Hittfeld. Erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen: Eine Verlängerung der Linie S3 bringt Fahrgästen beinahe keine Vorteile.

Pinneberg, Reinbek, Wedel und Stade haben sie, Ahrensburg soll sie bekommen: die S-Bahn. Buchholz, Winsen und Lüneburg aber sind außen vor. Der Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke (CDU) wollte das ändern und regte 2012 an, die Machbarkeit eines S3-Ausbaus bis Tostedt und Lüneburg zu prüfen. Der Kreistag stellte Haushaltsmittel zur Verfügung, eine Arbeitsgruppe aus den Verkehrsunternehmen, den beteiligten Kommunen sowie der Hamburger Verkehrsbehörde wurde gebildet. Erste Resultate wurden jetzt im Kreis-Wirtschaftsausschuss in Hittfeld vorgestellt.

Fazit: Die S-Bahn-Erweiterung wäre machbar aber teuer und bringt den Fahrgästen keinen Gewinn, weder bei den Zugkapazitäten noch bei der Fahrzeit. Nur das Umsteigen in Hamburg und Harburg würde einfacher.

Systemwechselstelle würde allein 100 Millionen Euro kosten

Wie Tilo Langpap, Verkehrsplaner für Schienenverkehr beim HVV, erläuterte, würde die Systemwechselstelle – der Übergang von Stromschiene auf Oberleitung – allein 100 Millionen Euro kosten. Sie müsste zwischen dem Bahnhof Wilhelmsburg und Süderelbbrücke liegen. Somit würde die neue S-Bahn-Linie in Harburg auf dem Fernbahngleis statt im Tunnel eintreffen.

Erstes Problem ist die Einfädelung der S-Bahn in die Fernbahnstrecke. Da Güterzüge unregelmäßig verkehren, müssten im S-Bahn-Fahrplan Wartezeiten eingeplant werden. Die Deutsche Bahn müsse auf vertaktete Nahverkehrszüge keine Rücksicht nehmen. „Dadurch verlängert sich die Fahrtzeit, was die S-Bahn gegenüber dem Metronom weniger attraktiv macht“, so Langpap. Zweites Problem: Eine S-Bahn als Langzug (dreimal drei Waggons) bietet 570 Sitzplätze, ein Metronomzug mit sieben Waggons bereits 783 Sitzplätze. Um die Kapazität sowohl mit Metronom als auch S-Bahn deutlich zu erhöhen, müssten sieben Züge pro Stunde fahren (vier Metronom, drei S-Bahn), was aufgrund des überlasteten Hauptbahnhofs unrealistisch ist. Auch widerspreche es dem Konzept des sogenannten Hansenetzes, wenn nicht alle Züge von Hamburg bis Bremen fahren.

Maximal sieben Waggons darf ein Zug haben

Untersucht wurde auch, ob der Metronom Erweiterungskapazitäten bietet. Kurzfristig, zum Winterfahrplan 2015, sollen freitagnachmittags zusätzliche Züge auf den Linien RE4/RB41 (Hamburg-Bremen) und RE3/RB31 (Hamburg-Uelzen) fahren, mehr Züge der RE3/RB31 bis Hamburg statt nur bis Harburg und in den Hauptverkehrszeiten mehr Züge der RE4/RB41 ab/bis Tostedt statt ab/bis Buchholz.

Die Möglichkeiten, längere Züge einzusetzen, sind nahezu ausgeschöpft. Maximal sieben Waggons darf ein Zug haben, um die Gleise am Hauptbahnhof doppelt belegen zu können. Zum Winterfahrplan 2014 waren mehrere Züge verlängert worden. Die Züge der RB41 bleiben bei sechs Wagen, da die Bahnsteige in Hittfeld und Klecken nicht lang genug sind, „sie ließen sich bei Bedarf aber verlängern“, sagte Langpap. Er lobte Metronom dafür, dass man offensiv dafür werbe, überfüllte Züge zu meiden. Metronom kennzeichnet diese im Fahrplan mit einer Sardinendose.

Mittelfristige Verbesserungen würden im Rahmen der erneuten Ausschreibung des Hansenetzes 2019 angegangen. Und langfristig verspricht der Bau der S4 nach Ahrensburg Entlastung. Dadurch werden Gleiskapazitäten für 50 Züge täglich frei, was bis zu sechs statt bisher fünf Metronom-Züge pro Stunde und Strecke zuließe. Allerdings ist die Finanzierung der S4 noch nicht in trockenen Tüchern.

Fahrgastbeirat im Landkreis plädiert dafür, das Metronomangebot auszubauen

„Das macht nicht unbedingt Mut“, sagte Tobias Handtke (SPD) nach dem Vortrag. Arno Reglitzky (FDP) fragte, wie die Situation mit einem Extra-Gleis für die S-Bahn aussähe. „Die Variante bleibt immer offen, die Nachfrage ist aber nicht groß genug“, so Langpap. Die Ergebnisse sollen nun in den Kreistagsfraktionen beraten werden.

Der Fahrgastbeirat im Landkreis Harburg plädiert dafür, das Metronomangebot auszubauen und die Situation am Hauptbahnhof schnell zu entschärfen. „Entweder müssen die Züge länger werden oder öfter fahren. Allerdings muss der Metronom dafür zusätzliche Züge anschaffen“, erläutert Klaus Steinfatt vom Fahrgastbeirat. Am Hauptbahnhof bestünde schon jetzt die Möglichkeit, einen zusätzlichen Bahnsteig einzurichten. „Es gibt dazu verschiedene Modelle, und es ist unverständlich, dass dies bisher noch nicht umgesetzt worden ist“, so Steinfatt. Er vermisse die Einbeziehung der Heidebahn in die Überlegungen. „Auch die könnte zumindest bis Harburg fahren.“