Harburg. In Harburg ist schon manch alter Kahn abgesoffen und musste geborgen werden. Dem Schoner Thomas MacDonagh droht vielleicht schon bald ein ähnliches Schicksal.

Traumschiffe haben Harburgs Binnenhafen bislang kaum berühmt gemacht, wohl aber Schiffsträumer, die mit ihren alten Kähnen noch einmal in die weite Welt hinaus wollten, dann zumeist aber nicht weit kamen.

Eines der spektakulärsten Albtraumschiffe, die in „Atlantis“ umgetaufte „Gloria D.“, hatte zur Erleichterung vieler den Harburger Hafen Mitte Juli 2012 an der Leine zweier Schlepper verlassen. Erst Ende März dieses Jahres war der im Binnenhafen gesunkene Kutter „Sassnitz“ geborgen und zum Abwracker geschleppt worden.

Und auch heute treibt es Beobachtern der in Harburg liegenden Oldtimerschiffe Sorgenfalten ins Gesicht, wenn sie an den Zweimast-Gaffelschoner „Thomas MacDonagh - Dublin“ denken. Auch der seit Jahresbeginn am Lotsekai liegende Frachtensegler „Undine“ sorgt für Gesprächsstoff, weil er nicht mehr - wie ursprünglich angekündigt - im Lieferverkehr zwischen Hamburg-Sylt unterwegs ist.

„Thomas MacDonagh – Dublin
„Thomas MacDonagh – Dublin" im Sommer 2008 bei der Einlaufparade der Kieler Woche © Andreas Kölbl, a.koelbl@online.de, IBAN: DE28200100200337647208 BIC: PBNKDEFF , Andreas Kölbl, H.-Tessenow-Str. 12, 18146 Rostock | Andreas Kölbl

Dieses Jahr musste laut Eigner Torben Hass Pause eingelegt werden, weil die Berufsgenossenschaft Gebühren erhöhte und ein Ausweg das zeitaufwändige Ausflaggen in ein Zweitregister war.

Die „Undine“ (Meerjungfrau) soll seinen Worten nach bereits im April 2016 wieder soweit sein, dass sie mit Fracht und mit Passagieren die Fahrt aufnimmt. Zuvor muss sie noch in die Werft zum Auffrischen des Anstrichs und zur Reparatur der Takelage. Torben Hass möchte Harburg für die Undine weiter als Heimathafen behalten.

Auch der Verein Museumshafen Harburg (MuHaHar), der seit Anfang November für die Liegeplatzvermietung am Lotsekai und am Kanalplatz zuständig ist, hat ein Interesse daran, die Undine am Lotsekai zu behalten.

„Wir wollen mit dem Eigner einen Liegeplatzvertrag abschließen“, sagt der zweite Vorsitzende Gorch von Blomberg. Und Torben Hass kündigt an, sich mit der Undine am ersten „Schwimmenden Nikolausmarkt“ des Museumshafenvereins am Sonntag, 6. Dezember, beteiligen zu wollen. Er denkt auch an Vortragsreihen an Bord. Erster Vortragstitel: „Unter die Reeder gekommen.“

Frachtensegler
Frachtensegler "Undine" liegt seit Anfang 2015 am Lotsekai im Harburger Binnenhafen © HA | Jochen Gipp

In geläufiger Schreibweise „unter die Räder“ scheint der einst stolze Zweimast-Gaffelschoner „Thomas MacDonath“ gekommen zu sein. Er befindet sich seit etwa zwei Jahren in Besitz eines Mannes, der in der maritimen Szene als „Kutter-Max“ bereits über die Grenzen Harburgs hinaus bekannt ist – einerseits wegen seiner Qualitäten als guter und hilfsbereiter Metallbau-Handwerker, andererseits aber auch, weil dem Kutter-Max schon mehrfach alte Schiffe abgesoffen sind und geborgen werden mussten: Im Dezember 2011 der Fischkutter „Saparua“ im Harburger Überwinterungshafen. Zwei Monate zuvor war ihm der Fischkutter „Hecht 6“ bei einem Abschleppmanöver auf der Unterelbe bei Wischhafen auf Grund gelaufen und umgekippt.

Das notwendige Kleingeld für die Bergung hatte der heute 61 Jahre alte Metallbaumeister aus Hannover, der einst einen 16 Mitarbeiter zählenden Betrieb bei Hannover besaß, aber nie bezahlen können. Vor gut 15 Jahren war seine Firma pleite gegangen. Aus dem Schuldenloch ist er bis heute nicht herausgekommen.

Nun sitzen ihm die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) und die Wasserschutzpolizei im Nacken, damit er mit der Thomas MacDonagh von der HPA-Spundwand am Süderelbeufer bei Neuland verschwindet. Die gesetzte Frist läuft jetzt ab. „Ich werde das Schiff nach Wismar bringen“, verspricht Kutter-Max.

Aus dem Harburger Binnenhafen, vom Kanalplatz, hatte der Eigner sein Schiff entfernen müssen, weil er dort die Liegeplatzgebühr nicht bezahlt hatte. Dann war er zur Spundwand nach Neuland gefahren. Dort hatte ihm im Sommer allerdings ein Unbekannter die Leinen gelöst und das Schiff war auf der Uferböschung gelandet.

Inzwischen liegt der Schoner wieder vertäut an der als Liegeplatz nicht ausgewiesenen Spundwand. Gleich daneben befindet sich der Sportboothafen des Neulander Yachtclubs. Die Vereinsmitglieder sind in Sorge, das Schiff könnte bei Eisgang im Winter in ihren Hafen gedrückt werden und dort untergehen.

Eine Bergung könnten sie nicht bezahlen. Dann wäre für sie die Saison 2016 gelaufen. „Da muss sich der Neulander Yachtclub keine Sorgen machen. Ich bringe mein Schiff nach Wismar“, sagt Kutter-Max.

Die Thomas MacDonagh war ab 1969 für 30 Jahre Fischereifahrzeug in Irland, 2006 baute sie ein Deutscher Eigner zum Segelschoner für Fahrten auf der Ostsee um, 2009 wurde sie nach Spanien für Delphin-Beobachtungen verkauft. Dort nahm das Schiff innerhalb kurzer Zeit großen Schaden und war fast zum Wrack heruntergekommen nach Hamburg gekommen.