Seit etwa sieben Jahren steht das Harburg Center am Harburger Ring leer. Im April dieses Jahres verkündete Inhaber Hans-Dieter Lindberg, er habe einen Investor und Käufer gefunden.
Harburg Nach wie vor rottet das Harburg Center am Harburger Ring6 vor sich hin. Auf Nachfrage des Abendblatts verkündete der langjährige Eigentümer, Hans-Dieter Lindberg vor kurzem: Es brauche Zeit, einen Mieter für das ganze Geschäftsgebäude zu finden. Er sei aber zuversichtlich, so Lindberg, dass der neue Eigentümer, die Deutsche Projekt Entwicklung&Management (DPE&M) GmbH, und er gemeinsam in absehbarer Zeit einen Mieter finden würden. Im April war durchgesickert, dass es zum Verkauf gekommen sei. Nach Recherchen des Abendblatts aber wäre das Projekt Harburg Center nicht der erste Fall, in dem die DPE&M mit Sitz am Rödingsmarkteinen solchen Deal in letzter Minute platzen lässt – und ein geprellter Verkäufer im Regen steht. In der Branche ist die DPE&M – Gesellschafterin ist Peggy B., als Geldgeber soll ein Michael A. (Namen sind der Redaktion bekannt), auftreten – kein unbeschriebenes Blatt.
Lindberg sagte zwar noch im Frühjahr, der Kaufvertrag mit der DPE&M sei unter Dach und Fach. Doch: Rechtskräftig wird der Vertrag erst, wenn die Finanzbehörde, ihr gehört das Grundstück am Harburger Ring, ebenfalls verkauft. Zu diesem Zeitpunkt wird auch erst die Kaufsumme an Lindberg und seine Eigentümergesellschaft fällig. Über die Höhe des Kaufpreises wird eisern geschwiegen. Laut Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, aber hat die DPE&M bis jetzt noch nicht einmal Kontakt zur Behörde aufgenommen. Gespräche über einen Verkauf des Grundstücks hat es, so Stricker weiter, also noch überhaupt nicht gegeben.
Offen reden will kaum einer über die Vorgehensweisen der Investment-Gesellschaft, die inzwischen ihren Firmensitz von Ahrensburg nach Hamburg verlegt haben soll. Auch die Opfer nicht. Die Angst vor dem Gesichtsverlust ist groß. Denn die Szene ist klein. Und in der Regel geht es um Immobilien im Wert von Millionen.
Nach Informationen des Abendblatts soll es bei der DPE&M derzeit erhebliche Probleme mit den Mietzahlungen am Rödingsmarkt20 geben. Auf Nachfrage bei der IVG, Vermieterin des modernen Bürokomplexes, hieß es, Mietverhältnisse würden nicht kommentiert. Doch nicht nur mit Vermietern hat die DPE&M offenbar Probleme.
Deutschlandweit, so das Ergebnis der Recherchen des Abendblatts, soll A., der offenbar gern in einem Ferrari zu Geschäftstreffen vorfährt, als Kaufinteressent großer Immobilien auftreten. Als Kapitalnachweise legt der Mann demnach Kopien von Bankauszügen vor, was in der Branche durchaus üblich ist. Dem Abendblatt liegen zwei solcher angeblicher Kapitalnachweise einer spanischen Bank auf den Namen Michael A.’s mit einer Adresse in Madrid vor. Laut dieser Bankauszüge, die angeblich von der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) stammen, soll A. mehr als 100 Millionen US-Dollar auf dem Konto haben. Der zweite Bankauszug derselben Bank weist sogar ein Guthaben von fast 150 Millionen US-Dollar für Michael A. aus. Im Adressfeld der Bank steht die Internetadresse „www.bbvnet.com“. Die Recherche ergibt, dass die Bank zwar existiert, aber die Internetadresse falsch ist.
Ein Ahrensburger Architekt (Name ist der Redaktion ebenfalls bekannt), berichtet, dass auch er zu denen gehöre, die von Michael A. geprellt worden seien. Er verklage A. und die DPE&M gerade auf 40.000 Euro Schadensersatz. Der Architekt und Bauträger plante, so berichtet er, ein modernes Wohn- und Geschäftshaus in Ahrensburg zu bauen und die Wohnungen zu verkaufen, darunter auch eine mehr als 100 Quadratmeter große Loft-Wohnung. „Herr A. fuhr hier mit einem Ferrari vor und wollte die Loft-Wohnung kaufen. Er gab an, in Luxemburg zu wohnen. Beim Notartermin zur Beurkundung eröffnete er uns plötzlich, dass nicht er, sondern die DPE&M als Käufer fungiere“, erinnert sich der Unternehmer.
Nach Baubeginn, so der Bauträger, habe er die ersten Rechnungen an A., beziehungsweise die vermeintliche Entwicklungsgesellschaft geschickt. „Von A. kamen dann nur noch Ausflüchte und wirre Ausreden, warum das Geld noch nicht überwiesen werden könne“, sagt der Architekt. Am Ende musste er das ganze Geschäft rückabwickeln, den neuen Eigentümer wieder aus dem Grundbuch löschen lassen. Bislang sei er auf seinem finanziellen Verlust durch die nicht bezahlten Rechnungen von A. sitzen geblieben.
Als er dann Klage eingereicht habe, so der Ahrensburger, habe man sich zuerst auf einen Vergleich geeinigt, der dann von der gegnerischen Seite wieder zurück gezogen worden sei. „Nun haben wir wieder den Klageweg beschritten. Wenn wir bei der DPE&M nicht weiter kommen, werden wir gegen Peggy B. zivilrechtliche Schritte in Erwägung ziehen. Solchen Leuten muss man das Handwerk legen.“
Um mehr als zwei Millionen Euro Courtage sollen A. und die DPE&M einen deutsche Makler gebracht haben. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts ging es bei diesem Deal um ein Hotel in Frankreich.
Auch hier soll A. mit seinen Kapitalnachweisen agiert haben. Monatelang soll er den Makler wie auch den Verkäufer hingehalten haben, bis er schließlich abgetaucht sei. Das Geschäft sei am Ende nicht zustande gekommen.
Über mehrere Wochen verteilte Versuche des Abendblatts, mit A. oder der DPE&M Kontakt aufzunehmen, um auch Peggy B. mit den Vorwürfen zu konfrontieren, scheiterten.
Auf der Homepage findet sich zwar eine Ahrensburger Telefonnummer. Der Anschluss existiert jedoch nicht. Auf einer „dpem“-Visitenkarte von Michael A. mit Ahrensburger Firmenadresse steht eine Handy-Nummer. Die Mailbox ist geschlossen.