Die CDU-Fraktion will das langjährige Präsidiumsmitglied Hagedorn nicht mehr zur Wahl aufstellen. Der CDU-Politiker hält das für einen Angriff auf seine Person und seinen Ortsverein.
Harburg. Michael Hagedorn (CDU) legt nach 44 Jahren Bezirkspolitik sein Mandat in der Bezirksversammlung Harburg nieder. Am Montag war das langjährige Präsidiumsmitglied der Bezirksversammlung im Harburger Rathaus, um dem Landeswahlleiter, Dierk Trispel, seine Entscheidung mitzuteilen. Eigentlich hätte Hagedorn als Alterspräsident die erste Sitzung der Bezirksversammlung eröffnen sollen. Das wird jetzt Thorsten Fuß (SPD) übernehmen müssen.
Kaum haben sich bei der Harburger SPD die Wogen geglättet, kommt es in der neuen CDU-Fraktion zum Eklat. Am Freitag hatte sich die Fraktion zu einer vorbereitenden Sitzung für die Konstitution getroffen. Auf der Agenda stand unter anderem die Wahl des Abgeordneten, der die CDU im Präsidium der Bezirksversammlung vertreten soll, ein Job, den Hagemann seit mehreren Wahlperioden inne hatte. SPD, CDU und Grüne schlagen jeweils einen Vertreter für den Vorsitz der Bezirksversammlung vor. Gewählt wird das Präsidium dann von der gesamten Bezirksversammlung.
Hagedorn galt als gesetzt. Aber es kam anders. Gegen Hagedorn kandidierte an diesem Freitag der gerade wieder in die Bezirksversammlung gewählte Robert Timmann.
Das Präsidium leitet zum einen durch die Sitzungen der Bezirksversammlung, zum anderen aber repräsentieren die Mitglieder den Bezirk und das politische Gremium Bezirksversammlung. Seit Jahren machen diesen Job Michael Hagedorn als Stellvertreter und Manfred Schulz (SPD) als Präsident gemeinsam. Dritter im Bunde war bislang Horst Krämer (SPD). Jetzt, nach der Bezirkswahl im Mai, können die Grünen als drittstärkste Fraktion den zweiten Stellvertreter vorschlagen.
Der gerade einstimmig wieder gewählte CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer begründet den Personalvorschlag Timmann aus seiner Fraktion damit, dass die Mehrheit der CDU-Fraktion damit einen Generationswechsel im Präsidium herbeiführen wollte. Einen Streit habe es in der Fraktion nicht gegeben, so Fischer. Es sei lediglich die Frage gestellt worden, ob „ein jüngerer Kollegen das Amt übernehmen sollte. Die Möglichkeit, die isrealitische Lösung zu wählen, also die fünf Jahre Amtszeit aufzuteilen, war von der Fraktion nicht gewollt“, sagt Fischer. So seien Hagedorn und Timmann gegeneinander angetreten. Im zweiten Wahlgang sei dann die Entscheidung für Robert Timmann gefallen. Der hatte acht von 14 Stimmen bekommen.
„Es hat keine Kritik an Hagedorns Arbeit als Präsidiumsmitglied gegeben“, sagt Ralf-Dieter Fischer
„Es hat keine Kritik an Hagedorns Arbeit als Präsidiumsmitglied gegeben“, sagte Ralf-Dieter Fischer. Es sei lediglich um sachliche Argumente gegangen. In der Fraktion hätten „unterschiedliche Auffassungen darüber geherrscht, wie das Amt zu besetzen ist“.
Das hingegen sehen nicht alle Mitglieder in der Fraktion wie Fischer. „Ich bin wütend darüber, wie man hier mit einem wohlverdienten CDU-Abgeordneten, der seit 50 Jahren in der Partei ist und die CDU wie auch die Bezirksversammlung in beispielhafter Art und Weise nach allen Richtungen vertreten hat, umgegangen ist“, sagt die CDU-Bezirksabgeordnete Helga Stöver, zu deren CDU-Ortsverein Hagedorn gehört. Stöver hält das Argument der Verjüngung des Präsidiums vor vorgeschoben. Die CDU-Politikerin empfindet es als „beschämend, wie Michael Hagedorn in seiner eigenen Fraktion behandelt wurde“ und sieht eine ganz klare „Schädigung von Person und Amt in der Entscheidung der Mehrheit der Fraktion gegen Michael Hagedorn“.
Hagedorn selbst ist „menschlich sehr enttäuscht“, wie er nach dem Besuch im Rathaus dem Abendblatt mitteilte. „Dies war keine einfache Abwahl, das war ein echtes Fiasko und richtete sich nicht nur gegen meine Person, sondern gegen den Ortsverein Mitte“, so Hagedorn. SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath bedauert Hagedorns Entscheidung. „Mit Michael Hagedorn verliert die CDU einen ihrer profiliertesten Abgeordneten, der mit großem Sachverstand, Neutralität und Kompetenz in seiner Funktion die Bezirksversammlung nach außen vertreten hat“, sagte Heimath.