Schon seit langem ist die Park-and-Ride-Anlage am S-Bahnhof Neu Wulmstorf voll ausgelastet. Doch seitdem das Parken in Neugraben Geld kostet, herrscht in den Straßen nahe des Bahnhofs komplettes Chaos.

Neu Wulmstorf/Neugraben. Schon seit langem ist die Park-and-Ride-Anlage am S-Bahnhof Neu Wulmstorf voll ausgelastet. Doch seitdem das Parken in Neugraben Geld kostet, herrscht in den Straßen nahe des Bahnhofs komplettes Chaos. Viele Anwohner an der Bahnhofstraße sind erbost, weil Autofahrer ihre Fahrzeuge vor den Zufahrten abstellen oder ihre Autos kreuz und quer auf den Grünstreifen vor den Häusern parken.

„Es ist eine Katastrophe hoch drei“, sagt Herta Passau, 78. Die Autos versperren ihr die Sicht, wenn sie mit ihrem Fahrzeug das Grundstück verlassen will, sie verhindern das Passieren auf dem Fußweg und sie parken dort, wo sich ihre Wasser- und Gasanschlüsse befinden. „Da kommen wir nun nicht mehr ran“, sagt sie. Auch ihr Sohn Michael Passau, der nebenan wohnt, hat sich bereits bei der Gemeinde beschwert. Er sieht den Verkehr stark behindert. „Aber die Polizei kann uns nicht helfen. Die Autos dürfen da gerade so parken wie sie da stehen“, sagt der 54-Jährige.

Auf der anderen Straßenseite hat die Gemeinde indes mehrere Verbotsschilder vor der Einfahrt des Autohauses Renault Menk und an der Straße im Anlieferungsbereich des Edeka-Marktes Warncke aufgestellt. Denn für die Lastwagenfahrer, die den Händlern ihre Waren liefern wollten, war kein Durchkommen mehr. Autos konnten nicht mehr abgeladen, Lebensmittel nicht mehr angeliefert werden.

Jörg Schröder, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde, bestätigt, dass sich die angespannte Parkplatzsituation drastisch verschärft hat, seitdem die Parkgebühr in Neugraben eingeführt wurde. „Es werden Parkplätze genutzt, die gar keine sind“, sagt er. Davon ist auch Anwohner Manfred Schwohl, 74, überzeugt: Er macht es vor allem an den zahlreichen Autos mit Hamburger Kennzeichen fest.

Aber auch Fahrzeuge aus dem Landkreis Stade sind zahlreich vertreten. Denn das ist ein zweites Problem, mit dem Neu Wulmstorf seit langem zu kämpfen hat. Viele Pendler aus Buxtehude fahren lieber bis nach Neu Wulmstorf und steigen dort in die S-Bahn ein, weil von dort ein weitaus günstiger HVV-Tarif gilt. Die Pendler zahlen weniger als die Hälfte für eine Fahrt von Neu Wulmstorf nach Hamburg als von Buxtehude.

Um dem Chaos Herr zu werden und den Anwohnern an der Bahnhofstraße zu helfen, hat die Verwaltung ihnen große Findlinge neben die Grundstückseinfahrten gesetzt und so den Pendlern das Parken erschwert. Doch das reiche nicht, finden die Einwohner an der Bahnhofstraße. Es müssten so schnell wie möglich zusätzliche Parkplätze für die zahlreichen Pendler her, sagt Michael Passau, der jeden Morgen auf Fahrer trifft, die verzweifelt nach einer Parklücke suchen. Er hofft darauf, dass Politik und Verwaltung kurzfristig das gemeindeeigene Grundstück nördlich der Park-and-Ride-Fläche als Provisorium für Parkraum zur Verfügung stellen.

So ist auch der Plan. Darauf hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bereits geeinigt. Das Vorhaben könnte allerdings noch scheitern, wenn die Landesnahverkehrsgesellschaft den Bau dieses Provisoriums zum Anlass nimmt, weniger Zuschüsse zum geplanten Parkdeck zahlen zu wollen. 2017 soll ein Parkdeck mit 370 weiteren Plätzen und einem integrierten Bike&Ride-Areal auf der bestehenden Park-and-Ride-Anlage in Neu Wulmstorf entstehen. Im Gegensatz zum Parkhaus in Neugraben soll das Parken dort kostenfrei sein.