Mit der Verlängerung im BID II vor einem Jahr ist nun erstmals seit einem halben Jahr ein Vermietungsmanager eingesetzt, der einen interessanten Branchenmix aus Einzelhändlern oder Handwerksfirmen generieren soll

Harburg. Menschen sind da, Kaufkraft ist da – und trotzdem ist es dem Einzelhandel in Harburgs Innenstadt, in den Fußgängerzonen Lüneburger Straße und Lüneburger Tor, noch nicht gelungen, wieder Anziehungskraft und Stärke zu zeigen, wie es einem Zentrum gebührt. Aber das soll sich ändern. Mit dem ersten Zusammenschluss der gut 100 Grundeigentümer im Business Improvement Distrikt (BID) vor fünf Jahren und der Verlängerung im BID II vor einem Jahr ist nun erstmals seit einem halben Jahr ein Vermietungsmanager eingesetzt, der einen möglichst interessanten Branchenmix aus regionalen und nationalen Einzelhändlern oder auch Handwerksfirmen generieren soll. Im neuen Jahr werden positive Veränderungen erwartet.

Der Hamburger Vermietungsmanager Norbert Radszat mit seiner Standort-Beratungsfirma Loc-Con war von der Mehrheit der Grundeigentümer aus vier Mitbewerbern ausgewählt worden. Und Radszat hält nicht hinterm Berg und sagt, dass Harburgs Ruf nicht der beste ist und „dicke Bretter“ gebohrt werden müssen, um mögliche Mietinteressenten von den Stärken des Standorts zu überzeugen.

Radszat: „Nach den ersten Jahren des BID, das die Grundeigentümer erstmals zu einer Handlungsgemeinschaft für Verbesserungen in der Innenstadt zusammenbrachte ist es nun an der Zeit, ein Vermietungskonzept für die Einzelhandelsflächen zu entwickeln. Wir haben wohlhabende Bewohner in den Landkreisen und wir haben etwas weniger wohlhabende Menschen in der City. Wir haben damit eine ausreichende Anzahl Menschen, die Geld ausgeben können. Von entscheidender Bedeutung ist es, den Brachenmix in Abstimmung mit den Grundeigentümern und auch den von ihnen eingesetzten Maklern so zu gestalten, dass die Menschen wieder einen Grund haben, in die Innenstadt zu gehen. Wir können nicht nur in Richtung Mode und Textilien schauen.“

Der Arbeitstitel für die Einzelhandelsverbesserungen lautet „Marktstraße“. Peter C. Kowalsky vom BID-Vorhabenträger konsalt sagt auch: „Die Straße kommt zurück.“ Die Lüneburger Straße wird nur noch kurz „Lü“ genannt. Kowalsky: „Bei der Fortführung der privaten und öffentlichen Investitionen in die Immobilien und den öffentlichen Raum sollte der Branchenmix einer täglich gelebten und gesuchten Toplage zu entwickeln sein. Derzeit wird das Angebot nur in Teilen so wahrgenommen.“ Für Februar 2015 ist eine Zwischenbilanz des Vermietungsmanagements geplant und gegebenenfalls eine Anpassung des Konzepts.

Zu den gesteckten Zielen gehört, das sogenannte Mittelgenre zu stärken und mit dem Einzelhandelskonzept für mehr Einheitlichkeit bei allen Akteuren zu sorgen. Die Zeiten, Harburg zum Modezentrum machen zu wollen, sind nach den Worten von Radszat vorbei. Die Lüneburger Straße und das Lüneburger Tor sind in vier Entwicklungsbereiche eingeteilt, in Lü Nord, Lü Mitte, Lü Süd und Lü Ost. Lü Ost ist der Immobilienbereich von Margot und Horst Sobottka. Dort ist folgende Nutzung für leer stehende Laden- und Gewerbeflächen vorgesehen: Zwei bis drei Sterne-Hotel, Studentenappartements, Gastronomie, Textilhaus, Marken-Outlet, Kunstgalerie, Bio-Markt, Frische-Markt, Sport, Outdoor, Fahrräder.

Bei Lü Nord-Mitte-Süd Nord-Mitte-Süd stehen unter anderem mit Blick auf die Technische Universität auf der Wunschliste: Ein Büro- und Schreibwarengeschäft, ein EDV-Computergeschäft, eine Fachbuchhandlung, Gastronomie „mit erhöhter Aufenthaltsqualität", Geschenkeladen, Ausbau inhabergeführter Fachgeschäfte, darunter auch Mode.

Die Lü bietet in den oberen Hausetagen zunehmend Arztpraxen, Anwaltskanzleien, aber auch Wohnraum. Rund 19.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind vorhanden, plus 13.500 in den Harburg Arcaden. Es gibt mehr als 200 Fachgeschäfte aus 18 Branchen. Etwa 20.000 Besucher zählt die Fußgängerzone täglich. Im Harburger Kerngebiet leben mehr als 100.000 Menschen. Die Kaufkraft liegt bei über 550 Millionen Euro.