Vier Jahre lang hat der Bezirk Harburg darum gekämpft, in das Stadtrad-System aufgenommen zu werden. Bisher wurde immer abgelehnt, mit der Begründung, die Kosten seien zu hoch.

Harburg. Die Hartnäckigkeit des Bezirks Harburg scheint sich endlich bezahlt zu machen. Im nächsten Jahr, so die Ankündigung des Senats, sollen auch in Harburg Stadtrad-Stationen eingerichtet werden. Wie berichtet, hatte der Senat bisher alle Anträge aus der Bezirksversammlung abgelehnt – mit Hinweis auf die zusätzlichen Kosten, die jetzt nicht im Haushalt eingeplant werden könnten.

Jetzt wurde mit der Deutschen Bahn – sie stellt die roten Räder – noch einmal verhandelt. Das Ergebnis: Hamburg bekommt 40 zusätzliche Fahrrad-Leih- und Rückgabeplätze, darunter auch Stadtrad-Stationen in Harburg.

„Mit der Einrichtung dieser Stationen vollziehen wir jetzt den Sprung über die Süderelbe. Die neuen Standorte mit insgesamt 500 neuen Rädern müssen in den kommenden Monaten mit den Bezirken zusammen festgelegt werden. Die Erfolgsgeschichte geht damit in eine weitere Runde und ist ein weiteres sehr positives Signal für den Radverkehr“, sagt der Geschäftsführer der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf. Kienscherf bezieht sich auf eine Senatsantwort auf eine Anfrage seiner Fraktion.

Laut Senatsantwort hat die Fachbehörde im Juli die DB Rent GmbH mit der dritten Ausbaustufe des Stadtrad-Systems beauftragt. Die Erweiterung beinhaltet die Anschaffung von weiteren 500 Stadträdern. „Hierbei sollen insbesondere die Stadtteile Harburg, Bahrenfeld und Barmbek-Nord einbezogen sowie eine Verdichtung in Teilen des vorhandenen Bedienungsgebietes vorgenommen werden“, heißt es in der Antwort des Senats.

Die genauen Standorte sollen in den kommenden Monaten zwischen Bahn, Behörden und Bezirk abgestimmt werden. Bis die Räder geliefert werden, dauert es, so der Senat, etwa sieben Monate. Das hieße, im ersten Quartal 2015 könnte es in Harburg losgehen mit dem roten Stadtrad. Die große Frage aber ist, wie viele Stadtrad-Stationen in Harburg installiert werden. Dazu äußert sich der Senat in seiner Antwort zunächst nicht.

Es gibt ein Konzept des Bezirks, nachdem es mindestens dreizehn Stationen in Harburg geben müsste, damit das Netz Sinn macht. Dazu zählen die beiden S-Bahnhöfe Harburg und Neugraben, dazu zählen aber auch die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) oder der Binnenhafen.

„Generell würden wir es natürlich sehr begrüßen, wenn jetzt auch endlich Stadtrad-Stationen in Harburg eingerichtet werden würden. Allerdings sind wir verhalten, was diese Ankündigung anbetrifft. So lange der Senat nicht genaue Zahlen nennt und damit eine klare Absichtserklärung abgibt, bleibt das Ganze doch recht vage und hat wenig Verbindliches“, sagt Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Harburg.

Diese Skepsis teilt auch Wolkaus Fraktionskollege und Vorstandssprecher der Grünen, Robert Klein. „Nach vier Jahren dauernden Forderns des Bezirks, wäre es natürlich überaus erfreulich, wenn es jetzt losgehen würde.

In Harburg lohnt das Stadtrad aber nur, wenn ein attraktives Netzt aufgebaut wird“, so Klein. Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung teilt mit, dass das Stadtrad und ein gutes Netz auch Teil der derzeitigen Koalitionsgespräche zwischen seiner Fraktion und der SPD sei.

Noch in diesem Monat soll ein erstes Gespräch zwischen Bezirksverwaltung und Wirtschaftsbehörde geführt werden. Dann wird verhandelt. Die dreizehn Standorte für Harburg seien, so Rathaus-Sprecherin Bettina Maak, Vorschläge.

Der Bezirk müsse jetzt intern klären, welche Standorte auf jeden Fall umgesetzt und der Behörde gegenüber durchgesetzt werden müssten, damit das Stadtrad für Harburg Sinn mache. Die CDU hatte in der Vergangenheit die Stadtrad-Anträge, die in der Bezirksversammlung beschlossen wurden, nicht nur mitgetragen, sondern auch eigene Vorschläge dazu gestellt.

Die Befürchtung, dass die Wirtschaftsbehörde den Bezirk mit lediglich zwei Standorten für das Stadtrad abspeisen würde, scheint indes nicht zuzutreffen. „Die konkreten neuen Standorte werden voraussichtlich erst im Oktober feststehen, aber auf Harburg wird der Schwerpunkt liegen. Das steht jetzt schon fest“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Es sei in jedem Fall davon auszugehen, dass in Harburg mehr als zwei Standorte installiert würden, so Meinecke.

Nichtsdestotrotz dürfte es bei den Verhandlungen zwischen den einzelnen Bezirken, die von der dritten Ausbaustufe profitieren sollen, und der Wirtschaftsbehörde darum gehen, welches Verhandlungsgeschick die Vertreter der Bezirke an den Tag legen. Insgesamt 100 neue Standorte stehen auf den Wunschlisten.