Pelle Wilhelm und Zoe Sophie Krüger von der Musikschule Lepél sind die neuen Kinderdarsteller im Musical „Das Wunder von Bern“, das im November im neuen Theater am Hamburger Hafen Premiere feiert.
Neu Wulmstorf. Dies ist die Geschichte zweier Underdogs, die sich zu großen Gewinnern aufgeschwungen haben. Pelle Wilhelm, 12, aus Schwiederstorf und Zoe Sophie Krüger, 12, aus Elstorf haben sich ihren Traum von der ganz großen Bühne erfüllt. Sie konnten sich in den Castings von Stage Entertainment gegen mehrere hundert Bewerber durchsetzen und sind nun Kinderdarsteller des neuen Musicals „Das Wunder von Bern“.
Pelle schlüpft sogar in die Hauptrolle des zwölfjährigen Jungen Matthias Lubanski. Ausgerechnet Pelle, der anders als viele seiner Mitbewerber nie in einer großen Produktion von Stage Entertainment mitgespielt hat, der weder bislang ein kleiner Tarzan war noch bei der Musik-Castingshow für Kinder „The Voice Kids“ auf der Bühne stand oder in einer Oper mitgewirkt hat.
Dass Pelle es in die Stage-Schule für das „Wunder von Bern“ geschafft hat, spricht für die Musicalausbildung der Musikschule Lepél. „Wir sind sehr stolz auf Pelle und Zoe“, sagt Heiko Lepél, Leiter der Musikschule, die als staatlich berufsvorbereitende Schule anerkannt ist.
Vor drei Jahren ist Pelle Wilhelm der Musicalgruppe in der Neu Wulmstorfer Musikschule beigetreten. Dank Zoe, seiner Freundin aus Kindergarten-Tagen. Die Musikschule an der Bahnhofstraße war auf der Suche nach Jungen als Musical-Darsteller. Zoe schleppte ihren Freund und Mitschüler Pelle mit – und er blieb.
Jedes Jahr produziert die Musikschule neue Musical-Stücke und tritt damit unter anderem im Jugendzentrum und im Seniorenheim auf. Derzeit arbeitet die Gruppe an einem Stück, das den Wilden Westen thematisiert. Am Ende kommen Musicalstücke in professioneller Darbietung heraus. Mit Headsets, aufwendigen Kostümen, Beleuchtung und Choreografie.
Probestunde in der Musikschule Lepél: Aus dem CD-Player erklingt Carpe Noctum aus dem Musical „Tanz der Vampire“. Pelle formt seine Finger zu Krallen, tritt in die Mitte, dreht sich um die eigene Achse und singt: „Folg’ mir nach, vertrau’ der Nacht, sie nur kann deine Seele retten“. „Ihr seid Vampire“, ermahnt die Gesangslehrerin Isabel von Vacano und Pelle macht den Vampir – fletscht die Zähne, schaut böse.
Auch Zoes Augen verengen sich zu Schlitzen. „Wir sehnen uns nach Blut“, singt sie, haut mit den Fäusten auf den Boden und schaut unverwandt nach vorn. „Die beiden haben ein großes schauspielerisches Talent und haben sich extrem gut entwickelt“, sagt Isabel von Vacano. Sie muss es wissen. Sie ist staatlich geprüfte Bühnendarstellerin und wurde an der Stage-School ausgebildet.
Daher war ihr auch klar, worauf es im Casting von Stage Entertainment ankam: „sich ohne Patzer vorstellen, Blickkontakt halten, selbstbewusst auftreten“. Aber bevor Pelle am Ende die Kinderhauptrolle ergatterte, musste er drei Castings bestehen. Dafür hatte er in kürzester Zeit eine Schauspielszene und Songs einzustudieren. In anderthalb Stunden prüften sieben Musicalexperten sein schauspielerisches und musikalisches Talent. Angestrengt hat ihn das Ganze aber nicht. Selbst das große Presseaufgebot hat ihn nicht eingeschüchtert: „Ich fand’s lustig“, sagt er.
Große Herausforderungen kommen jetzt auf ihn und seine Freundin Zoe zu. Schon im Kino war der Film „Das Wunder von Bern“, auf den das Musical aufbaut, ein großer Erfolg und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis sowie dem Publikumspreis beim Internationalen Filmfestival von Locarno. Das Musical wird also sicherlich auf großes Interesse stoßen, und Pelle wird in seiner Kinderhauptrolle in zahlreichen Szenen zu sehen sein.
Er muss in der Lage sein, sieben Songs zu singen und drei Stunden auf der Bühne das Publikum zu unterhalten. „Eine anspruchsvolle Rolle“, sagt seine Mutter Frauke Wilhelm, die schon überrascht war, dass ihr Sohn zum Casting eingeladen wurde und schon gar nicht mit seiner Besetzung der Hauptrolle gerechnet hat.
Im November feiert das Stück im neuen Stage Theater an der Elbe Weltpremiere. Für Pelle beginnt die Probephase schon in diesen Tagen. Der blonde Junge mit dem gewinnenden Lächeln fiebert dem Training schon entgegen. „Mir bringt das Schauspielern Spaß. Man wird dann jemand ganz anderes, und das Singen gehört für mich auch dazu“, sagt er. Er freut sich schon jetzt auf Fotos von ihm auf der großen Bühne.
Zoe Sophie Krüger wird in den Hamburger Sommerferien auf ihre Rolle als Carola vorbereitet. Carola ist in dem Musical eine Freundin von Matthias, also wie im richtigen Leben. Es gibt aber nicht nur einen Matthias und nicht nur eine Carola. Jede der insgesamt fünf Kinderrollen wird achtfach besetzt, da die jungen Darsteller nicht zu viele Stunden pro Woche auf der Bühne stehen dürfen. Die Kinder treten abwechselnd auf.
Der Film greift den Außenseitersieg der deutschen Nationalmannschaft 1954 in Bern auf und erzählt eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte. Pelle ist wie gemacht für die Rolle des Sohnes Matthias. Er spielt Fußball genau wie Matthias im Film und ist leidenschaftlicher Bayern-Fan. Eine weitere Parallele ist der Ex-Nationalspieler Helmut Rahn.
Pelles Großvater Horst Werner hat in seiner Fußballerzeit gegen Rot-Weiß Essen und damit auch gegen Rahn gespielt. Schon allein deshalb begeistert sich Pelle für den Film „Das Wunder von Bern“. Seine Gesangslehrerin Isabel von Vacano fand von Anfang an, dass Pelle als Blondschopf, Fußballer und Bayern-Fan für die Kinderhauptrolle prädestiniert ist. Das sollte auch jeder gleich im Casting sehen. Also riet sie ihm, im Trikot aufzukreuzen.
Ein Volltreffer. Pelle war der einzige, der sich im Fußball-Outfit präsentierte. Was aber die Experten am Ende überzeugte, war etwas anderes. „Pelle ist ein offener, wissbegieriger Junge, der viel Charme hat und ein kerniger Fußballer ist“, begründet Melanie Vollmert, künstlerische Leiterin der Kinderschule, die Wahl.