Am 8. November ist wieder Harburger Kulturtag. Das Hamburger Abendblatt stellt alle Teilnehmer in seiner großen Serie vor. Heute: Die Technische Universität und ihre Kunstschätze.

Harburg. Es ist nach wie vor eins der am besten gehüteten Geheimnisse in Harburg: An der Technischen Universität kann man nicht nur prima studieren, sondern die staatliche Hochschule ist auch im Besitz einiger bedeutender Kunstwerke. Und mit denen kennt sich niemand besser aus als Joachim Stieglitz, Sekretär am Institut für Massivbau. Zum Harburger Kulturtag am 8. November bietet er deshalb zwei Sonderführungen an, in deren Rahmen die Teilnehmer mehr über die Künstler und deren Arbeiten erfahren.

„Bei dem Rundgang sieht man völlig unterschiedliche Werke aus verschiedenen Epochen“, so Stieglitz. „Im Grunde ist das ein schöner Querschnitt durch 100 Jahre Kunstgeschichte.“ Die Augen von Joachim Stieglitz beginnen zu leuchten, wenn es um die Kunst geht, schließlich ist er seit seinem Studium leidenschaftlicher Kunstliebhaber. Deswegen ist er Mitglied der 2009 gegründeten Kunstinitiative der TU geworden, die seit gut einem Jahr auch regelmäßige Ausstellungen im Hauptgebäude der Universität organisiert. „Während des Kulturtags ist die Wanderausstellung ‚Frauen die Forschen‘ zu sehen, in der es um Frauen in der Wissenschaft geht“, so Stieglitz.

Im Fokus stehen aber natürlich seine Führungen. Weil die wertvollen Kunstwerke der TU Hamburg-Harburg bis vor wenigen Jahren völlig in Vergessenheit geraten waren, initiierte Stieglitz 2010 den ersten Rundgang. In mühseliger Detailarbeit suchte er die zum Teil verschollenen Informationen über die Künstler zusammen und präsentiert sie nun drei bis fünf Mal im Jahr bei individuell organisierten Führungen. „Wer interessiert ist“, sagt er, „kann mich jederzeit anrufen und wir machen einen Termin ab.“

Eineinhalb Stunden dauert so eine Führung. Eine besonders spannende Station zum Beispiel ist das riesige Einstein Portrait des international bekannten chinesischen Malers Chui Wang, das im Audimax-Gebäude hängt. „Viele halten es für eine Fotografie, weil es so real aussieht“, sagt Joachim Stieglitz. Das Werk kam 2007 in den Besitz der TU Hamburg-Harburg und war eine Schenkung von Professor Dr. Hermann Schnabel, einstiger Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär des Chemiekonzerns Helm AG. Er hatte das Bild einst in New York gekauft, weil er ihm so gut gefiel. „Indem er das Bild der TU vermacht hat, wollte er würdigen, dass wir uns hier für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses engagieren. Ich finde, das ist eine unheimliche Auszeichnung für unsere Uni, deshalb macht es mir immer Spaß zum Anschluss die Rede vorzulesen, die er anlässlich der Schenkung gehalten hat.“

Mindestens genauso sehenswert ist das Werk „Wende 80“ von der aus Harburg stammenden Konzeptkünstlerin Hanne Darboven, das aus 416 einzeln gerahmten Din-A-4-Blättern besteht. Oder die „Koggen“ von Alfred Mahlau, die im Gebäude C zu sehen sind. „Die Arbeit wird oft unterschätzt, manch einer hat sie schon für eine einfach Laubsägearbeit gehalten“, so Joachim Stieglitz. „Tatsächlich war Mahlau ein viel beschäftigter Gebrauchsgrafiker.“ Von ihm stammt auch ein ziemlich bekanntes Logo – welches das ist, will Joachim Stieglitz allerdings nicht verraten. „Um das herauszufinden“, grinst er, „müssen die Leute zu meiner Führung beim Harburger Kulturtag kommen!“

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: TU Hamburg-Harburg, Eißendorfer Straße 42, Gebäude M, Eingangshalle. Führungen um 12 und 14 Uhr. www.kunst-tuhh.de