In dem Streit um die geplante nächtliche Absperrung des früheren Gartenschaugeländes in Wilhelmsburg unterbreitet Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) den Zaungegnern ein Kompromissvorschlag
Wilhelmsburg In der Kontroverse um die geplante nächtliche Schließung des früheren Gartenschaugeländes in Wilhelmsburg hat Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) jetzt im Stadtteilbeirat einen Kompromissvorschlag unterbreitet: Das Bezirksamt Mitte beabsichtigt demnach, den Zaun um den Inselpark in einer Kernzeit von 24 und 5 Uhr zu schließen und damit zwei Stunden weniger als ursprünglich geplant.
Die Verwaltung begründet die Absperrung mit dem Schutz vor Zerstörungen und Schmierereien. Die Flutlichtanlage an der Skaterbahn sei so stark beschädigt worden, dass eine neue beschafft werden müsse, sagte Andy Grote im Stadtteilbeirat. Ein kompletter Grill am Kuckucksteich sei abgebaut worden. Im Vergleich zu anderen Stadtparks habe der Inselpark viele für Vandalismus anfällige Teile. Damit sind vor allem die Sportangebote gemeint, die alle Parkbesucher kostenlos nutzen können: die Skate-Arena, die beleuchtete 3000 Meter lange Laufstrecke, mehrere Spielplätze und die Kanustrecke, die noch in diesem Jahr eröffnet wird.
Mit nachts abgesperrten Zäunen sollen die Parksportanlagen, der Bereich um den Kuckkucksteich, drei Themengärten mit ihrer besonderen Bepflanzung, der Mengepark mit der früheren Friedhofskapelle und die Spielplätze geschützt werden.
Neu an den Plänen der Verwaltung ist, dass das Bezirksamt mit dem Bau zusätzlicher Tore und Zäune eine Nord-Süd-Zuwegung und eine Ost-West-Querung ermöglichen will, die 24 Stunden am Tag offen bleiben. Grote sagte den Gegnern der Absperrungspläne zu, eingezäunte Bereiche zur Probe öffnen zu wollen. „Der Zaun muss nicht für alle Zeiten stehen bleiben“, so der Bezirksamtsleiter, „ wenn die Wilhelmsburger mit dem Park pfleglicher umgehen als es in anderen Stadtteilen üblich ist.“
Andy Grote appelliert an die Wilhelmsburger, gemeinsam mit der Verwaltung herauszufinden, wie der wertvolle Inselpark am besten dauerhaft zu erhalten sei. Wachleute des Bezirks werden auch während er Sperrzeiten nachts Kontrollgänge machen. Sie könnten aber nie das ganze Gelände überwachen, weil es zu weitläufig sei.
Der Forderung des Stadtteilbeiratsvorsitzenden Lutz Cassel, des Vereins Zukunft Elbinsel und Teilen der Bevölkerung, von vornherein auf eine Absperrung zu verzichten, erteilt Andy Grote aber eine Absage. Diese Prämisse sei nicht verantwortbar. Die Verwaltung habe andere Erfahrungen mit Vandalismus in den übrigen Parks im Bezirk Mitte. So sei es in der Bevölkerung auch unstrittig, dass der Park Planten un Blomen und der „Wohlers-Park“ genante frühere Friedhof Norderreihe nachts zugesperrt seien.
Der Stadtteilbeiratsvorsitzende Lutz Cassel dagegen hält den Aufbau von zusätzlichen Toren und Zäunen nicht für den richtigen Weg und schlägt vor, mit der einfachen Lösung zu beginnen: nämlich alle Tore auch nachts offen zu halten. Die Zaungegner erwarten, dass Absperrungen Zerstörungswütige herausfordern und sie besonders motivieren. Sie halten Sozialarbeiter, die im Park mit Jugendlichen arbeiten, für die bessere Lösung. Außerdem halten sie die Annahme für falsch, Vandalismusschäden würden nur spät nachts entstehen. Die Absperrung des Parks in der Nacht bringe also im Ergebnis nichts und der Aufbau zusätzliche Tore und Zäune sei Geldverschwendung.
Die Absperrung des Inselparks in der Nacht ist in der Bevölkerung umstritten. Im Stadtteilbeirat wurde deutlich, dass sich Anwohner des Inselparks mittlerweile für den Erhalt des früheren Zauns um das Gartenschaugelände aussprechen. Bei einer von mehreren Initiativen organisierten Informationsveranstaltung im Februar im Bürgerhaus Wilhelmsburg hatten sich die meisten der knapp 200 Besucher verlangt, den Inselpark auch nachts offen zu halten.
Das Bezirksamt Mitte wird für den Betrieb des Inselparks einen Parkmanager und einen technischen Leiter einstellen. In vergleichbarer Weise gebe es das nicht einmal für den bekannten Park Planten un Blomen, sagt Andy Grote. Vor Ostern hat sich in Wilhelmsburg Hamburgs erste ParkSport-Genossenschaft gegründet. Sie will zusätzliche, öffentliche Sportangebote schaffen und Sportveranstaltungen umsetzen. Der Genossenschaftsanteil kostet 100 Euro.
Der Regionalausschuss Wilhelmsburg wird sich noch in einer Sondersitzung mit der geplanten nächtlichen Absperrung des Inselparks beschäftigen und eine Empfehlung an das Bezirksamt abgeben. Der Termin ist aber noch offen. Am 25. Mai sind in Hamburg Wahlen zu den Bezirksversammlungen. Niemand erwartet, dass die SPD-Mehrheit im Regionalausschuss ausgerechnet im Wahlkampf dem Parteifreund Andy Grote widersprechen wird. Bis sich die neuen Gremien neu konstituiert haben, so befürchten die Zaungegner, werde der Bezirksamtsleiter das Interregnum nutzen und neue Tore und Zäune im Inselpark aufbauen lassen.