Oberkommissar Jörn Hilgert hat als „Küstennaher Beamter“ im Harburger Binnenhafen seinen Traumjob gefunden. Die Arbeit am Schreibtisch ist nur ein Teil des Alltags.
Harburg. „Moment mal eben, bitte. Ich würde sie gerne etwas fragen“, sagt Hans Trivedi, 52, und begrüßt Jörn Hilgert vor dem Geschäftshaus Nummer 8 am Kanalplatz im Harburger Binnenhafen. „Nur kurz“, erwidert der Oberkommissar. Er habe noch Dringendes zu erledigen, er verspricht jedoch, schon bald zurück zu kommen. Dann werde er sich Zeit für ihn nehmen und mit ihm über sein Anliegen sprechen.
Seit gut einem Jahr ist Jörn Hilgert „Bürgernaher Beamter im besonderen Fußstreifendienst“ der Wasserschutz-Polizei (WSPK 3) in Harburg. Der „Bünabe“, so die Abkürzung im Volksmund, ist Nachfolger von Oberkommissar Heiko Friedenstab, der nun, wie berichtet, in der Steinwerder Wache am Rossdamm arbeitet. Da beide ihr Revier am Wasser haben, nennt man sie auch „Küstennahe Beamte“ oder kürzer „Künabe“ – die beiden einzigen der Wasserschutzpolizei Hamburg.
So emsig, wie es derzeit im Neubaugebiet auf der Harburger Schlossinsel und darum herum zugeht, „so herrscht auch in meinem Job täglich Hochbetrieb“, sagt Oberkommissar Hilgert. „Das war gleich von Beginn an so. „Manchmal müsste der Tag doppelt so lang sein, um allen und jedem hier gerecht zu werden.“
Sein Revier ist abwechslungsreich und umfasst neben der Schlossinsel ein umfangreiches Wohn-, Hafen- und Industriegebiet auf Wasser –und Landflächen. Vom Hamburger Hafen (südlich der Köhlbrandbrücke) über die Rethe, den südlichen Reiherstieg bis hin zum Harburger Binnenhafen. Weiter geht’s östlich der Harburger Elbbrücken bis zum unteren Schleusengraben in Geesthacht.
Zuständig ist Jörn Hilgert auch für Bereiche um den Harburger Binnenhafen. Das sind die Flächen an den Seehäfen 1-4 sowie die elbnahen Gebiete Moorburgs, einschließlich CTA, Neuhof, Kattwyk und Hohe Schaar.
„Ich bin ein Insel-Kind“, sagt Jörn Hilgert, „auf Rügen geboren und aufgewachsen, geht bei mir nichts ohne Wasser.“ So habe der gelernte Binnen- und Hochseefischer in Harburg letztendlich seinen Traumjob gefunden.
Hier schließt sich für ihn der Kreis, denn den Binnenhafen kannte er bereits aus den vielen Erzählungen seines Großvaters. Der machte hier während seiner Burschenschaft Station, als noch die Elbe-Fähre am Dampfschiffsweg anlegte. Heute lebt Jörn Hilgert mit Ehefrau, Sohn und Tochter in Jork. Reisen ans Wasser gehören zu seinem Freizeitprogramm so fest wie Fußball gucken.
Doch nicht nur die Nähe zum Wasser fasziniert den „Künabe“. „In einem sich wandelnden und wachsenden Stadtteil zu arbeiten, das finde ich hochinteressant“, sagt er. „Wichtig dabei ist, die ‚Alten’ nicht zu vergessen und die Neuen zu integrieren.“ Noch konnte er sich nicht bei allen Firmen, Vereinen und Institutionen im Revier persönlich vorstellen, doch laufen bei Jörn Hilgert viele Fäden zusammen.
„Unerlässlich für meine Arbeit ist ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis, um nach und nach die Ansprechpartner kennenzulernen und Erreichbarkeiten zu gewährleisten. So kann ich schnell reagieren und Verbindungen herstellen, wenn es um Rat und Tat geht.“
Die Arbeit am Schreibtisch ist der eine Teil des Jobs als „Künabe“. Der andere findet draußen statt. Kontaktpflege auf Veranstaltungen, wie zum Beispiel Richtfeste oder Straßen-Widmungen, sei wichtig. „Doch ich fahre auch Streife und bin vor Ort, wenn es etwas zu klären gibt“, sagt der Oberkommissar.
Wenn möglich, ist er am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs. Er schwärmt: „Es ist schon richtig schön hier geworden. Der Schlosspark, der Spielplatz und viele Gebäude mit maritimem Charme. Das gefällt mir sehr gut.“ Alle paar Meter wird er dann begrüßt.
Von privaten Spaziergängern und Geschäftsleuten. Besonders fröhlich von den Kinder in der Kindertagesstätte auf der Schlossinsel. Sein Versprechen, wieder vorbeizukommen, hält er und klingelt schließlich am Kanalplatz 8, um das Anliegen von Hans Trivedi endlich in Ruhe mit ihm besprechen zu können.