Der Bezirk Mitte bestätigt erstmals seinen Plan, das frühere Gartenschaugelände aus Furcht vor Zerstörungen nachts abzuschotten. Bürger schlagen Sozialarbeit mit Jugendlichen als Alternative vor.
Thomas Sulzyc
Wilhelmsburg. In der Kontroverse um die geplante nächtliche Schließung des früheren Gartenschaugeländes in Wilhelmsburg hat das Bezirksamt Mitte jetzt Position bezogen: Die Verwaltung beabsichtige nach dem derzeitigen Stand den Zaun um den Inselpark stehen zu lassen und nachts zu schließen.
Das sagte Baudezernent Bodo Hafke am Dienstagabend bei einer Diskussion zu der zukünftigen Nutzung des Inselparks im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Die meisten der knapp 200 Besucher dagegen verlangten, den „neuen Volkspark Hamburgs“ auch nachts offen zu halten.
Das Bezirksamt will mit der Absperrung in der Nacht Zerstörungen vermeiden oder zumindest stark eindämmen. Die Verwaltung verweist auf Vandalismusschäden aus der jüngeren Zeit: Schmierereien, herausgetretene Bretter, verbogene Zauntore, gegen die Fahrzeuge gefahren seien, demolierte Papierkörbe und zerstörte Lichtschalter an den Flutlichtmasten der Skateranlage.
Der Inselpark in Wilhelmsburg sei ein Volkspark neuen Typs, den es bisher so noch nicht gegeben habe. Was ihn einzigartig in Hamburg mache, sei das dort verwirklichte Parksportkonzept. Gerd Baum, Fachamtsleiter für das Management des öffentlichen Raums, verweist auf die neu geschaffene Skate-Arena, die 3000 Meter lange beleuchtete Laufstrecke, fünf Spielplätze und die Kanustrecke, die in diesem Jahr eröffnet werden soll. Diese Angebote kann die Bevölkerung kostenlos nutzen.
Der Inselpark sei so besonders, dass er in Hamburg nur noch mit der Parkanlage Planten un Blomen zu vergleichen sei, argumentiert Bodo Hafke. Der Park in den Wallanlagen ist im Sommer ab 23 Uhr und im Herbst und Winter ab 22 Uhr geschlossen. „Der Park Planten un Blomen funktioniert so, wie er ist, bestens“, sagt Bodo Hafke.
Das Bezirksamt stellt zwei Lösungsvorschläge zur Diskussion, wie der Inselpark in Teilen auch nachts zugänglich bleiben könnte: Die eine Variante sieht eine Nord-Süd-Zuwegung vor, die andere eine Ost-West-Querung, die offen bleiben würde. Bodo Hafke verspricht, dass die Kleingärten auf dem früheren Gartenschaugelände 24 Stunden am Tag offen bleiben. Dazu würde man technische Lösungen finden.
Das Raphael Hotel im Science Center Wälderhaus sei der Zugang an 24 Stunden am Tag vertraglich garantiert, berichtet Jost Hüttenhain. Der Geschäftsführer der Nordwandhalle vertritt in der Interessengemeinschaft Wilhelmsburger Inselpark das Gewerbe am Inselpark.
Das Unternehmen Nordwandhalle stehe für einen offenen Park, sagt Hüttenhain und verweist darauf, dass die Kletterhalle bis 23 Uhr geöffnet habe. Für alle Unternehmen am Inselpark gelte das aber nicht: „Wir haben in der Frage kein einheitliches Meinungsbild im Verein“, so Hüttenhain.
Die meisten Teilnehmer der Diskussion aber machen deutlich, was sie von dem Vorhaben des Bezirksamtes halten: nämlich nichts. Verschiedene Redner fordern, das frühere Gartenschaugelände nachts offen zu lassen. Der Vergleich mit Planten un Blomen sei nicht nachvollziehbar. Vielmehr sei der Inselpark wie der Stadtpark anzusehen - und der sei nachts nicht abgesperrt.
Mehrere Bürger bezweifeln, dass ein nachts geschlossener Zaun Randalierer abhalten würde. Die Vandalismusschäden, die das Bezirksamt als Argument anführe, seien entstanden, als der Zaun noch geschlossen gewesen sei, sagt Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel. Ein besserer Schutz vor Vandalismus als ein Zaun seien Sozialarbeiter, die im Park mit Jugendlichen arbeiten, schlagen gleich mehrere Redner vor.
Die Skater- und Rollsportszene appelliert an das Bezirksamt, den Inselpark auch nachts offen zu lassen. Die mit Flutlicht beleuchtete Skate-Arena sei eine der besten Rollsportanlagen Norddeutschlands, sagt Volker Lux. Gerade die Möglichkeit, den Sport auch nachts auszuüben, mache sie so besonders.
Lux vertritt die Interessen der Skater. Er erwartet 10.000 bis 20.000 Besucher im Jahr, wenn die Skate-Arena im Inselpark für die Öffentlichkeit frei gegeben wird. Wenn die jungen Leute ihrem Sport nachgingen, würden sie auch eine soziale Kontrolle für die benachbarten Gärten ausüben.
Zum Schutz vor Vandalismus schlägt Volker Lux vor, Jugendliche die Skate-Arena mit Streetart gestalten zu lassen. So könnten Schmierereien verhindert werden. Denn in der Szene sei es gegen den Ehrenkodex, Kunst anderer zu übersprühen.
Der Regionalausschuss Wilhelmsburg wird in einer Sondersitzung seine Empfehlung abgeben. Ein Termin steht noch nicht fest. Am Ende entscheidet der Bezirk Mitte.