Fischbek/Neuland. 300 kommen sofort, weitere folgen schnell. In der ZEA Neuland brachten Kinder unterdessen Spielzeug vorbei.

Die Rede ist nicht mehr von einer Unterkunft, in der Pressemitteilung wird das Wort „Quartier“ benutzt. Bis zu 4200 Flüchtlinge ziehen nach Fischbek – seit gestern. Im Gebäude des ehemaligen OBI-Marktes am Geutensweg wurden eilig Feldbetten aufgestellt. Hier entsteht eine neue Erstaufnahme. 300 Plätze wurden gestern schon bereitgestellt, weitere im ehemaligen Markt sowie in Containern, die noch auf dem alten Parkplatz aufgestellt werden, werden folgen. Träger der Erstaufnahme ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK).

Das ist der erste Schritt. In den nächsten Monaten werden in direkter Nachbarschaft Folgeunterkünfte in Modulbauten entstehen. 3000 Menschen wird das DRK dort beherbergen, in Drei-Zimmer-Wohnungen, die mit sechs bis neun Bewohnern belegt werden. Dazu kommen noch die 400 Flüchtlinge in der Folgeunterkunft, die der Landesbetrieb Fördern und Wohnen bereits in der Nähe baut. Die Flüchtlingsunterbringung soll eigene Infrastruktureinrichtungen, wie etwa eine Arztpraxis und Begegnungsstätten erhalten.

Den Kaufvertrag für das OBI-Gebäude unterzeichnete die Stadt am Dienstag. Geplant war es, dass die Erstaufnahme ihren Betrieb am Monatsende aufnimmt. Der aktuelle Bedarf holte die Pläne ein. „Wir müssen heute noch 300 neu Ankommende in Hamburg unterbringen“, sagte die Leiterin des Einwohner-Zentralamtes, Johanna Westphalen, auf der Pressekonferenz zwischen den Feldbetten. „Da mussten wir schnell reagieren.“

Hamburg nimmt seit Anfang September jeden Tag 500 Flüchtlinge auf. Doppelt so viele, wie noch im August. Das bringt nicht nur das Personal an seine Kapazitätsgrenzen: In ganz Deutschland sind Doppelstockbetten ebenso Mangelware geworden, wie alles andere, was man zur notdürftigen Unterbringung von Menschen braucht. Die Feldbetten von einem Barmbeker Campingversand sind eine Zwischenlösung. „Hier wird noch einiges passieren“, sagte Westphalen. „Es werden noch Trennwände eingezogen oder aufgestellt und dann kommen schließlich Etagenbetten.“

Bezirksamtsleiter Thomas Völsch sagte, dass auch im Stadtteil noch einiges passieren muss, damit die Flüchtlinge aufgenommen werden können: „Wir müssen die Kitas und die Schulen ertüchtigen und auch einige andere Infrastrukturmaßnahmen treffen.“

Die Baufelder für die 3000 Folgeunterkunftsplätze werden derzeit für die Erschließung vorbereitet. Sind sie erschlossen, sollen jede Woche vier neue Holz-Fertighäuser entstehen, jedes mit vier Wohnungen. Bis zum Ende des Jahres soll das Quartier fertig sein. Das DRK ist auf der Suche nach Personal, um Sozialarbeiterstellen und andere Positionen besetzen zu können, die gebraucht werden, um die Riesenaufgabe zu schaffen. Schon in der Erstaufnahme wird das DRK 15 Festangestellte Kräfte beschäftigen. Dazu kommen Mitarbeiter von Wachdiensten und Reinigungsfirmen. Diese Tätigkeiten vergibt das DRK extern.

Auch freiwillige Helfer stehen schon parat. Die Initiative „Willkommen in Fischbek“ zählt 180 Mitglieder. „Wir haben uns gegründet, als noch lediglich die Unterkunft mit 400 Plätzen geplant war, deren Bau jetzt gerade begonnen wird“, sagt Ini-Mitglied Hans Korndörfer. „Jetzt versuchen wir natürlich, so schnell wie möglich hier in der Erstaufnahme zu helfen.“

Die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, gibt es nicht nur bei den Nachbarn der Unterkünfte. Sogar große Konzerne beteiligen sich. So zum Beispiel die Spielzeug-Riesen Geobra-Brandstätter (Playmobil) und Lego. Sie spendeten Pakete voller Kinderspielzeug für Flüchtlingseinrichtungen. So ein Paket brachten Kinder aus der Kita Bremer Straße gestern morgen ihren Altersgenossen in der Zentralen Erstaufnahme Neuland vorbei.

Dort werden in der Spielstube 30 Flüchtlings-Kinder vormittags betreut. Der Besuch der Spielstube ist keine Pflicht, aber mehr Platz zum Toben und mehr geistige Anregung, als in den engen Wohncontainern haben die Lütten dort allemal und ganz nebenbei fangen sie schon mal an, Deutsch zu lernen. „Die Eltern haben so auch die Möglichkeit, vormittags Termine wahrzunehmen, oder ihren Deutschkurs zu besuchen“, sagt Spielstuben-Mitarbeiterin Zafira Ulas.

Die Kinder aus der Kita Bremer Straße und die aus der Spielstube verstanden sich auch ohne Worte schnell. Begeistert rissen sie das Spielzeugpaket auf und zeigten sich gegenseitig, was sie gefunden hatten.