Harburg. Elena Meißner spielt im Harburger Theater in „Er ist wieder da“ Hitlers Sekretärin – und erklärt ihm das Internet. Ein Interview.
Es ist wieder da: Nach 29 ausverkauften Vorstellungen am Altonaer Theater zeigt die Stäitsch Theater Betriebs GmbH das Erfolgsstück „Er ist wieder da“ nach dem Buch von Timur Vermes jetzt auch in zum ersten Mal in Harburg. Er, das ist Adolf Hitler, der im Jahr 2011 in Berlin erwacht und Karriere in den Medien macht. Doch was wäre der größte Verbrecher der Geschichte ohne pfiffige Assistentin? Das Abendblatt sprach mit der Hamburger Schauspielerin Elena Meißner, 42, die in der Satire Hitlers neue Sekretärin spielt.
Hamburger Abendblatt: Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?
Elena Meißner: Ich spiele insgesamt sieben Rollen in dem Stück. Für mich als Schauspielerin ist das eine Art Handwerksüberprüfung. Ursprünglich sollten es noch mehr sein, ich hätte mich achtzehnmal umziehen müssen! Ich kenne den Regisseur Axel Schneider schon lange. Nach einer Premierenfeier sagte er zu mir: „Ich habe da etwas Schönes für dich.“ Mehr hat er zunächst nicht verraten. Gemeint war die Rolle der Vera Krömeier. Eine Figur, die es Spaß macht zu spielen.
Als Hitlers Assistentin Vera Krömeier dürften Sie die meist unterschätzte Rolle in der Satire spielen. Immerhin ist die Berliner Göre die einzige, die später moralische Skrupel zeigt. Was denkt Krömeier eigentlich über Hitler?
Elena Meißner: Sie hat einen super Job in den Medien. Sie findet Hitler amüsant und bewundert ihn. Wie alle anderen glaubt sie ja nicht, dass es sich um den echten Diktator handelt, sondern um einen genialen Komödianten. Als ihre Großmutter ihr die Augen über den Holocaust öffnet, verändert sich ihr Blick auf Hitler.
Zwischen Hitler und seiner Sekretärin entwickelt sich zunächst eine Intimität, dass man meinen könnte, Krömeier sei in ihn verliebt...
Elena Meißner: In einer Szene steht dieser Eindruck im Raum, aber nein; Krömeier ist nicht in Hitler verliebt. Ihr Verhältnis zueinander war von uns nie amourös gedacht. Es ist eher Bewunderung wie für einen Popstar.
In einer Szene tätschelt Hitler seine Assistentin väterlich die Wange. Wie ist das als Schauspielerin, wenn man einem erschreckend echt aussehenden Hitler so nahe kommt?
Elena Meißner: Die Figur Hitler wirkt ja nicht gefährlich, weil wir die Rollen ja spielen und einen anderen Bezug zu dem Geschehen auf der Bühne haben als der Zuschauer.
Die internetaffine Vera Krömeier verschafft Hitler die E-Mail-Adresse „neue-reichskanzlei“, was den Diktatur ungemein erfreut und auch im Publikum ein Brüller ist. Wäre eine solche Email-Adresse erlaubt?
Elena Meißner: Wir haben das nicht recherchiert. Nach dem Skript ist auch „Obersalzberg8“ eine Option gewesen.
Die Hitler-Satire ist ein Riesenerfolg. Das Ensemble hat Aufführungstermine bis in das Jahr 2017. Wie ist der Umgang untereinander?
Elena Meißner: Wir verstehen uns gut und sind auch hinter der Bühne albern. Wortwitze und komische Textänderungen sind da keine Seltenheit.
Der Erfolg des Stücks beschert auch den Schauspielern eine unerwartete, zusätzliche Gage. Wer viel Geld verdienen möchte, darf nicht Theaterschauspieler werden. Haben Sie ihre Berufswahl schon einmal bereut?
Elena Meißner: Es gab Momente, da habe ich überlegt, vielleicht doch zu studieren. Ich hätte den Beruf nicht gewählt, wenn ich reich hätte werden wollen. Die Freude am Beruf gleicht das Finanzielle aber immer aus.
Sie haben 1999 in dem Kinofilm „Sonnenallee“ mitgespielt. Hätten Sie nicht Filmkarriere machen können?
Elena Meißner: Ich war damals ganz unbedarft. Als wir drehten, habe ich mir 1000 Deutsche Mark Vorschuss geben lassen und bin durch die Cafés in Berlin gezogen. Alles war aufregend. Ich bekam danach tatsächlich einige Anfragen vom Film. Ich war gerade ein Jahr am Schauspielhaus Bochum und lehnt die Angebote ab, weil ich in den Proben am Theater steckte. Vielleicht hätte man mehr daraus machen können, aber für mich war die Entscheidung richtig
Sie sind in Bochum aufgewachsen und leben seit fünf Jahren in Hamburg. Mit welchem Bild über den Stadtteil Harburg wurden Sie als Zugezogene konfrontiert?
Elena Meißner: Das Erste, das ich über Harburg gehört hatte, war, dass der Attentäter Mohammed Atta dort gelebt hat. Das hat zunächst mein Bild von Harburg geprägt. Aber wenn man sich im Umkreis des Theater bewegt, entdeckt man die Lämmertwiete mit den vielen Restaurants. Es hat etwas von einem Dorfkern. Ich sitze auch gerne auf dem Theatervorplatz. Das Theater ist für mich wie eine Insel, und die Arbeitsbedingungen mit der neuen Insel sind für mich als Schauspielerin optimal
„Er ist wieder da“, nach dem Roman von Timur Vermes, Bühnenfassung von Axel Schneider, 14. - 16. Oktober, jeweils 20 Uhr, Harburger Theater, Kartentelefon: 040/333 95 060 (16 bis 32 Euro)