38 Grad im Schatten – Wasserflächen in Harburg und im Umland waren die Anziehungspunkte des tropisch heißen Wochenendes.
Was war das für ein Wochenende: Stahlblauer Himmel, Sonne satt und tropische Temperaturen von bis zu 38 Grad, im Schatten wohlgemerkt – mehr Sommer ging ja fast nicht. So zog es viele Bewohner des Bezirks wie des Landkreises auf der Suche nach Abkühlung und Erfrischung ans Wasser. Das Abendblatt hat mal gecheckt, wo die Massen gestrandet sind.
Im Waldbad Sieversen war schon am Sonnabendvormittag richtig was los. Gegen 15 Uhr herrschte dann aber buchstäblich der Ausnahmezustand. Vor dem kleinen Imbiss wurde die Warteschlange immer länger. Nicht nur die große Liegewiese war gut gefüllt, auch das große Schwimmbecken. Mal eben ungestört ein, zwei Bahnen ziehen – aussichtslos!
„Ist schon ganz schön voll heute“, sagt Familienvater Gunter Brecht etwas gestresst, weil er auch immer seine beiden Kinder Lena, 3, und Moritz, 5, im Auge behalten musste. „Doch wir kommen immer wieder gern hier her. Die Anlage ist echt schön, gerade für Familien mit Kindern. Weil es eben auch ein separates Becken für Kleinkinder gibt“, so der 38-Jährige.
Deutlich mehr Platz bietet die Badestelle am Finkenrieker Hauptdeich. Allerdings ist auch dieser Strand in Wilhelmsburg Süd längst kein Geheimtipp mehr. Etliche Familien haben zum Schutz ihrer Kinder Sonnenschirme und –segel über den Deich geschleppt. Mittendrin gibt es auch immer wieder Gruppen von Jugendlichen, denen einige Decken und Strandtücher genug Komfort bedeuten.
Während keine hundert Meter weiter der Autoverkehr über die Europabrücke und die Brücke des 17. Juni braust, herrscht hier unter ein babylonisches Stimmengewirr. Auf der Deichkrone hocken vereinzelt auch Gruppen aus den Flüchtlingsunterkünften in Kirchdorf Süd. „Für uns bedeutet das wenigsten etwas Ablenkung vom Alltag in der Enge des Camps“, sagt Abdul, der mit seinen beiden Begleitern aus Syrien geflohen ist.
Im Harburger Beach Club am Veritaskai ist es am Nachmittag gegen 16 Uhr noch relativ ruhig. In den Liegestühlen und auf den gut gepolsterten Lümmelinseln unter den Palmen chillen nur vereinzelt Pärchen und kleinere Gruppen. Es ist trotz der vielen großflächigen Sonnenschirme einfach zu heiß in der prallen Sonne, hier, direkt am Binnenhafenbecken.
Sehen aber offenbar nicht alle so. Denn auf einem der beiden Beachvolleyball-Courts wird emsig aufgeschlagen, angenommen, gestellt und geschmettert. Die Brüder Lars, 27, und Sven Bergmeier, 24, aus Eißendorf haben drei Gleichgesinnte gefunden und lassen es gemeinsam richtig krachen. „Bewegung tut doch immer gut“, sagt Lars Bergmeier. „Klar, an so einem Tag fließt der Schweiß in Strömen.“ Das mache aber nichts: „Schließlich gibt es Duschen und hinterher ein kühles Bier. Da fühlt man sich wieder frisch“, so der Verkaufsleiter beim Discounter Netto.
Völlig entspannt gibt sich auch Aron Kent. Er sorgt als DJ an der Strandbar für den passenden Beach-Sound mit hohem Gute-Laune-Faktor. Und das, obwohl der linke Unterschenkel in einem gut gepolsterten und sicher sehr warmen Spezialstiefel steckt. „Ich habe mir beim Fußball eine Teilabriss der Achillessehne zugezogen und warte nun auf meine OP“, erklärte Aron, der an der Uni Hamburg Volkswirtschaft studiert.
Hochbetrieb herrscht unterdessen ein paar Kilometer weiter am Neuländer See. Dort läuft die Wasserskianlage angesichts des Ansturms buchstäblich heiß. Die Schlange vor dem Starthäuschen reißt nicht ab. Wer hier auf Skiern oder Wakeboards seine Runden auf dem See drehen will, der braucht Geduld. Während sich die erfahrenen Fahrer gleich mehrfach durch den Parcours mit den weißen Rampen ziehen lassen, ist für Anfänger der Ritt übers kühle Nass nicht selten schon nach wenigen Metern beendet. Dann heißt es wieder auf dem Steg anstellen – und warten. Aber an so einem Tag ist das allemal besser, als irgendwo zu sitzen und zu schwitzen.