Das Landeskriminalamt untersucht Wiederholungen von Einbrüchen im Landkreis Harburg. Besonders Grundstücke nahe der Autobahnen gefährdet
Drei Mal in einem Jahr waren die Täter da. Von einer Autobahnraststätte aus nutzten sie einen Wirtschaftsweg direkt in den naheliegenden Ort und drangen in das Ein-Familienhaus ein, das weit zurückgezogen in einem kleinen Waldstück lag. „Solche schwer einsehbaren Grundstücke bevorzugen Täter. Daher sind sie häufiger betroffen“, sagt Kriminal-Oberkommissar Gordon Roeder, stellvertretende Leiter der Ermittler des Sachgebiets Wohnhaus in Buchholz, die Einbrecher jagt.
Mehrfach-Taten haben jetzt auch die Aufmerksamkeit des Landeskriminalamtes Hannover gefunden und sich in einer Untersuchung im Landkreis Harburg niedergeschlagen. Ein solches Vorgehen gewinnt bei dem Versuch, Straftaten vorauszuberechnen an Bedeutung, schreibt Alexander Gluba, Leiter des Sachgebiets Kriminologische Forschung in einem aktuellen Beitrag für die Fachzeitschrift Kriminalistik. Fazit: „Gut ein Viertel der verzeichneten Taten zieht eine oder gar mehrere Wiederholung (Repeats) nach sich.“
Die Aussage aus der Statistik muss zwar für die Praxis weiter analysiert werden. So gab es etwa in Seevetal einmal sechs Taten in einem Bereich. Sie wurden aber alle in einer Nacht von einem Täter begangen. Ähnlich war es bei einer Gruppe, der später 150 Taten nachgewiesen wurden. Ihr Mitglieder suchten ebenfalls mehrfach hintereinander an einem Tag in einem Wohngebiet. „Doch es gibt eindeutig Straßen, die mehrfach und häufiger von Tätern aufgesucht werden“, sagt Kriminal-Hauptkommissar Jörn Brummerloh, der Leiter des Sachgebiets Wohnhaus.
2012 gab es mehr als 1000 Wohnungseinbrüche im Landkreis
Der Landkreis Harburg wird ohnehin besonders häufig von Einbrechern heimgesucht. So wurden 2012 noch mehr als 1000 Wohnungseinbrüche registriert. Damit war die Region niedersachsenweit am zweit- oder drittstärksten betroffen. Danach jedoch gingen die Zahlen zurück. Hintergrund dafür dürfte auch die Einrichtung des Sachgebiets sein, das als größte Ermittlungseinheit in der Direktion Lüneburg mit acht Landkreisen gilt. Die Aufklärungsquote der Beamten um Brummerloh und Roeder liegt bei 26 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit wird ein Wert von 15,9 Prozent erreicht.
Einbrüchen vorbeugen können aber auch Hauseigentümer und Mieter. So sollten überquellende Mülltonnen, Zeitungsrollen oder Briefkästen unbedingt vermieden werden. Sind sie doch ein sicheres Zeichen dafür, dass niemand zu Hause ist, ebenso wie ein leerstehender Doppelcarport. Eine Außenbeleuchtung bringt nicht nur einen sicheren Heimweg, sondern auch potenzielle Diebe ins helle Licht. Dagegen zeigt ein dunkles Haus am 2. Weihnachtstag, dass die Familie auf Besuch ist. Das lockt Täter an. „Hauptgrund für die Gefahr, dass sich Taten wiederholen, ist aber die Lage von Grundstücken in der Nähe der insgesamt 18 Autobahnausfahrten im Landkreis. Die Täter fahren entlang der Hauptrouten, brechen ein und können dann schnell wieder verschwinden“, sagt Hauptkommissar Brummerloh.
Straftaten verhindern kann auch ein aufmerksamer Blick. „Es lohnt sich auf fremde Pkw, die in Wohnstraßen hinein und wieder hinaus fahren zu achtren oder auf Menschen, die mit großen Rucksäcken durch die Straßen gehen“, sagt Roeder. „Wir können dabei nur raten, auf das eigene Bauchgefühlt zu vertrauen und die Polizei unter 110 anzurufen“, sagt der Oberkommissar. Die Beamten können dann die Lage klären. Weitere Tipps gibt es unter K-einbruch im Internet oder beim Beauftragten für Kriminalprävention, Kriminal-Hauptkommissar Walter Johanßon, der unter 04181-285-108 zu erreichen ist.
In den meisten Fällen fliehen die Täter, sobald sie bemerkt werden
Die Praxis zeigt: In den allermeisten Fällen fliehen die Täter, sobald sie bemerkt werden. Wer sich also in einem solchen Fall durch Geräusche, Rufen oder das Anknipsen des Lichts bemerkbar macht, kann davon ausgehen, dass der Räuber verschwindet. So war es auch bei einem Fall in Marxen am späten Donnerstagabend. Dort hatte ein Unbekannter die Terrassentür eines Einfamilienhauses an der Straße Kamp aufgehebelt und Räume im Erdgeschoss durchsucht. Dabei stieß er im Flur gegen einen Tisch. Aufgeweckt, schaute eine Bewohnerin nach dem rechten. Als der Täter die Frau bemerkte, verließ er fluchtartig das Haus. Beute konnte er nicht machen. Sogar Hamster im Käfig, die im Streu raschelten, haben nach Erfahrung der beiden Kommissare schon dazu geführt, dass Diebe das Weite suchten.
Klar ist: Einbrüche im Kreis Harburg werden sich auch künftig nicht verhindern lassen. Nicht nur Verbrecher aus der näheren Umgebung, auch durchreisende Banden sind unterwegs. Dagegen halten werden auch künftig die Beamten des Sachgebiets Wohnhaus. „Wir wollen zudem die landesübergreifenden Zusammenarbeit mit Hamburg und Schleswig-Holstein ausbauen“, sagte Brummerloh.
Auch Soziologe Gluba forscht weiter. Mit einer Umfrage bei 100 einmal und 100 häufiger von Diebstählen betroffenen Menschen in Osnabrück sollgeklärt werden, welche Kennzeichen mehrfach betroffene Gebäude aufweisen. „Bis Ende des Jahres“, versichert Gluba, „sollen Erkenntnisse vorliegen.“