Harburg. Obwohl der Knopf gedrückt hatte: Busfahrer lässt 81 Jahre alten Rentner an der Haltestelle „Rabenstein“ nicht aussteigen.

Dass Lokführer der Deutschen Bahn mit ihren schnellen ICE-Zügen auf dem Weg nach Berlin den Bahnhof von Wolfsburg übersehen haben, mit hohem Tempo durch die nicht ganz unbedeutende Autostadt am Mittellandkanal hindurchrauschten und Fahrgäste weder ein- noch aussteigen konnten, ist bereits mehrfach vorgekommen und hat für Schlagzeilen gesorgt.

An einer Bushaltestelle der Hamburger Hochbahn (HHA) konnte nun ein Fahrgast nicht aus einem Linienbus der Kraftverkehrsgesellschaft KVG aussteigen, obwohl er für den Bus-Stopp vorzeitig auf den Halteknopf gedrückt hatte. Er konnte erst viel später aussteigen, musste deshalb noch mit einem Linienbus der Hochbahn die zu weit gefahrene Strecke zurückfahren und hatte größeren Zeitverlust.

Der 81 Jahre alte Werner Plett aus Marmstorf ist deshalb mächtig sauer, auch weil ihm der Busfahrer auf Nachfrage gesagt hatte, dass er an den Haltestellen der Hochbahn nicht anhalten müsse.

Die ganze Problemlage hängt mit der seit 11. Mai bestehenden Baustelle und der halbseitigen Sperrung der Bremer Straße zusammen. Noch bis zum kommenden Sonntag gilt die Sperrung, und aus dem niedersächsischen Umland kommende Busse der KVG müssen stadteinwärts nach Harburg eine Umleitung durch Marmstorf über die Straßen Schafshagenberg und Up den Wiemen nehmen.

Werner Plett war vor wenigen Tagen an der Haltestelle Up den Wiemen in Höhe Einkaufszentrum Ernst-Bergeest-Weg eingestiegen. Es handelt sich laut KVG-Sprecher Michael Fastert um die einzige Haltestelle der KVG auf der Umleitungsstrecke.

Die Umleitungsstrecke verläuft im Anschluss an die Haltestelle Up den Wiemen über die ebenfalls von den Buslinien 145 und 245 der Hamburger Hochbahn befahrenen Straßen Ernst-Bergeest-Weg und Marmstorfer Weg. Im weiteren Verlauf endet die Umleitung mit Rückkehr auf die Ursprungsstrecke, der Bremer Straße. Dort hatte der Busfahrer den 81 Jahre alten Werner Plett aussteigen lassen.

KVG-Sprecher Michael Fastert: „Wir weisen an unserer Umleitungshaltestelle Up den Wiemen mit einer Fahrgastinformation auf den begrenzten Halt unserer Busse hin. Die Umleitungsstrecke kostet uns Zeit. Um auf dem Weg zum Harburger Bahnhof im Takt zu bleiben, sind unsere Fahrer nicht verpflichtet, an den Haltestellen der Hochbahnbusse zu stoppen. Die Buslinien der Hochbahn fahren im Fünfminutentakt. Wäre der Fahrgast in einen Hochbahnbus eingestiegen, hätte er das Problem nicht gehabt.

Werner Plett sagt: „Ich war beim Einkaufszentrum in den Bus eingestiegen und wollte drei Haltestellen weiter, am Marmstorfer Weg, beim Stadtpark an der Haltestelle Rabenstein aussteigen. Von dort hätte ich nur ein paar Schritte zurück gehen müssen. Ich wollte für meine Frau von der Arztpraxis am Eißendorfer Grenzweg ein Rezept abholen. Stattdessen musste ich den ganzen Weg von der Bremer Straße mit dem 245er zurückfahren.“

Ab Montag kommender Woche soll die halbseitige Sperrung der Bremer Straße aufgehoben sein, erklärt KVG-Sprecher Michael Fastert. Dann dürfte der Busverkehr wieder planmäßig in beiden Fahrtrichtungen laufen. Der Straßenumbau im Bereich Bremer Straße/Friedhofstraße wird bis zur endgültigen Fertigstellung voraussichtlich noch bis Ende Oktober dauern.

Der Verkehrsknoten mit den weiteren Einmündungen Ernst-Bergeest-Weg und Am Großen Dahlen wird insgesamt vierspurig ausgebaut.