Moisburg. Die Moisburger Amtsmühle hat eine fast 300-jährige Geschichte hinter sich. Seit dem Jahr 1985 wird sie Wissbegierigen auch präsentiert.
Dort, wo sich Siedler an Flussläufen niederließen, wo sie den Wald rodeten, das Land urbar machten und Felder bestellten, wurden auch Mühlen erbaut. Die erste und älteste naturkraftgetriebene Maschine der Welt half fast 2000 Jahre lang bei der Verarbeitung von Feldfrüchten. Die Moisburger Amtsmühle gehört heute zu den letzten voll funktionstätigen Wassermühlen in der Region.
Seit 1985 ist sie „Außenstelle“ des Freilichtmuseums am Kiekeberg, das seither vor Ort Dauer- und Sonderausstellungen zur regionalen Mühlengeschichte präsentiert. Zum 30-jährigen Bestehen der Institution an der Este plant das Team von Juni bis Juli nun zahlreichen Sonderveranstaltungen.
Erbaut wurde das historische Gabäude um 1723
Die Geschichte der Moisburger Mühle reicht weit zurück: Erbaut wurde das historische Gebäude um 1723; erstmals urkundlich erwähnt wird eine Kornmühle aber bereits 1379. Wie aus einem Inventarium von 1817 hervorgeht, waren das Krüppelwalmdach des Vierständerbaues bereits zu diesem Zeitpunkt mit 5700 Hohlpfannen gedeckt und die Außenwände mit „Wasserklinkern“ ausgefacht. Neben der Mahltechnik befand sich im Mühlengebäude auch ein Kammerfach mit Mahlgaststube sowie Wohn- und Schlafzimmer der Müllerfamilie. Die Mühlenburschen mussten sich zum Schlafen mit einem Bretterverschlag auf dem ungeheizten Dachboden begnügen.
„Die Moisburger Mühle war eine sogenannte Bannmühle. Alle Bewohner des Amtes Moisburg waren bis 1869 verpflichtet, ihr Korn hier malen zu lassen“, erzählt Alexander Eggert, der als wissenschaftlicher Leiter der Volkskundeabteilung im Freilichtmuseum für die Ausstellung im Mühlenmuseum zuständig ist. Die sogenannte Mahlgaststube sei Treffpunkt für alle gewesen, die darauf warteten, dass ihr Korn gemahlen wurde. Viele Bauern kehrten auch im benachbarten „Amtskrug“ ein, erzählt Eggert.
Für 18.500 Reichsmark ging die Mühle in Privatbesitz über
1928 ging die Wassermühle in das Eigentum des Landkreises Harburg über, wurde an einen Müller verpachtet. In den frühen 30er-Jahren verarbeitete dieser jährlich rund 50 Tonnen Roggen zu Mehl und Schrot. 1938 ging die Wassermühle dann für 18.500 Reichsmark in Privatbesitz über, war noch bis 1972 in Betrieb. Zehn Jahre später kaufte der Landkreis die Mühle zurück. Nach einer aufwendigen Sanierung eröffnete 1985 in der alten Amtsmühle das Mühlenmuseum, das als Außenstelle in das Freilichtmuseum integriert ist.
Heute zeigt das Innere der Mühle den historischen Zustand der 1930er Jahre. Besucher erfahren so, wie der Müller mit seiner Familie in der Mühle lebte, welcher Arbeit er nachging. Eine Ausstellung im Obergeschoss zeigt die Bedeutung des Korns für die tägliche Ernährung.
Festprogramm zum Jubiläum
Den runden Geburtstag des Museums feiert das Kiekeberg-Team nun mit einem Festprogramm. Los geht’s am Mittwoch, 3. Juni, 19 Uhr, mit einem plattdeutschen Liederabend von Paul Petersen vom Heimat- und Verkehrsverein Estetal. „Allens wat tellt is Leeven“ heißt der Titel der Abendveranstaltung. Der Lauenburger Lehrer präsentiert in der außergewöhnlichen Atmosphäre des Mühlenmuseums seine launigen Alltagsgeschichten, begleitet von schwungvoller Musik. Der Eintritt ist frei; die Veranstalter bitten um eine Spende.
Am Sonnabend, 6. Juni, erzählen Oliver Uden und Achim Langenkaemper die tragisch-romantische Geschichte „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert. Der Tenor Uden ist Gastsänger an der Berliner Philharmonie, der Staatsoper Unter den Linden und auch dem Sydney Opera House. Gemeinsam mit dem Freiburger Gitarristen Langenkaemper präsentiert er vor der historischen Kulisse der Mühle und in Kleidung aus der Biedermeierzeit sein musikalisches Können. Eintrittskarten gibt es zum Preis von 15 Euro an der Abendkasse.
Krimi-Abend mit Jörg Böhm
Am Sonnabend, 20. Juni, wird es dann gruselig. Um 19.30 Uhr steht ein Krimi-Abend mit Jörg Böhm auf dem Programm. Der Journalist und Autor liest aus seinem Roman „Und nie sollst du vergessen sein“ vor. Hauptfigur ist die junge Hauptkommissarin Emma Hansen, die ihren Urlaub in einem Dorf im Schwarzwald verbringt. Doch von Erholung keine Spur: Es geschieht ein Mord – und kurz darauf ein zweiter. Bei ihren Nachforschungen stößt Emma auf ein dunkles Geheimnis. Im Anschluss an die Lesung signiert Böhm seine Bücher und gibt Einblicke in das Leben eines Autors. Der Eintritt zur Krimi-Lesung kostet zehn Euro.
Lesung von Walter Marquardt
Letzter Gast im Jubiläums-Veranstaltungsreigen ist „Walter Marquardt un de Inbeeker Heckenrosen“. Unter dem Programmtitel „Wi sünd allwedder dor!“ liest er am Freitag, 10. Juli, von 19.30 Uhr an, Anekdoten und Gedichte aus dem Landkreis Harburg vor. Die Sängerinnen der Heckenrosen steuern allerhand plattdeutsche Lieder bei. Das Repertoire reicht von Rock und Pop über Schlager und Evergreens bis hin zu Shantys und klassischen Kirchenliedern.
Die Lieder stammen allesamt aus der Feder von Walter Marquardt, der mit seinem Chor bereits zum fünften Mal in Moisburg zu Gast ist. Eintrittskarten gibt es für 8 Euro an der Abendkasse. Eine Reservierung für die Veranstaltungen ist unter der Telefonnummer 040/790176-0 möglich.
Moisburger Mühlenfest im September
Darüber hinaus wird am 6. September, das Moisburger Mühlenfest gefeiert. Auch am „Tag des offenen Denkmals“ am 13. September ist die Einrichtung für Besucher geöffnet. Mahltage finden während der Saison zwischen Ende April und Mitte Oktober sonntags von 13 bis 16 Uhr statt.