Im Jahr 2009 wurden noch 6939 Notfallpatienten mit Rettungswagen in die Klinik an der Stader Straße gebracht. In einer Hochrechnung für das Jahr 2014 kommen die Behörden-Mitarbeiter noch auf eine Fallzahl von 3915
Harburg Die Geschäftsleitung der Helios Mariahilf Klinik in Heimfeld schlägt Alarm. Immer weniger Notfallpatienten werden in der Notaufnahme an der Stader Straße eingeliefert. Aus den vorliegenden Zahlen, so Tanja Velter, Klinik-Sprecherin, sei „ersichtlich, dass trotz nachweislich steigender Qualität unseres Angebotes die Entwicklung der Notfallzuführungen in den vergangenen Jahren rückläufig ist. Wir sind aktuell in Gesprächen mit der Politik und den entsprechenden Behörden darüber, worin diese Einbrüche begründet sind, und was wir gemeinsam für eine angemessene Verteilung dieser Notfälle an alle Kliniken in Harburg tun können.“ Ralf-Dieter Fischer, Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung Harburg sagt: „Nach unseren Informationen trifft dies vor allem für die Notfälle zu, die in Rettungswagen der Hamburger Feuerwehr transportiert werden.“
Tatsächlich belegen die von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz aktuell vorgelegten Zahlen der Notfallzuführungen durch den Rettungsdienst eine dramatisch sinkende Fallzahl für die Helios Mariahilf Klinik in Heimfeld. Im Jahr 2009 wurden demnach noch 6939 Notfallpatienten mit Rettungswagen in die Klinik an der Stader Straße gebracht. Ein Jahr später, 2010 waren es mit 5821 knapp 1000 Fälle weniger. Im Jahr 2013 wurden noch 4396 Patienten im Rettungswagen in die Notaufnahme der Mariahilf Klinik gefahren. In einer Hochrechnung für das Jahr 2014 kommen die Behörden-Mitarbeiter noch auf eine Fallzahl von 3915. Das entspricht einem Minus von 11,2 Prozent. Im selben Zeitraum verdoppelte sich die Zahl der Notfallpatienten, die in die Notaufnahme der Asklepios Klinik (AK) Harburg gebracht wurden, fast. Im Jahr 2009 waren es demnach 6618 Notfälle, im Jahr 2010 waren 7052. 11.847 Notfallpatienten wurden 2013 im AK Harburg eingeliefert. Eine Hochrechnung für das Jahr 2014 ergibt die Fallzahl 12.848. Das entspricht einer Steigerungsrate von 7,8 Prozent.
Im Bezirk Harburg übernehmen zum einen die beiden Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und der Arbeiter Samariter Bund (ASB), zum anderen die Hamburger Feuerwehr die Krankentransporte von Patienten in die Notaufnahmen der beiden Krankenhäuser AK Harburg und Helios Mariahilf Klinik. Die Notfallpatienten werden entweder im Rettungswagen oder im Notarztwagen in die Notaufnahme gebracht. Laut Rettungsdienstgesetz müssen die Patienten, je nach Notfall, in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus gebracht werden. „Nach den Informationen, die uns vorliegen, kann man die Vermutung äußern, dass dieser Grundsatz in Harburg offenbar nicht immer eingehalten wird“, so Fischer.
Um die Notfallpatienten noch besser versorgen zu können, haben beide Kliniken in die Modernisierung ihrer Notaufnahmen investiert. Die neue, deutlich vergrößerte Notaufnahme in der Asklepios Klinik Harburg wurde gerade eingeweiht. An der Stader Straße wird derzeit noch gebaut. Die Stadt Hamburg und Helios investieren hier gemeinsam rund 42 Millionen Euro in den Klinik-Neubau. Im Rahmen der Maßnahmen wird auch die Notaufnahme vergrößert. Ein großer Schockraum beispielsweise für Unfallpatienten ist in die neue Notaufnahme integriert. Die Zuwegungen für Rettungswagen und Fußgänger werden verbessert. Bei weiter sinkenden Fallzahlen könnte sich dies schnell als Fehlinvestition erweisen.
Jetzt bringt die CDU-Fraktion in Harburg die Angelegenheit auf die Agenda der Bezirskversammlung. „Die CDU steht auf dem Standpunkt, dass Harburg beide Notaufnahmen braucht. Es muss rechtzeitig gegengesteuert werden, bevor eine Notaufnahme zu Gunsten der anderen eingestellt werden muss, weil sie sich nicht mehr rentiert“, sagt Ralf-Dieter Fischer. In einer Großen Anfrage will die Fraktion unter anderem wissen, wie sich aus Sicht der Fachbehörden die unterschiedliche Entwicklung der Zahlen erklären lässt, und ob bei einer weiterhin unterschiedlichen Entwicklung sicher gestellt ist, dass in beiden Krankenhäusern die Notfallversorgung vollen Umfangs gewährleistet werden kann.