Harburg. Der Landesbetrieb für Immobilienmanagement und Grundvermögen hat das Gebotsverfahren gestoppt. Schwerer Schlag für Investor Pfeifer.

Bleibt die Metamorphose der „Alten Fischhalle“ im Binnenhafen in ein maritimes Kulturzentrum mit Galerie unterm Dach nur ein schöner Traum? Laut einem offiziellen Schreiben hat der Hamburger Landesbetrieb für Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) das Ausschreibungsverfahren jetzt gestoppt und alle weiteren Verhandlungen zur Veräußerung des Backsteinbaus aus dem Jahr 1906 beendet.

Für Investor Werner Pfeifer ist das ein schwerer Schlag. Der bekannte Harburger Journalist und Musiker hatte sich bereits frühzeitig mit einem Konzept um den Erhalt der geschichtsträchtigen Immobilie bemüht – und für seine Vision eines maritimen Kulturzentrums viel Zustimmung erhalten. Nicht nur in der Bezirkspolitik, auch in der Verwaltung. „Was das LIG jetzt macht, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte er dem Abendblatt.

Viele Klauseln des Kaufvertrags bergen zu viele finanzielle Risiken

Anlass für den Sinneswandel im Landesbetrieb sind die zähen Nachverhandlungen des vorgelegten Kaufvertrags. Pfeifers Ansicht nach beinhaltet er zu viele Auflagen für die künftige Nutzung von Grundstück und Gebäude. „Das vorliegende Papier konnte ich so einfach nicht unterzeichnen. Viele Klauseln bergen finanzielle Risiken in Form von Vertragsstrafen, die ich so nicht akzeptieren kann. Außerdem ist es doch vollkommen normal, dass es für solche Art von Verträgen Nachverhandlungen gibt“, sagt der Polizeireporter vom NDR-Hörfunk. Um das Vertragswerk zu prüfen, hat er sich extra juristischen Beistand durch einen Fachanwalt geholt.

Zum besonderen Streitpunkt ist jetzt offenbar die Einbindung der Geschichtswerkstatt Harburg geworden. Teil des Pfeiferschen Konzepts war, ihr unter dem Dach der „Alten Fischhalle“ ein neues Domizil zu geben. Auch, um damit einen festen Mieter zu haben. Allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass die Geschichtswerkstatt auch weiterhin durch den Bezirk finanziell gefördert wird. Anders sei die Miete für den Verein nämlich nicht aufzubringen.

Verwaltung hofft auf Kompromiss mit dem Landesbetrieb

Der Landesbetrieb sah in Pfeifers Einschränkung ein unzulässiges Hintertürchen, das er nicht hinnehmen wollte. „Das Gebotsverfahren zur Fischhalle im Binnenhafen wurde aufgehoben, nachdem der erfolgreiche Bieter des Verfahrens im Rahmen der folgenden Verkaufsverhandlungen versuchte, wesentliche Bestandteile der Ausschreibungsbedingungen wegzuverhandeln.

Außerdem konnte er im Konzept geforderte Bedingungen für einen späteren Betrieb der Fischhalle nicht leisten“, erklärte der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker. Über die daraus zu ziehenden Konsequenzen und das weitere Vorgehen würde es nun einen engen Austausch zwischen LIG und Bezirksamt geben.

„Die Verwaltung hat nach wie vor großes Interesse daran, dass das Projekt realisiert wird“, versicherte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch auf Abendblatt-Nachfrage. Das Konzept sei stimmig und der weiteren Entwicklung des Binnenhafens zuträglich. Deshalb gehe es jetzt darum, mit dem LIG einen „vernünftigen Kompromiss“ zu finden. Völsch sieht dafür gute Chancen.

Immerhin sei das Bezirksamt dem Landesbetrieb hinsichtlich der Bebauung des Grundstücks, das im Norden an den Lotsekanal grenzt, „sehr entgegengekommen“. Im Gegenzug erwarte man nun, dass sich der LIG auch gesprächsbereit in der Causa Fischhalle zeige. „Der Harburger Baudezernent Jörg Heinrich Penner ist da bereits in intensiven, ergebnisoffenen Gesprächen mit der Leitung des Landesbetriebs“, so Völsch.

Aufkündigung des Kontrakts kommt für Pfeifer zur Unzeit

Unterdessen sind Spekulationen aufgekommen, der Landesbetrieb verfüge inzwischen über einen Investor, der den Rest des Terrains entwickeln will und entsprechende Begehrlichkeiten im Hinblick auf das Teilstück der Fischhalle geäußert habe. Die Aufkündigung des Kontrakts kommt für Pfeifer zur Unzeit.

Nach wochenlangem, vergeblichen Bemühen einen Betreiber für das geplante Bistro zu finden, hatte kürzlich eine Gastronomin großes Interesse bekundet, sich in der Fischhalle zu engagieren. Überdies habe der Barde bereits rund 20.000 Euro investiert, unter anderem in Architekten- und Anwaltskosten. Nach aktuellem Stand muss er dieses Geld wohl abschreiben.