Einige Körbe waren bis zu einem Drittel mit Regen- und Schmelzwasser angefüllt. Es hatte in den frostigen Tagen ja auch geschneit“, sagt Berufsimkermeister Wolfgang Stöckmann. Der 60-Jährige führt den Familienbetrieb seines Großvaters seit 1995 in der dritten Generation, seit 15 Jahren zusammen mit Oliver Löwe.

Ausmaß wird im März sichtbar

Vier Völker mit jeweils 10.000 bis 12.000 Bienen und ihre Königinnen wurden durch die Attacke vernichtet. Fünf weitere Völker wurden stark in Mitleidenschaft gezogen und extrem dezimiert. Ob wenigstens ein Teil von ihnen – in den mittlerweile wieder verschlossenen Kästen – überleben wird, muss sich zeigen. Das gesamte Ausmaß werde wohl erst im März sichtbar werden, wenn sich die Außentemperaturen langsam wieder in Richtung der 15-Grad-Marke bewegen, sagen die Fachleute

„Die Bienen überwintern, indem sie sich eng aneinanderschmiegen. Sie sitzen in der Traube. Auf diese Weise wärmen sie sich gegenseitig“, erklärt Stöckmann. „Würden wir die Stöcke jetzt erneut öffnen, um nachzuschauen, was drinnen los ist, würden wir die Bienen in ihrer Winterruhe stören. Sie würden vielleicht sogar losfliegen – was ihnen den sicheren Tod brächte.“

3000 Euro Schaden – Imker bleiben auf Kosten sitzen

Der angerichtete Schaden wird von den Imkern mit mindestens 3000 Euro beziffert. Die Versicherung kommt lediglich für einen kleinen Teil der Summe auf. Doch die Betroffenheit der Imker über die blinde Zerstörungswut und das Leid ihrer Bienen wiegt fast noch schwerer als der materielle Schaden. „Das Schlimme ist, dass es sich um Lebewesen handelt“, sagt Stöckmann. „Die Bienen haben zurzeit gar keine Chance, sich zu verteidigen. Die Kälte macht es ihnen unmöglich, ihren Stachel auszufahren.“

Der Imkermeister kann sich vorstellen, dass Jugendliche aus der Gegend für den Frevel verantwortlich sind. Er vermutet eine Art Mutprobe. Oder Langeweile. „Es haben sich bei uns einige Gangs angesiedelt“, sagt Stöckmann. Im Sommer seien „schon mal Tore ausgehängt“ worden. Ein anderes Mal seien „Strohballen unter Begrenzungspfosten gelegt“ oder „trockenes Gras auf einer Wiese angezündet“ worden, nennt er einige Beispiele.

Peta setzen Belohnung aus

Um die Täter zu finden und dingfest zu machen, hat die Tierrechtsorganisation Peta jetzt eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. „Bienen müssen genauso wie alle anderen Tiere vor derartigen Übergriffen geschützt werden“, sagt Peta-Sprecherin Judith Pein.

Zeugen werden gebeten, sich an die örtliche Polizei oder unter Telefon 01520/737 33 41 oder via E-Mail (whistleblower@peta.de) an die Tierrechtsorganisation Peta zu wenden.

Fleißige Bienen

Die Imkerei Stöckmann in Gödenstorf wurde im Jahr 1922 gegründet. 1000 Bienenvölker sammeln den Nektar. Die Bienen lagern ihn in den Waben ab und verarbeiten ihn zu Honig.

  • Zehn Honigsorten – darunter Raps-, Heide-, Blüten-, Klee-, Linden-, Kastanien- und Waldhonig – verkauft die Imkerei im Hofladen in Gödenstorf und in ausgewählten Edeka-Märkten.

  • Den Nektar für den Heidehonig sammeln Stöckmanns fleißige Bienen zum Teil während der Heideblüte im Listland auf Sylt: Der Insel-Honig hat eine feine Geschmacksnote von Thymian.

  • Um das Jahr 1900 gab es in Deutschland etwa vier Millionen Bienenvölker. Heute sind es nur noch rund 800.000.