Hamburg. Vattenfall-Chef Wasmuth dementiert konkrete Pläne. Aber das Kohlekraftwerk passt nicht mehr ins Konzept des Konzerns.
Die deutschen Pressesprecher des Energiekonzerns Vattenfall waren am Dienstag und Mittwoch vor allem mit dem Verbreiten von Dementis beschäftigt. Wobei: Wirklich knallhart dementieren konnten sie den "taz"-Bericht über einen möglichen Verkauf des Kohlekraftwerks Moorburg auch nicht. Die "taz" hatte berichtet, der schwedische Staatskonzern Vattenfall wolle das umstrittenen Kraftwerk loswerden – binnen fünf Jahren. Konzernchef Magnus Hall wird in dem Bericht mit dem Satz zitiert: „Wir brauchen Moorburg langfristig nicht. Wir können uns andere, bessere Besitzer vorstellen.“ Gewohnt kernige Schlagzeile der "taz" über dem Bericht: „Ein Klimakiller wird verramscht“.
Mit dem Dementi war es vor allem aus einem Grund nicht so einfach: Vattenfall hat grundsätzlich erklärt, bis 2050 nur noch auf klimaneutrale Weise Energie erzeugen zu wollen. Dazu passen Kohlekraftwerke natürlich ganz und gar nicht. Auch hatte Konzernchef Hall bereits im Mai in einem Abendblatt-Interview eingeräumt: „Wir haben keine Pläne, es jetzt zu verkaufen, aber das könnte theoretisch irgendwann in Zukunft ein Thema werden, wenn jemand die Anlage effizient betreiben kann.“ Der jetzt von der EU genehmigte Verkauf der Braunkohlesparte in Ostdeutschland an die tschechische EPH-Gruppe zeigt ebenfalls, dass es Vattenfall ernst meint mit dem Abschied von fossiler Energie.
Vattenfall vergleicht Moorburg mit "jungem Schwan"
Allerdings betonte der Deutschland-Sprecher des Konzerns Stefan Müller, dass es die Aussage eines Verkaufs binnen fünf Jahren nicht gegeben habe. Es gebe auch keinen konkreten Verkaufsplan oder gar Verhandlungen. Ähnlich äußerte sich der Hamburger Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth. „Bis 2050 will Vattenfall zwar klimaneutral Energie produzieren. Das heißt aber nicht, dass wir Moorburg jetzt verkaufen wollen“, sagte Wasmuth dem Abendblatt. „Es handelt sich um das effizienteste Kohlekraftwerk in Europa und es macht Gewinne. Man kann das Kraftwerk mit einem jungen Schwan vergleichen, der sich im Laufe der Zeit entwickelt und in fünf Jahren vermutlich ganz anders aussehen wird.“
Das Kraftwerk gebe dem Konzern „die Möglichkeit, flexibel zu reagieren, wenn nicht genügend regenerative Energie zu Verfügung steht“. So sei Moorburg im August „mit beiden Blöcken zu 98 Prozent der Zeit gelaufen, weil es kaum Sonne oder Wind gab“, sagte Wasmuth. „Diese Flexibilität und Sicherheit wird man in Zukunft vielleicht noch stärker zu schätzen wissen als heute.“ Da das Kraftwerk genehmigt sei und privatwirtschaftlich betrieben werde, „könnten wir den Käufer frei aussuchen, ohne dass die Stadt mit darüber entscheiden dürfte“, so Wasmuth. „Aber, wie gesagt: Dafür gibt es keinerlei konkrete Pläne. Wir haben uns für Hamburg immer als ein guter und verlässlicher Partner erwiesen – und das wollen wir auch bleiben.“
Die Umweltbehörde wollte die Diskussion nicht kommentieren. „Das ist eine Entscheidung des Unternehmens“, so Behördensprecher Jan Dube.
Manfred Braasch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sagte, die Diskussion komme nicht überraschend. „Schon jetzt gilt das Kraftwerk als Fehlinvestition“, so Braasch. „Die Konzernleitung vollzieht eine Kehrtwende und will jetzt offenbar den konsequenten Kohleausstieg. Ein Kraftwerk wie Moorburg passt nicht zur Energiewende und gilt zurecht als Klimakiller. Daher wird es spannend, wer dieses Kohle-Monstrum letztlich kaufen wird.“