Genehmigt und notwendig? Oder doch Baumfrevel? Sinstorfer Gemeinde und Nachbarn liegen im Clinch, nachdem auf dem Kirchengelände 13 Fichten gefällt worden sind.

Lars Hansen

Sinstorf. Angelika Buchholz ist empört: Die Bäume, auf die sie vorletzte Woche noch blickte, wenn sie aus der Tür ging, sind weg. Obwohl das nicht ganz stimmt: Die 13 Fichten sind noch da, sie stehen bloß nicht mehr, sie liegen auf dem Nachbargrundstück und sind bereits in transportfähige Stücke zerlegt.

Das, sagt Angelika Buchholz, kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Sie glaubt, ihr Nachbar, die Kirchengemeinde Sinstorf, habe die Bäume gefällt, ohne dafür eine Genehmigung zu haben.

„Der Grünstreifen ist im Bebauungsplanentwurf als schützenswertes Biotop vorgesehen“, sagt sie. „Da kann man doch nicht einfach die Bäume wegnehmen.“

Angelika Buchholz spricht nicht nur für sich. Sie spricht auch für ihre über 80 Nachbarn starke Eigentümergemeinschaft, die in den Mehrfamilienhäusern am Sinstorfer Weg ihre Wohnungen haben. „Die Bäume hier haben uns vor dem Lärm der Autobahn geschützt“, sagt sie. „Außerdem lebten in dem Gehölz Vögel und Fledermäuse.

In der Tat finden sich die Fichten in Nachbars Garten im Entwurf zur letzten Änderung des Bebauungsplans wieder. Im Plan selbst allerdings nicht. Das Gelände um das es geht, ist das Grundstück des ehemaligen Pastorats der Kirchengemeinde, vom Kirchweg aus gesehen hinter dem Gotteshaus. An der Grenze des Grundstücks zur Wohnanlage befand sich ein etwa zehn Meter langer Baumstreifen.

„Der ist über die Jahre aber nach und nach abgeholzt worden“, sagt Frau Buchholz. „Wir sind dagegen vor einigen Jahren schon einmal eingeschritten und die Fällungen wurden gestoppt. Jetzt sind die letzten Bäume weg. Ich frage mich, ob es da eine Genehmigung gibt. und ob denn gar kein Ausgleich erfolgen muss.“

Eine Nachfrage beim Bezirksamt scheint Angelika Buchholz zu bestätigen: Aktuell läge keine Fällgenehmigung vor, heißt es aus der Pressestelle.

Das Pastoratsgrundstück ist im geänderten Bebauungsplan als Wohngrundstück vorgesehen. Ein Wohnhaus steht dort auch. Nach dem aktuellen Bebauungsplan könnte das Grundstück allerdings mit drei bis vier Häusern bebaut werden. Die Anlieger fürchten, dass die Fällungen eine Vorbereitung dafür sind.

Die Kirche verneint das. „Wir haben mit diesem Grundstück keine Pläne“, sagt Pastorin Hella Lemke. „Da können wir die Anwohner beruhigen.“

Der Baumstreifen sei allerdings sturmgefährdet gewesen. „Viele Bäume in diesem Stück waren vom Borkenkäfer befallen. Ein Baum ist sogar schon auf das Nachbargrundstück gestürzt“, sagt die Gottesfrau. „Deshalb haben wir vor einigen Jahren angefangen, zu fällen.“

Nachdem die Fällungen im Jahr 2005 durch das Bezirksamt gestoppt wurden, weil keine Genehmigung vorlag, beantragte die Kirchengemeinde für die späteren Aktionen eine Genehmigung. Hierüber gehen die Angaben auseinander: Das Bezirksamt schreibt, es habe 2013 die Fällungen ohne formale Genehmigung erlaubt, da der Stammdurchmesser der Bäume unter 15 Zentimeter lag und deshalb keine Genehmigung erforderlich war. Die jetzt gefällten Fichten sind allerdings deutlich dicker

Pastorin Lemke hingegen sagt, sie hätte seit 2013 eine Genehmigung, gültig bis Ende Februar 2015. Für diese Version spricht, dass sie minutenlang aus der Genehmigung und den Auflagen, unter denen sie erteilt worden ist, vorlesen kann. Und die Auflagen könnten Angelika Buchholz und ihre Nachbarn eigentlich beruhigen.

„Als Ausgleich für die Fällungen sind heimische Laubbäume, Baumschulware, dreimal verpflanzt, anzupflanzen“, zitiert sie die Auflage. Drei große und sechs kleinere Bäume soll die Kirche setzen lassen.

„So passt sich der Baumbestand am Pastoratsgrundstück auch dem großen Gehölz hinter der Kirche an“, sagt die Pastorin. „Die Fichten waren keine heimischen Bäume und da wir die kranken bereits herausgenommen hatten, waren die verbleibenden dem Wind umso mehr ausgesetzt.“

Bis Ende März, so die Auflage, müssen die Bäume nachgepflanzt sein. „Das müssen wir uns auch einiges kosten lassen“, sagt Pastorin Lemke.