Hamburg. Experten sollen auch der Frage nachgehen, ob die hiesigen Formen der Hilfe von Familien aus anderen Kulturkreisen angenommen werden.
Das Jugendamt Hamburg-Harburg lässt den Fall des im Stadtteil Neuwiedenthal getöteten Mädchens von der Jugendhilfeinspektion prüfen. Durch die Aufarbeitung solle auch die Frage geklärt werden, ob der Kinderschutz in seiner bisherigen Form von Familien aus anderen Kulturkreisen angenommen werde, teilte das Bezirksamt am Mittwoch mit. Die Zweijährige war am Montag vergangener Woche getötet worden. Unter dringendem Tatverdacht steht der 33 Jahre alte pakistanische Vater des Kindes. Er war am Sonntag in Spanien verhaftet worden.
Bezirksamtsleiter: "Sind noch immer schockiert"
„Die Tat ist brutal und grausam - wir alle waren und sind noch immer schockiert darüber“ erklärte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch. Das Jugendamt habe die Familie betreut und unterstütze die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. „Zugleich haben wir unser eigenes Handeln kritisch hinterfragt und wollen dies in einem zweiten Schritt mit der Jugendhilfeinspektion tun.“ Die Leiterin des Harburger Jugendamtes, Sophie Fredenhagen, betonte, dass die Maßstäbe im Kinderschutz nicht abgesenkt werden dürften. Sie warf jedoch die Frage auf, ob die hiesigen Formen der Hilfe von Familien aus anderen Kulturkreisen angenommen werden.
Die Jugendhilfeinspektion soll ihren Bericht nach Abschuss der Prüfung den parlamentarischen Kontrollgremien und der Öffentlichkeit vorstellen. Die unabhängige Inspektion war Anfang 2013 eingerichtet worden, ein Jahr nach dem Tod des Pflegekindes Chantal in Hamburg-Wilhelmsburg. Die Elfjährige war in der Obhut ihrer drogensüchtigen Pflegeeltern an der Heroin-Ersatzdroge Methadon gestorben.