Harburg. In Harburg stehen zwei Wohncontainer als zusätzliche Schlafplätze für Obdachlose zur Verfügung und werden gern angenommen.

Seit einem Monat leben Anke und ihr Freund in einem Wohncontainer in der Hermann-Maul-Straße. Anke ist seit einem Jahr obdachlos. Ihr Partner lebt seit 17 Jahren auf der Straße – auf Platte, wie es heißt. Bevor das Paar endlich ein Dach über dem Kopf bekommen hat, war der Schlafplatz häufig eine Parkbank. Für Anke, die an einer Nierenerkrankung leidet, war das eine lebensgefährliche Herausforderung. Die Frau hat sie aber mit Mühe überstanden. „Wir sind Kämpfer“, sagt sie. „Ich bin Kämpferin und ziehe meinen Mann mit“.

Vom 1. November 2015 bis zum 31. März 2016 organisieren die Stadt Hamburg und Kirchengemeinden im Rahmen des Winternotprogramms für Obdachlose zusätzliche Übernachtungsplätze. Zur Zeit stehen etwa 140 Plätze in Wohncontainern und ungefähr 600 Plätze in Massenunterkünften den Bedürftigen zur Verfügung.

Der Wohncontainer verfügt über alles Notwendige: Heizung, Strom, Wasser, schlichtes Möbel und ein paar elektrische Haushaltsgeräte
Der Wohncontainer verfügt über alles Notwendige: Heizung, Strom, Wasser, schlichtes Möbel und ein paar elektrische Haushaltsgeräte © HA | Anastasia Raevskaya

Großunterkünfte sind eher zentral gelegen. In Harburg sind allerdings nur vier Plätze in Zweibett-Containern vorhanden. Die Wohncontainer werden von der St. Trinitatis-Kirchengemeinde und der St. Petrus-Kirchengemeinde Hamburg-Heimfeld betreut. Einer davon wird gerade von Anke und ihrem Freund bewohnt.

Die geringe Anzahl an Plätzen sei teilweise auf begrenzte Kapazitäten zurückzuführen, sagt Friedhelm Wittmeier von der Stadtteildiakonie Harburg-Mitte: „Es gibt nicht immer genug Freiwillige, die sich zum ehrenamtlichen Engagement bereit erklären.“ Außerdem seien wenige Plätze einfacher zu betreuen, sagt Wittmeier.

Auseinandersetzungen zwischen den Containern-Bewohnern oder Unfälle sind keine Seltenheit. In einem Fall wurde sogar ein Mann in seinem Container tot aufgefunden. „Es kann alles Mögliche passieren“, sagt Friedhelm Wittmeier. „Bei wenigen Plätzen haben wir eine bessere Übersicht als in einer Großeinrichtung.“

In Harburg sind derzeit zwei Ehrenamtliche tätig. Eine von ihnen ist Diana Kirscht, die seit ein paar Wochen beim Winternotprogramm hilft. „Obdachlose haben mir immer Leid getan“, sagt die junge Frau und fügt hinzu, sie habe das Bedürfnis, denen zu helfen, die nie eine Chance im Leben gehabt haben und in einem falschen Umfeld aufgewachsen sind.

Am Anfang hat sich Kirscht ihre Tätigkeit anders vorgestellt. Sie wollte lieber in der Küche aushelfen oder Einkäufe machen. „Ich bin kein Mensch, der aktiv auf andere Menschen zugeht“, sagt die Helferin. Jetzt müsse sie sich jedoch an einen regelmäßigen Kontakt mit Obdachlosen gewöhnen.

Die Freiwilligen kommen einmal pro Woche zum Wohncontainer, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist. Je nach Bedarf helfen sie ihren Schützlingen beim Ausfüllen von Anträgen auf Sozialhilfe oder begleiten sie bei Behördengängen. Anke und ihr Freund leben davon, die Obdachlosenzeitung „Hinz&Kunzt“ zu verkaufen.

Für Anke und ihren Lebenspartner bedeutet der schlichte Wohncontainer in der Hermann-Maul-Straße, dass sie im Winter vor der Witterung geschützt sind und nicht in der Kälte übernachten müssen. Im Wohncontainer gibt es alles zum Leben Notwendige: Heizung, Strom, Wasser, ein paar Möbel, einen Wasserkocher und sogar ein kleinen Laptop. Darüber hinaus steht noch ein Sanitärcontainer daneben, der über eine Toilette und auch eine Dusche verfügt.

Die Stadtteildiakonie Harburg-Mitte sorgt dafür, dass die Container den Stromanschluss und Wasser haben. In Kooperation mit der Beratungsstelle für Wohnungslose bemüht sie sich auch darum, dass Obdachlose eine ständige Unterkunft finden. Für Anke und ihren Partner wäre eine eigene Wohnung ein Traum. Sie sehnen sich nach einem eigenen richtigen Zuhause.