Harburg. Sollte Hamburg die Kollektion kaufen, stehen hohe Investitionen in den Phoenix-Hallen an. Nun ist unklar, ob die Sammlung dort bleibt.

Die Nachricht, dass Harburg vielleicht die Sammlung Falckenberg verlieren könnte, löst in der Bezirkspolitik und bei vielen anderen Harburgern Kopfschütteln aus. Einhelliger Tenor: Die Sammlung soll im Süden bleiben, auch nachdem der gegenwärtige Vertrag zwischen der Stadt Hamburg, Harald Falckenberg und den Deichtorhallen 2023 ausläuft.

Der Hintergrund: Kunstsammler Falckenberg möchte seine gut 2000 Werke zeitgenössischer Kunst umfassende Sammlung, die seit dem Jahr 2001 in einer ehemaligen Phoenix-Werkshalle untergebracht ist, der Freien und Hansestadt Hamburg überlassen. Falckenberg selbst sagt, dass die Sammlung möglichst am jetzigen Standort bleiben soll.

Bleibt die Sammlung in der Phoenix-Werkshalle?

Referentin Iris von Bargen der Behörde für Kultur und Medien (BKM) hatte im Kulturausschuss der Harburger Bezirksversammlung allerdings angedeutet, dass dies nicht gesichert sei, denn ihrer Auffassung nach bedürfen die Harburger Ausstellungsräume erheblicher technischer Nachbesserungen, die man zusätzlich zu einem eventuellen Kaufpreis nicht auch noch aufbringen könnte.

In der Tat ist der Etat der BKM traditionell – vorsichtig ausgedrückt – nicht der größte Posten im Hamburger Haushalt. Spielraum für Investitionen findet man dort nicht. „Wir wollen aber grundsätzlich auch, dass die Sammlung an diesem Ort verbleibt. Er ist großartig.“

Die ehemalige Werkshalle, in der sich seine Sammlung seit 2001 befand, hatte Harald Falckenberg 2008 so umbauen lassen, dass die Werke besser zur Geltung kommen. Eine zentrale Treppenkaskade erschließt 6000 Quadratmeter auf fünf Stockwerken auf denen der Besucher die oft großformatigen Exponate aus der richtigen Distanz betrachten kann.

Sammlung Falckenberg würde in Fundus der Kunsthalle gehen

Den Bericht im Ausschuss hatte die Fraktion der Neuen Liberalen (NL) beantragt. „Und die Ausführungen der BKM-Referentin zeigen, wie richtig wir damit lagen“, sagt die NL-Bezirksfraktionsvorsitzende Isabel Wiest. „Ich frage mich, wann wir sonst davon erfahren hätten, dass die Sammlung eventuell Harburg verlässt!“

Wohin die nicht nur wegen der Anzahl, sondern auch wegen der Dimensionen ihrer Objekte riesige Sammlung, denn gehen solle, konnte auch Iris von Bargen nicht sagen. Sie würde rechtlich in den Fundus der Kunsthalle übergehen und eventuell erst einmal eingelagert werden.

„Die Sammlung muss in Harburg bleiben!“, sagt der Kulturausschussvorsitzende Ralf-Dieter Fischer (CDU). „Meine Partei hat die Sammlung Falckenberg von Anfang an auf der Agenda gehabt und behält sie dort auch, denn die Sammlung ist von internationalem Rang und setzt Harburg so auch auf die kulturelle Weltkarte."

Ähnlich sieht es der Bundestagsabgeordnete für Harburg, Metin Hakverdi (SPD). „Der Hamburger Süden wird nördlich der Elbe wenig wahrgenommen“, sagt er. „Die Sammlung Falckenberg wirkt diesem Phänomen entgegen."

"Sammlung ist ein Juwel mit hoher Strahlkraft für Harburg"

Die Harburger SPD bereitet zur nächsten Bezirksversammlung einen Antrag vor, in dem der Verbleib der Sammlung in Harburg gefordert wird. Er verwahrt sich auch gegen den Vorwurf der Kulturbehördenreferentin von Bargen, dass die Sammlung in Harburg nur schwer zu finden sei: „Das liegt bestimmt nicht am Bezirk Harburg“, sagt er. „Seit Jahren fordert die Bezirksversammlung ein Fußgängerleitsystem in Harburg, wie es in der Hamburg Innenstadt längst gang und gäbe ist. Mit Glück erhalten wir es in diesem Frühjahr endlich!“

„Die Sammlung ist ein Juwel mit hoher Strahlkraft für Harburg. Wenn der Vertrag ausläuft, muss eine Harburger Lösung gefunden werden“, sagt Jürgen Marek, Kulturausschussmitglied der Grünen, „und da darf man auch nicht die so genannte Hochkultur gegen die Stadtteilkultur ausspielen. Wir brauchen beides!“

Als Stadtteilkulturaktivist sieht Heiko Langanke von der Arbeitsgemeinschaft Südkultur das ähnlich: „Man kann die Finanzierung hinterfragen, aber solche Sammlungen befruchten auch die örtliche Kulturszene. Und bildende Kunst hat eine so hohe Anziehungskraft, dass sie am Besten geeignet ist, auch mal am Stadtrand stattzufinden, selbst wenn dorthin weniger Ausstellungsbesucher kommen, als in die Innenstadt. Im Fall der Sammlung Falckenberg gleicht der kulturelle Wert der Ausstellung die geringen Besucherzahlen mehr als aus.“