Carsten Bretag, Leiter des Elstorfer Edeka-Marktes in Elstorf, fürchtet um seine Existenz. Beschicker des Wochenmarktes in Neu Wulmstorf bleiben größtenteils gelassen.
Neu Wulmstorf. Die Diskussion um eine mögliche Famila-Ansiedlung in Neu Wulmstorf zieht weitere Kreise. Jetzt rückt Elstorf in den Mittelpunkt. Carsten Bretag, Leiter des Edeka-Marktes in Elstorf, fürchtet um seine Existenz. „Der Edeka-Markt hat sich gut entwickelt“, sagt er, der erst vor anderthalb Jahren die Geschäftsleitung übernommen hat. „Aber wir haben nicht so ein Puffer, dass wir 20 bis 30 Prozent Umsatzeinbußen verkraften könnten“, sagt er.
Er sieht vor allem in der Größe des Famila-Verbrauchermarktes eine Gefahr für sein Geschäft. Wie berichtet plant Famila, ein Warenhaus mit einer Verkaufsfläche von 3.500 Quadratmetern an der Matthias-Claudius-Straße in Neu Wulmstorf zu eröffnen. Das übersteigt die Größe des Edeka-Marktes in Elstorf um das Dreifache.
Insbesondere am Wochenende, an denen die Familien das meiste Geld in den Lebensmittelgeschäften lassen, könne Famila punkten, glaubt Bretag. „Ich wohne in Buchholz, wo es Famila gibt. Ich weiß, wie sehr der Markt zieht“, sagt er.
Auch Gerhard Peters, Koordinator der Initiative zum Erhalt des Ortskerns in Neu Wulmstorf, ist überzeugt, dass Famila dem Edeka-Markt in Elstorf den „Todesstoß“ geben werde. „Es sind Umsatzeinbußen zu erwarten, die kaum zu kompensieren sind“, sagt Peters.
Darunter werde nicht nur Bretag als Marktleiter leiden, sondern vor allem die Elstorfer selbst. Viele Jahre hatten die Einwohner für diesen Markt gekämpft.
Es ist allerdings noch nicht endgültig beschlossen, dass Famila nach Neu Wulmstorf kommt. Bislang hat der Gemeinderat erst mehrheitlich einen Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplanes beschlossen. Das letzte Wort ist längst nicht gesprochen.
Ob Famila die bestehenden Geschäfte in Neu Wulmstorf und Umgebung tatsächlich so hart treffen wird, weiß auch niemand so genau. Die Auffassungen gehen in der Politik, in der Bevölkerung wie auch bei den Geschäftstreibenden auseinander. Auch der Neu Wulmstorfer Gewerbeverein mit seinen knapp 100 Mitgliedern ist gespalten.
Frank Kockmann, seit wenigen Wochen neuer Vorsitzender des Vereins, hat gerade erst eine Umfrage unter den Mitgliedern gestartet, um sich ein konkretes Meinungsbild zu erarbeiten. Der Organisationsberater mit Schwerpunkt Vertrieb findet es selbst jedenfalls schade, dass es eines Famila-Marktes bedarf, damit sich unter den Gewerbetreibenden an der Bahnhofstraße etwas bewegt. „Dafür hat es auch vorher genügend Gelegenheiten gegeben“, sagt er.
Selbst der amtierende Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) und sein Herausforderer Matthias Weigmann haben in der Famila-Frage unterschiedliche Auffassungen. Matthias Weigmann, Bürgermeisterkandidat der CDU, nimmt eine ablehnende Haltung ein. Er sieht zwar Schwachpunkte in der Bahnhofstraße.
„Aber einem Kranken ins Kreuz zu treten, wäre eine Katastrophe“, sagt er. Weigmann fordert, dass die Gemeinde zu ihrem jahrelangen Nein einer Ansiedlung von Lebensmittelhändlern an der Matthias-Claudius-Straße steht.
Rosenzweig hingegen steht einer Famila-Niederlassung offen gegenüber. Zunächst aber will er erst Fakten sehen. „Im Moment diskutieren wir über ein Bauchgefühl. Mit dem Aufstellungsbeschluss bekommen wir Daten, mit denen wir erst beurteilen können, ob Famila in Neu Wulmstorf richtig ist oder nicht“, so der Bürgermeister. Das größte Fragezeichen ist für Wolf Rosenzweig die ungeklärte Verkehrsanbindung an einen solchen Verbrauchermarkt.
Während der Großteil der Lebensmitteleinzelhändler in Neu Wulmstorf eine Famila-Niederlassung in Angst und Schrecken versetzt, bleiben die Beschicker des Wochenmarktes ganz gelassen. Vereinzelt fürchten sie zwar Umsatzeinbußen. Da sie aber ihr Geschäft größtenteils mit einer Stammkundschaft bestreiten und eine ganz andere Position im Lebensmittelmarkt einnehmen, sehen sie Famila nicht als starke Bedrohung.
„Wir holen unsere Ware vom Großhändler. Frischer geht’s nicht“, sagt Reinhard Freyer, Betreiber des Gemüsestandes. „Bei einem Supermarkt wie Famila läuft die Ware durch mehrere Hände. Das ist und bleibt ein Unterschied.“