Luhmühlen. Innenminister hält Vergabe der Reit-Vielseitigkeitsprüfungen für sicher. Zum Sommerfest der IHK Lüneburg-Wolfsburg kamen 900 Gäste.

Das Votum war klar: Politiker, Sportler, Unternehmer, Manager und alle anderen der 900 Gäste der IHK Lüneburg-Wolfsburg freuen sich auf die Reitwettbewerbe im Luhmühlen, wenn Hamburg den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2024 erhält. „Die Anlage ist schon jetzt olympiatauglich. Da wären die Hamburger mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie mit den Vielseitigkeits-Wettbewerb woanders hingehen würden“, sagte der niedersächsische Innen- und Sportminister Boris Pistorius (SPD). „Die Wettbewerbe gehören hierher“, war auch Michael Spethmann, Vorstand der Teegesellschaft Laurens Spethmann Holding, überzeugt. „Wir haben hier ein eingespieltes Team,“ sagte er bei einer von Sabine Maahn vom NDR geleiteten Diskussion über die Spiele.

Spiele sind nicht nur ein sportliches, sondern zudem ein Wirtschaftsthema

Von Luhmühlen, wo er 2005 zum ersten Mal in einem Wettebwerb stand, schwärmte auch der Vielseitigkeits-Olympiasieger von 2012, Michael Jung. „Die Anlage ist reittechnisch vom Feinsten und es gibt Platz genug, um die Zahl der mobilen Boxen stets an die Anmeldungen anzupassen“, sagte er dem Abendblatt. Wichtig sei aber auch, dass alle zusätzlich geschaffenen Einrichtungen am Ort weiter genutzt werden könnten und nicht wie an deren Orten wieder abgerissen werden müssten. „Wir haben hier eine bewährte Strecke“, sagte Jung, der davon ausgeht auch 2024 antreten zu können. „Vielleicht hat man bis dahin aber auch so viel geändert, dass man die Strecke gar nicht mehr wieder erkennt.“

Die Spiele sind dabei längst nicht nur ein sportliches, sondern zudem ein Wirtschaftsthema. „Olympia hat Strahlkraft, der Tourismus wird davon profitieren, weil die Welt auch auf das Umland von Hamburg blicken wird“, sagte die Geschäftsführerin des Heide Park Resort, Sabrina de Carvalho. Sie rechnet zwar nicht gleich für das Veranstaltungsjahr mit einem Schub. „Wir müssen aber darüber hinaus schauen und für Hamburg und dann für die Region ein eigenständiges Profil entwickeln“, sagte de Carvalho bei der Talkrunde. Minister Pistorius geht sogar davon aus, dass die durch die Spiele ausgelösten wirtschaftlichen Effekte stärker ausfallen werden als nach der Weltausstellung Expo in Hannover.

Premiere eines Werbefilms für die Verlängerung der A 39 Lüneburg-Wolfsburg

Am Vorabend des traditionellen Internationalen Vielseitigkeitsturniers erläuterte IHK-Präsident Olaf Kahle dem mit dem Hubschrauber eingeflogenen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Wünsche und Sorgen der Kammer für günstigere Energie, zum Fachkräftemangel sowie zur Infratstruktur. Als Weltpremiere ließ Kahle dabei einen Werbefilm für die Verlängerung der Autobahn 39 von Lüneburg nach Wolfsburg vorführen. Darin ärgern sich ein Familienvater, ein VFL-Wolfburg-Fan und ein Manager über die langen Fahrzeiten auf Grund des fehlenden Autobahnteilstücks. „Wir wollen mit dem Film die Bevölkerung mitnehmen und die Lage aufzeigen“, sagte Kahle, für den die A39 über die Entwicklung der Region entscheidet. Bei Gabriel läuft er da offfensichtlich offene Türen ein. „Ich habe mich schon als Landtagsabgeordneter dafür verprügeln lassen, dass ich für den Ausbau der A39 war“, so der Bundesminister, der aus Goslar stammt.

Die Diskussionsrunde(v.l.): Moderatorin Sabine Maahn, Michael Jung, Sabrina de Carvalho, Michael Spethmann und Minister Boris Pistorius
Die Diskussionsrunde(v.l.): Moderatorin Sabine Maahn, Michael Jung, Sabrina de Carvalho, Michael Spethmann und Minister Boris Pistorius © HA | Rolf Zamponi

In der Debatte über den Fachkräftemangel macht sich die IHK, die erst zuletzt eine Resolution gegen jede Form der Ausländerfeindlichkeit verabschiedet hatte, für eine deutlich verbesserte Integration der Menschen in die Arbeitswelt stark. „Wer hier eine Ausbildung beginnt, muss auch die Chance erhalten im Land zu bleiben“, sagte der IHK-Präsident. Dabei sei ihm die Nationalität des jeweiligen Bewerbers letztlich egal. „Wer sich ausbiklden lässt, ist herzlich willkommen.“ Gabriel legte dann noch nach. Nachdem der Vorschlag gescheitert sei, dass Ausländer nach Abschluss einer Berufsausbildung in jedem Fall zwei Jahre im Land bleiben dürften – „die Bayern waren dagegen“ – will er die Überlegungen dennoch voranbringen. „Wer die Ausbildung besteht, soll eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Das ist mein Vorschlag“, sagte der Minister. Schließlich werde kein Unternehmen Lehrlinge einstellen, wenn sie nach dem Abschluss ihr Bleiberecht verlieren würden. Auf der anderen Seite machte der SPD-Spitzenpolitiker aber auch klar, dass den Menschen aus den West-Balkan-Staaten kein Asyl gewährt werden könne. „Deutschland ist ein mitfühlendes Land. Aber Menschen aus sicheren Staaten müssen es wieder verlassen. Dann ist auch mehr Platz für diejenigen, die unsere Hilfe und Begleitung brauchen.“

Zu Anfang des Festes gab es leichtes Raunen

Gabriels Zeitplan war eng. Gleich nach Abschluss seiner Rede verließ er Luhmühlen. Immerhin will er, wenn erst die olympischen Reitwettbewerbe in Luhmühlen ausgerichtet würden länger in dem Ortsteil von Salzhausen bleiben. „Das ist versprochen, Herr Spethmann“, sagte Gabriel zu dem Unternehmer, der Mitgesellschafter der Turniergesellschaft Luhmühlen ist.

Nur zu Anfang des Sommerfestes gab es ein leichts Raunen auf der Tribüne. Denn in der langen Liste der Begrüßten fehlte ein Hinweis auf den politischen Hausherren, den Landrat des Kreises Harburg, Rainer Rempe. Dafür habe sich Olaf Kahle am Abend gleich mehrfach bei ihm entschuldigt, sagte Rempe später. Verstimmt wirkte der Landrat nicht. Für ihn ging der Abend am Buffet im Zelt zu Ende, nachdem der Kreistag zuvor im Schützenhaus Salzhausen seine umfangereiche Tagesordnung abgearbeitet hatte.