Hamburg/Iskenderun. Denis E. wurde in der südtürkischen Stadt Iskenderun verhaftet. Kazim Abaci nennt Vorwürfe der türkischen Justiz “absurd“.

Er machte mit seiner Familie Urlaub in der Türkei und sitzt dort jetzt im Gefängnis: Denis E., der in Harburg wohnt und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, wurde nach Abendblatt-Informationen am frühen Mittwochmorgen in seinem Haus in der südtürkischen Stadt Iskenderun von einer Spezialeinheit der Polizei verhaftet.

Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, dass die deutsche Botschaft in Ankara im Fall Denis E. in Kontakt mit den türkischen Behörden stehe. Der Mann sei nach wie vor in Haft. Weitere Angaben machte das Auswärtige Amt nicht. Nach Abendblatt-Informationen befindet sich der Harburger in dem Gefängnis der Stadt Iskenderun, die in der Nähe der syrischen Grenze liegt. Ihm soll „Terrorpropaganda“ vorgeworfen werden. „Das ist ein absurder Vorwurf. Es gibt keine stichhaltige Begründung“, sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Kazim Abaci, der Kontakt zur Familie hat.

E. ist kurdischer Abstammung und soll Mitglied des Verbands der Vereine aus Kurdistan (Komkar) sein. Der Dachverband vertritt die Rechte und Interessen kurdischer Migranten in Deutschland und setzt sich nach eigenen An­gaben für das gleichberechtigte und friedliche Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen ein. Komkar ist auch Mitglied des Bündnisses für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt (bfdt).

Verhaftungen belasten deutsch-türkisches Verhältnis

Immer wieder belasten Verhaftungen von Menschen mit türkischen oder kurdischen Wurzeln in der Türkei das deutsch-türkische Verhältnis. Am bekanntesten ist der Fall des Journalisten Deniz Yücel, der von Februar 2017 bis Februar 2018 in Untersuchungshaft saß. Auch Yücel wurde „Terrorpropaganda“ vorgeworfen. In Deutschland gab es zahlreiche Solidaritätskundgebungen, die seine sofortige Freilassung forderten.

Yücel saß die längste Zeit in strenger Einzelhaft und durfte erst nach 290 Tagen einen Mitgefangenen treffen. Nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft reiste der „Welt“-Journalist zurück nach Deutschland. Die Staatsanwaltschaft fordert in ihrer Anklage 18 Jahre Haft. Auf Yücels Antrag befasst sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit dem Fall.pum