Entgegen erster Pläne sollen zwei wichtige Brücken in der Harburger City zeitgleich saniert werden. Politiker von SPD und CDU fürchten jetzt den Kollaps für den Stadtteil.
Harburg. Dem Bezirk Harburg steht der Verkehrsinfarkt bevor. Das jedenfalls befürchten die Partner der Großen Koalition in der Bezirksversammlung Harburg, SPD und CDU. Grund: Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) plant derzeit, die Brücke über den Östlichen Bahnhofskanal im Binnenhafen und die Brücke Hannoversche Straße über die Bahnanlagen zeitgleich in der zweiten Jahreshälfte zu sanieren.
Ursprünglich war geplant, die Brücken nacheinander zu erneuern, um genau diesen Verkehrskollaps zu verhindern. Das hat sich der LSBG jetzt anders überlegt. Fast zwölf Monate dauert die Sanierung.
„Das wäre für den gesamten innerstädtischen Verkehr der absolute Irrsinn. Man würde uns die ganze ‚Hafenquerspange light‘ dicht machen. Ich frage mich allen Ernstes, wer so einen Blödsinn planen kann“, sagt SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath.
Als Hafenquerspange light gilt die Strecke zwischen der Autobahnabfahrt Moorburg (A 1) und der Auffahrt Harburg (A 7), die der Schwerlastverkehr aus dem Hamburger Hafen, beziehungsweise in den Hafen nutzt. Die Route führt durch den Binnenhafen und über die Hannoversche Straße. Auch Heimaths Koalitionspartner Ralf-Dieter Fischer, Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung, ist sauer über diese Planänderung bei der dringend erforderlichen Sanierung der Brücken.
„Wir können dann ab Sommer mit ständigen Rückstaus am Finanzamtsknoten rechnen, wo es auch schon ohne die geschlossenen Brücken regelmäßig eng wird. Denn der Verkehr in den Binnenhafen und aus dem Binnenhafen kann dann nur noch über die Seehafenbrücke fließen“, so Fischer.
Für die Brücke über den Östlichen Bahnhofskanal am Veritaskai im Binnenhafen ist der Bezirk Harburg zuständig, für die Brücke Hannoversche Straße, die Bundesstraße 75, die Stadt Hamburg. Der Bund hat die Aufgabe an die Stadt übertragen. Bezirk und Stadt haben die Sanierung beim LSBG in Auftrag gegeben. Hier laufen die Fäden zusammen.
Ursprünglich sollte ein Vertreter des LSBG die Bezirkspolitiker am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Sitzung des Harburger Verkehrsausschusses und des Stadtplanungsausschusses über den Stand der Planungen informieren. „Das wurde leider abgesagt. Auf Nachfrage erklärte man uns beim LSBG, der zuständige Referent sehe sich derzeit nicht in der Lage, uns umfänglich zu informieren“, sagt Fischer. Der Tagesordnungspunkt wurde verschoben und soll im Februar nachgeholt werden.
Um aber ein deutliches Zeichen zu setzen, hat die Große Koalition jetzt einen gemeinsamen Antrag in die Bezirksversammlung Harburg eingebracht.
In diesem Antrag fordern SPD und CDU, dass der Vorsitzende der Bezirksversammlung, Manfred Schulz (SPD) der zuständigen Wirtschaftsbehörde klar macht, dass die Bezirksversammlung Wert darauf legt, die erforderlichen Instandsetzungsarbeiten der Brücken Hannoversche Straße und Veritaskai zeitlich nacheinander durchzuführen, wie es im Antrag heißt.
Wie viel Einfluss der Bezirk bei der Sache nehmen kann, ist fraglich. Der Antrag kann lediglich Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) bei Verhandlungen mit der Wirtschaftsbehörde den nötigen Rückenwind geben.
Rückenwind braucht der Bezirk auch bei einer dritten Brücke, die dringend saniert werden muss. Ursprünglich hatte der LSBG, der auch bei der Brücke über den Westlichen Bahnhofskanal im Auftrag des Bezirks agiert, die Sanierungskosten für die alte Klappbrücke im Binnenhafen auf 1,1 Millionen Euro geschätzt.
„Jetzt erfahren wir so ganz nebenbei, dass die Kosten wohl bei dem Vierfachen liegen werden. Da hat wohl jemand ziemlichen Murks bei der ersten Schätzung gemacht“, so Heimath. Der Bezirk werde es in keinem Fall zulassen, dass die Mehrkosten aus dem Topf für die Binnenhafen-Sanierung gedeckt werden, sind sich Heimath und Fischer einig.
Ebenso wenig werde Harburg sich damit einverstanden erklären, die Brücke aus Kostengründen festzusetzen. Diese „Billiglösung“ hätte zur Folge, dass die Brücke für den Schiffsverkehr nicht mehr geöffnet werden könnte. „Wir haben wiederholt auch im Rahmen der entsprechenden Bebauungsplan-Diskussion deutlich gemacht, dass wir für die Entwicklung des Harburger Binnenhafens die Schiffbarkeit der Kanäle als unabdingbar erachten“, sagt Fischer.