KREIS Harburg . Für Winsen, Buchholz und Buxtehude geht es um viel Geld – Erste Daten aus einem für den HVV erstellten Gutachten liegen vor.

Im Landkreis Harburg rückt die Entscheidung für einen günstigeren HVV-Tarif zwischen Hamburg sowie Winsen und Buchholz immer näher. In der Kreisstadt wird sich am heutigen Abend der Bauausschuss mit dem Thema befassen. Die Politiker wollen in der Sitzung ihre im September 2017 beschlossene Resolution für günstige Tarife bekräftigen. Gleichzeitig fordert die Verwaltung in ihrem Beschlussvorschlag, dass die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) in Hannover für die Verluste durch die günstigen Preise aufkommen soll.

Doch in Winsen ist bekannt, dass das Land von einer Besserstellung der Städte, zu denen auch Buxtehude zählt, „nicht begeistert ist“, wie es in der Vorlage zur Ausschusssitzung heißt. Denn die bereits über mehrere Jahre diskutierte Tarifreform würde nicht ganz billig werden. So hat der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) einen externen Berater die Einnahmeverluste ausrechnen lassen. Zwar liegt das ausführliche Gutachten noch nicht vor. Es ist derzeit „zur Sommerpause“ angekündigt, wie Heinrich Helms sagt, der Sprecher der Stadt Buchholz.

Doch einige Szenarien sind bereits bekannt. Im einzelnen geht es darum, dass Winsen, Buchholz und Buxtehude vom Ring D in den Ring C aufrücken sollen. Pendler würden dadurch erheblich sparen können. So würde, hatte der Stadtrat von Winsen in seiner Begründung für die Resolution dargelegt, eine Monatskarte zum Hamburger Hauptbahnhof im Ring C 132,80 Euro statt im Ring D bisher 159,70 Euro kosten. Ausschlaggebend, so wird argumentiert, solle die Entfernung in die Hansestadt sein. Derzeit aber gehören Kaltenkirchen (42 Kilometer) oder Elmshorn (35 Kilometer) zum günstigeren Ring C, während die Winsener, die nur 31 Kilometer bis Hamburg zurückzulegen haben, mit dem Ring D leben müssen.

Die Neuordnung würde nach den ersten Modellrechnungen der Gutachter zu Mehrkosten zwischen 2,33 und 3,34 Millionen Euro im Jahr führen. Winsen müsste davon zwischen gut 800.000 und knapp 1,2 Millionen Euro tragen. Ein Betrag, der wohl für die Kreisstadt nur schwer zu stemmen wäre. Schon deshalb soll der Bauausschuss ja auf die Zuständigkeit des Landes beharren. Denn die liegt für den öffentlichen Schienenpersonenverkehr nun einmal in Hannover.

Zuletzt hatten sich die Bürgermeister der drei Städte zusammen mit Vertretern der Landkreise am 11. April beim HVV in Hamburg getroffen. „Eine neue Tarifstruktur ist aber bislang an der Finanzierung gescheitert“, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl. Er verweist dabei darauf, dass der Verkehrsverbund nicht entscheidet, sondern vielmehr seine Expertise bereitstellt und berät. In Winsen wird dazu heute Abend Matthias Wiarda, der HVV-Bereichsleiter Tarif und Vertrieb erwartet.

Immerhin geht Vohl davon aus, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen ist. Er sagt aber auch: „Es gibt Signale von den beiden Ländern Hamburg und Niedersachsen, dass sie Einnahmeverluste nicht übernehmen wollen.“

Diese Verluste könnten sich dadurch ergeben, dass die sinkenden Tarife nur wenige neue Pendler auf die Bahn bringen würden, wie die Landesnahverkehrsgesellschaft argumentiert. Für die Strecken nach Hamburg sind die Kapazitäten zudem stark ausgelastet. Für mehr Fahrgäste müssten mehr Fahrten angeboten werden. Ob sich die auf den vorhandenen Gleisen unterbringen ließen, ist die nächste Frage. Der HVV rechne, so berichtet die Winsener Verwaltung, nicht mit „nennenswerten Nachfrageeffekten.“

Rückendeckung für die Forderungen der drei Städte kommt jedoch von der CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft. Ihr Antrag „ Staus schon vor den Stadttoren stoppen – HVV-Tarifring C auf Buchholz, Buxtehude und Winsen ausweiten“, schaffte es auf Vorschlag der Linken bis in den Verkehrsausschuss. Mit dem Land Niedersachsen und den betroffenen Städten solle eine „gemeinsame Finanzierung der zu erwartenden Einnahmeausfälle“ angestrebt werden, heißt es in dem Antrag.

Auch beim Landkreis Harburg steht die Tarifneuordnung nun auf der Tagesordnung. Im Wirtschaftsausschuss wollen sich die Politiker am kommenden Montag über Kernergebnisse aus dem Gutachten informieren lassen. Dass der Kreis bei den Kosten einspringt, scheint aber eher ausgeschlossen. Denn Harburg und auch der Landkreis Stade mit Buxtehude zahlen jeweils etliche Millionen Euro für Busverkehre. Landrat Rainer Rempe hatte im Februar zur Position der Städte Stellung genommen: „Es steht ihnen frei, sich an den Kosten für neue HVV-Tarife zu beteiligen.“