Hamburg. Die Türkei sorgte für seine Verhaftung, als der Mann in Italien im Urlaub war. Was genau ihm vorgeworfen wird, ist unklar.

Einem kurdischstämmigen Hamburger Geschäftsmann droht die Auslieferung in die Türkei. Er war auf Betreiben der Türkei per internationaler Fahndung gesucht und im Urlaub im italienischem San Remo von Interpol festgenommen worden. Das meldete die "Welt". Der Bundesregierung sei der Fall bekannt und sie bemühe sich darum, die Auslieferung zu verhindern.

Erfolgreiches Gerichtsverfahren gegen Behandlung im türkischen Gefängnis

Was dem 1973 geborenen Mann vorgeworfen wird, ist unklar. Sein Name wurde aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genannt. Er besitzt die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft. Offenbar wird er mit der seit 1993 verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung gebracht und war vor Jahren vor der türkischen Justiz nach Deutschland geflohen. Dort erhielt er Schutz und betrieb ein Gerichtsverfahren gegen seine Behandlung im türkischen Gefängnis. Mit Erfolg. 2012 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei zu einer Strafzahlung.

Diese Historie legt die Vermutung nahe, dass die Türkei einen Terrorvorwurf gegen den Hamburger erhebt. Kritiker hatten Interpol in der Vergangenheit schon des öfteren vorgeworfen, sich zum Werkzeug von Despoten zu machen. Immer wieder waren in der Vergangenheit Menschen bei Auslandsreisen festgesetzt worden, weil unter fadenscheinigen Vorwänden erwirkte internationale Fahndungen gegen sie in Gang gesetzt worden waren.

Zuletzt war der türkischstämmige Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli im August 2017 im Urlaub in Spanien inhaftiert worden. Zwei Monate später konnte er das Land als freier Mann verlassen. Die Türkei hatte wiederholt versucht, seiner habhaft zu werden, war 2017 aber an der spanischen Justiz gescheitert.