In einem Waldstück bei Dibbersen nahmen Leistungsrichter die Herbstprüfungen der Rettungshundestaffeln Hamburg und Harburg ab. Trainiing muss sein, denn es warten bis zu 40 Einsätze pro Jahr.
Harburg. Wenn Häuser einstürzen und in Trümmern liegen oder eine Person im Wald vermisst wird, dann ist es für menschliche Retter oft sehr schwer, die Opfer schnell zu finden. Gerade bei Verletzten zählt aber jede Sekunde. Aus diesem Grund bildet die Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg e.V. seit 1995 Hund und Mensch als Retter in Not aus.
Während der zwei- bis dreijährigen Ausbildung muss ein Team aus Mensch und Tier geformt werden, das einander blind vertrauen kann. Die Begleithundprüfung ist in den meisten Fällen daher Grundlage für die eigentliche Rettungshundeausbildung. Dass die Hunde menschenfreundlich sind und einen ausgiebigen Spieltrieb besitzen, ist sehr wichtig, da die Ausbildung ausschließlich auf Belohnung aufbaut.
Die Teams müssen außerdem einmal jährlich beweisen, dass sie einsatzfähig sind. Zu diesem Zweck fanden jetzt die Herbstprüfungen statt. Bei diesen wurden 21 Teams von Leistungsrichter Volker Marx in Begleithund- und Flächenprüfungen beurteilt.
Am Sonntag ging es ab 9.30 Uhr in ein abgelegenes Waldstück in Dibbersen, wo sich drei freiwillige Opfer versteckten. Das abgesteckte Suchgebiet hatte eine Größe von 2,5 Hektar, die die Teams innerhalb von 25 Minuten durchsuchen mussten. Als erstes gingen Wiebke Langhans und Labrador Quasza an den Start. Die beiden waren in diesem Jahr Teil der erfolgreichen deutschen Mannschaft bei den FCI Weltmeisterschaften in Caselette.
Zu Beginn der Prüfung wird den Prüflingen jeweils das Suchgebiet erklärt, woraufhin sie mit einem speziellen Puder den Wind testen, um dann ihre Suchtaktik bekannt zu geben. Sobald der Hund sein Rettungsgeschirr angelegt bekommen hat, kann es losgehen. Quasza startete sehr dynamisch und mit viel Tempo.
Durch die knallorangene Farbe des Geschirrs und die daran befestigten Glocken war er sowohl akustisch als auch visuell für Frauchen und Prüfer jederzeit auffindbar. Nach nicht einmal der Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit hatte Quasza alle drei Opfer gefunden, was er durch lautes Bellen anzeigte. Wiebke Langhans musste nun nur noch die Opfer bergen, deren Wohlbefinden erfragen und sie sicher aus dem Wald herausführen.
All dies verlief fehlerfrei, so dass dem Leistungsrichter am Ende nichts weiter übrig blieb, als für diese Vorführung ein „Vorzüglich“ zu vergeben. Die nächsten beiden Prüfungen von Manuela Peters mit Any und Katrin Nietschmann mit Ruben verliefen ähnlich erfolgreich und wurden mit einem „Sehr gut“ bewertet.
Hat der Verbeiner seine Aufgabe gemeistert, so wird er mit schmackhaften Leckerchen oder dem Lieblingsspielzeug belohnt. Begonnen wird die gemeinsame Ausbildung mit der Flächensuche. Die Teams lernen hier in kürzester Zeit, bei Tag und Nacht, große Gebiete von bis zu 100.000 qm Fläche nach Verletzten oder Vermissten abzusuchen.
Wichtig ist, dass Hund und Mensch gleichermaßen fit, sportlich und gesund sind, um gegebenenfalls längere Märsche in unwegsamen Gebieten auszuhalten. Besonders bei Suchen in der Dunkelheit und in dicht bewachsenem Gelände zeigt sich die Überlegenheit des Hundes, der bereits aus großer Entfernung vermisste Personen wittern kann. Würden Menschen versuchen, die Arbeit des Hundes in der gleichen Zeit und Geschwindigkeit zu erledigen, so würden dafür mindestens 100 Personen gebraucht.
Im nächsten Schritt der Ausbildung wird die Trümmersuche trainiert, die vor allem dazu dient, verschüttete Personen nach Gebäudeeinstürzen, Gasexplosionen oder Naturkatastrophen zu finden und zu bergen. Auch die Ausbildung zum Personenspürhund ist in der Staffel möglich.
Wichtig ist, dass nicht nur der Hund lernt in Fläche und Trümmern seine Arbeit zu tun, sondern auch der Mensch. Hunde- und Geländekunde, Arbeit mit Kompass und Karten sowie der Umgang mit dem Funkgerät und erste Hilfe gehören zu den Grundlagen der Ausbildung.
Während der zwei Prüfungstage gab es lediglich vier Teams, die ihre Prüfung nicht bestanden. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“ so Leistungsrichter Volker Marx, „ich hatte schon Tage, da gab es eine Durchfallquote von 60 Prozent“. Die Rettungshundestaffel kann also mehr als zufrieden sein.
Momentan besteht sie aus 34 geprüften Teams. Neue Mitglieder, die sich über einen längeren Zeitraum ehrenamtlich engagieren möchten, sind jederzeit willkommen. Wie alt Hund und Mensch sind und welche Voraussetzungen mitgebracht werden, spielt zunächst keine Rolle. Grundsätzlich gilt aber, je früher mit der Ausbildung begonnen wird, desto besser.
Freiwillige erwarten rund 40 Einsätze jährlich, bei denen Vermisste wie Demenz-Kranke, Kinder oder unter Schock stehende Personen gefunden werden müssen. Aber auch Trümmersuchen wie bei der Gasexplosion in einem Mehrfamilienhaus im März letzten Jahres in Itzehoe gilt es zu bewältigen. Insgesamt investieren die Helfer rund 30.000 ehrenamtliche Stunden im Jahr.
Wer die Staffel außerhalb einer Mitgliedschaft unterstützen möchte, kann auch spenden:
Hamburger Sparkasse, Bankleitzahl: 20050550,
Kontonummer: 1033213651