Harburg. Nach fast zweieinhalb Jahren Bauzeit ist es soweit: Patienten, Mitarbeiter und die medizinische Technik der Harburger Helios Mariahilf Klinik zieht um.

Susanne Rahlf

Wenn ein Krankenhaus umziehen muss, dann ist das fast so, wie bei allen anderen auch. Im Idealfall schaut man sich erst einmal an, was mit kann und was weg kommt, und endlich kann man sich auch mal was Neues anschaffen. Man braucht Kartons, Helfer, die sie schleppen, und Fachleute, die sich um die Technik kümmern.

All das geschieht auch, wenn ein Krankenhaus umzieht und doch gibt es eine Menge mehr Dinge, die zu bedenken sind. „Am wichtigsten sind die Patienten“, sagt Ulf-Eckart Ulrich, und der muss es wissen.

Der 60-Jährige kümmert sich seit mehr als zehn Jahren um alles, was mit Logistik und Hausservice in den Helios-Kliniken im Norden Deutschlands zu tun hat. Nun sitzt er in einem Büro der Helios Mariahilf Klinik in Harburg und überprüft, ob seine Planung, die er mit den Verantwortlichen aus dem Hause seit Januar organisiert hat, in drei Wochen funktionieren könnte

Am letzten Wochenende im Mai werden rund 100 Patienten und alle medizinischen Abteilungen aus den alten Gebäuden in den Neubau an der Cuxhavener Straße umziehen. In der historischen Villa und in einem roten Backsteinbau wird die gesamte Verwaltung zusammengefasst, das Bettenhaus aus den 60er-Jahren wird verschwinden.

Was mit der frei gewordenen Fläche geschieht, ist noch nicht klar. „Man könnte die Parkfläche erweitern oder ein Parkhaus, vielleicht auch einen Kindergarten bauen, aber da planen wir noch nicht“, sagt Tanja Velter, Pressesprecherin der Klinik.

Doch nun muss erst einmal der Umzug über die Bühne gehen. Und das bedeutete im Vorfeld eine akribische Organisation und Planung. Hier half vor allem die Erfahrung von Logistiker Ulrich, der schon für mehrere Kliniken des Helios Konzerns den Wechsel von einem Standort zum anderen geleitet hat.

Sein letztes Projekt war der Umzug einer Klinik in Northeim, bei dem 270 Patienten durch die ganze Stadt in neue Räumlichkeiten transportiert werden mussten.

„Das ist hier viel unkomplizierter, weil wir auf dem Gelände und mit weitaus weniger Patienten umziehen“, sagt Ulrich gelassen. Er hat deshalb ein Umzugshandbuch für alle Mitarbeiter entwickelt, in dem alles steht, was man wissen muss: „Ohne Struktur geht hier gar nichts,“ sagt Ulrich.

Vom Hinweis, wie die Kisten gepackt werden, bis zum minuziös geplanten Ablauf an den beiden Umzugstagen steht hier alles drin. Vom Stuhl bis zur Pinnwand wurden alle Einzelteile an Material aufgelistet, es gibt allein hier 877 Komponenten, bei der Medizintechnik sind es immerhin 822 Komponenten, die aufgelistet sind.

Die gesamte Technik wird zusätzlich speziell verpackt, auch wenn der Weg nur kurz ist, wird alles per Lkw zum Neubau geschafft. Hier liegt ein Plan von den mehr als 500 Räumen des Neubaus, jedes Teil hat schon seinen Platz und muss nur noch an seinem neuen Bestimmungsort abgestellt und eingebaut werden. 2200 Kartons stehen für den Transport bereit, rund 40 Menschen sorgen dafür, dass alles bewegt wird.

Jede Abteilung von der Küche bis zur Chirurgie zieht geschlossen um, insgesamt 33 Bereiche gehören dazu. Jeder hat einen eigenen Zeitplan. Damit die medizinische Versorgung der Patienten, vor allem aus der Entbindungsstation und der Kardiologie, lückenlos gewährleistet werden kann, beginnen diese Abteilungen schon am 27. Mai mit dem Umzug.

Am letzten Maiwochenende wird es dann Ernst. Es herrscht klare Arbeitsteilung: „Ein Team räumt den Raum aus, das nächste fährt die Sachen mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Dann gibt es Helfer, die alles zu den Lkw bringen, im Neubau wird alles in Arbeitsteilung wieder verteilt“, erklärt Ulrich. Ähnlich läuft der Umzug für die Patienten ab.

Das Deutsche Rote Kreuz wird alle Kranken per Rettungswagen von A nach B bringen. „Patientensicherheit hat dabei absolute Priorität“, betont Ulrich. Wie viele es sein werden ist einer der Faktoren, die er nicht planen kann: „Erst am 29. werden wir morgens wissen, wie viele es sind“.

Sicher ist, dass an diesem Tag die Chirurgie und die Kinderstation den Anfang machen werden. Bis zum folgenden Sonnabendabend ist dann die Umzugskarawane unterwegs, als letzte Station macht die Kinderärztliche Notfallversorgung im Altbau das Licht aus.

Aufgrund des Umzugs bleibt die Notfallversorgung der Mariahilf Klinik vom 29. bis 31. Mai geschlossen und steht erst ab dem 1. Juni wieder zur Verfügung. Im Dienst ist Asklepios Harburg.