Der Landesbetrieb „Fördern und Wohnen“ stellte Neuländer Bürgern Details zur geplanten Unterkunft Lewenwerder II vor. Anwohner mahnen eine bessere Verteilung der Flüchtlinge an.

Neuland. In die geplante Flüchtlingsunterkunft Lewenwerder II sollen fast 300 Menschen einziehen. 298 Plätze gibt die in 64 Wohnungen unterteilte Unterkunft her. Sie werden allerdings wohl nicht zu 100 Prozent belegt, sagte Beate Schmid-Janssen vom Landesbetrieb „Fördern und Wohnen“ bei der Informationsveranstaltung im Elbcampus.

Der Hörsaal der Handwerkskammer-Bildungsstätte war gut gefüllt. Harburgs Kommunalpolitiker waren ebenso vertreten, wie Anwohner der bestehenden und zukünftigen Unterkünfte in Neuland sowie Harburger, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Thema war eigentlich nur die neue Unterkunft auf dem Gelände, auf dem sich schon die Wohnanlage Lewenwerder I befindet. Thema wurde aber ganz schnell die Ballung vieler Flüchtlinge auf wenig Raum: In direkter Nachbarschaft der neuen Unterkunft befinden sich bereits die Zentrale Erstaufnahme (ZEA) am Neuländer Platz, sowie die Unterkünfte Wetternstraße und Lewenwerder I.

Im Laufe des Jahres kommt an der Schlachthofstraße noch eine Außenstelle der ZEA mit etwa 300 Plätzen hinzu, wenn die Fläche auf dem Schwarzenberg geräumt wird. Dann wohnen im Umkreis von 150 Metern rund um die Autobahnabfahrt Harburg-Mitte 1500 Flüchtlinge. Den Neuländern ist das nicht geheuer. Sie haben nichts gegen Flüchtlinge, aber...

„Wenn die beiden neuen Einrichtungen fertig sind, wohnen in Neuland mehr Flüchtlinge“, als Einwohner“, behauptet Kerstin Kunde. „Wie sollen die sich integrieren? Wo sollen die versorgt werden? Welche Schulen sollen die Kinder aufnehmen? Das ginge alles sehr viel besser, wenn die Flüchtlinge im Bezirk gleichmäßiger verteilt würden. Warum gibt es keine Unterkünfte in Heimfeld oder Marmstorf?“

Weil die Stadt dort keine eigenen Flächen hat, erklärte ihr Bezirksamtsleiter Thomas Völsch. In den teureren Lagen seien die Grundstücke im Privatbesitz. Andere Neuländer machten sich weniger Sorgen um die Flüchtlinge, als um sich: Man habe ja viel gehört und gelesen, dass die Kriminalität im Umfeld solcher Wohnanlagen steige, sagten die einen.

Man traue sich kaum über die Straße, wenn dort dunkelhäutige Männer stünden, sagten die anderen. Als dann eine AfD-Politikerin versuchte, diese Stimmung mit Suggestivfragen für sich zu nutzen, wurde es laut im Saal. Längst nicht jeder wollte sie hören.

„Wir haben in Hamburg mehr als 11.000 Menschen in mehr als 70 Einrichtungen untergebracht“, sagte Heie Kettner, Referent der Sozialbehörde. „Und die meisten Einrichtungen fallen in ihrem Umfeld weder unangenehm noch überhaupt auf. Dadurch, dass Asylberechtigte mittlerweile früher arbeitsberechtigt sind, integrieren sie sich auch schneller und haben die gleichen Bedürfnisse wie ihre einheimischen Nachbarn.“

Lewenwerder II soll aus acht zweigeschossigen Containerhäusern mit je acht Wohnungen bestehen. In den Wohnungen sollen Familien für sich unterkommen und Alleinstehende leben wie in Wohngemeinschaften. „Und wenn eine Familie weniger Platz benötigt, als die Wohnung hergibt, werden wir ihnen keine Fremden aufs Auge drücken“, erklärt Beate Schmid-Janssen die nicht 100-prozentige Belegung.

Einziehen werden Flüchtlinge, die ein Bleiberecht zugesprochen bekommen haben. Das ist derzeit etwa ein Drittel der Antragsteller. „Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Behörden sind von hier zu Fuß zu erreichen“, sagt Schmid-Janssen.

Wie sich die Belegung so einer Unterkunft verteilt, wird am Wohnschiff „Transit“ im Binnenhafen deutlich. Hier ziehen im Lauf der kommenden Woche 226 Menschen ein. Das Gerücht, es wären hauptsächlich alleinstehende Männer, hat sich nicht bewahrheitet. 147 der Bewohner sind mit Familie hier, 32 als Paare oder Alleinerziehende mit Kind oder Kindern, 42 alleinstehende Frauen und tatsächlich nur 25 alleinstehende Männer.