Anwohner befürchten mehr Lärm und klagen gegen die geplante Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße. Noch gibt es kein endgültiges Gerichtsurteil. Bauvorbereitungen laufen auch 2015 uneingeschränkt weiter.
Wilhelmsburg. Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße rückt näher. Bauingenieur und Projektleiter Martin Steinkühler sieht alle bisherigen Vorbereitungen im Zeitplan. Für das kommende Jahr ist mit weiteren großen Einzelschritten zu rechnen, die seinen Worten nach abzuarbeiten sind. Derzeit laufen im Wilhelmsburger Norden umfangreiche Abrissarbeiten auf dem Bahnbetriebsgelände am Vogelhüttendeich.
Allein der denkmalgeschützte – allerdings einsturzgefährdete – Ring-Lokschuppen soll stehen bleiben. Dieses Jahr sind bereits 5,50 Meter hohe Lärmschutzwände entlang der S-Bahn zwischen Katenweg und Schwentnerring gebaut worden. Von Anfang Januar bis Ende Februar 2015 soll auch zwischen den S-Bahn- und den Fernbahngleisen eine gleich hohe Lärmschutzwand gezogen werden.
Steinkühler: „Bewohner der Wilhelmsburger Siedlungen östlich der Gleise erhalten damit erstmals Lärmschutz zu den Fernbahngleisen.“ Kommendes Jahr beginnen die Planungen für Lärmschutz im nördlichen Bahnabschnitt zwischen Neuenfelder Straße und Ernst-August-Kanal. Auch die Planungen für den Brückenbau über den Kanal gehen weiter.
Der Lärmschutz an der Bahn wird notwendig, weil bestehende Güterzuggleise vom Westrand zur Mitte des Bahngeländes verlegt werden müssen, um Platz für den geplanten Straßenbau zu schaffen. Steinkühler: „Für die Verlegung der Gleise laufen im neuen Jahr umfangreiche Vorarbeiten in unterschiedlichen Abschnitten.
Dabei muss auf den laufenden Bahnbetrieb Rücksicht genommen werden. Bevor die neue Gleisstrecke kommt, werden unter anderem Kabelschächte und Leitungskanäle angelegt oder auch Vorbereitungen getroffen für den Aufbau neuer Oberleitungen.“ Im Süden Wilhelmsburgs schließen die verlegten Gleise wieder an den bestehenden Gleisbogen Hohe Schaar an.
Zwar folgt voraussichtlich erst kommendes Jahr der Termin für das Hauptklageverfahren, aber das Oberverwaltungsgericht Hamburg hatte bereits Anfang November zwei Eilanträge gegen die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf das Bahngelände abgelehnt und damit ein Signal zugunsten von Hamburgs Stadtentwicklung gesetzt.
So laufen im Planungs- und Baubüro der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) an der Rotenhäuser Straße in Wilhelmsburg auch alle angefangenen Vorbereitungen für das riesige Straßenprojekt uneingeschränkt weiter. Dabei werden allerdings keine vollendeten Tatsachen für den Straßenbau geschaffen.
Wohl aber wird auf dem Bahngelände geräumt, damit dort ab 2017 mit dem Straßenbau angefangen werden kann – vorausgesetzt, das Gericht lehnt auch im Hauptverfahren die fünf Klagen Wilhelmsburger Bürgerinitiativen ab. 2019 soll die neue Wilhelmsburger Reichsstraße in Betrieb genommen werden.
Im Süden Wilhelmsburgs laufen ab Anfang 2015 auch größere Vorbereitungen für die neue Reichsstraße, die in Höhe Kornweide eine in großen Teilen neu gestaltete Anschlussstelle bekommen soll. Dafür hat Hamburg bereits mehreren Kleingärtnern die Parzellen gekündigt. Voraussichtlich im Januar beginnen Rodungsarbeiten.
Der vorhandene Be- und Entwässerungsgraben (Wettern) soll anschließend verlegt werden. Die beiden Bahndämme des Gleisbogens Hohe Schaar werden kommendes Jahr bereits für den Bau zweier Brücken vorbereitet. Zunächst werden voraussichtlich ab Sommer 2015 Behelfsbrücken gebaut. Die Bahn führt über die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße.
Kommendes Jahr beginnen auch Vorbereitungen an Kabel- und Rohrleitungen im künftigen Kreuzungsbereich Dratelnstraße/Rotenhäuser Straße, wo die neue Anschlussstelle Wilhelmsburg-Mitte gebaut werden soll. Die Kreuzung erhält zum Teil doppelte Abbiegespuren je Fahrtrichtung. Ob die Dratelnstraße entsprechend auch vierspurig ausgebaut wird, steht laut Steinkühler nicht fest - das sei Sache Hamburgs und nicht der DEGES.