Eigentlich ist Maro Pauly Buhlert eine echte Großstadtpflanze. Doch als sie der Liebe wegen nach Harburg zog, war für sie klar: „Ich gehe in den Schützenverein.“ Jetzt ist sie sogar Vereinsvorsitzende.
Rönneburg. Sie ist eine Frau, die weiß, was sie will. Dabei ist Maro Pauly-Buhlert keineswegs streng, sie ist einfach nur diszipliniert. Charaktereigenschaften, die ihr als erste Frau an der Spitze des Schützenvereins Rönneburg und Umgebung von 1897 bei ihren neuen Aufgaben helfen werden.
Dass sie eine Frau an der Spitze eines Schützenvereins ist, darum macht Maro Pauly-Buhlert eigentlich nicht so gern ein großes Gewese. Kann man aber auch anders sehen, denn im Landkreis Harburg gibt es gerade mal in Ashausen eine erste Vorsitzende. Stärker ist da nur der Schützenverein in Neuland in Frauenhand, dort besteht der sechsköpfige Vorstand aus fünf Frauen, inklusive der ersten Vorsitzenden Britta Müller-Brüggemann.
Ihre Wahl zur ersten Vorsitzenden im Februar war im Prinzip nur eine Formsache. Schon in den Monaten davor hatte sich herauskristallisiert, dass Maro Pauly-Buhlert die Richtige für die Aufgabe sein würde.
Nachdem vor knapp anderthalb Jahren ihr Vorgänger, Dieter Reinke, verstorben war, stellte sich eines schnell heraus: Keiner der Männer wollte den Vorsitz im Schützenverein hauptamtlich besetzen. Immer, wenn man sich traf, bei Festen oder bei Schießwettkämpfen kam das Thema auf den Tisch.
Vor allem die Älteren sprachen Maro Pauly-Buhlert an. „Ich habe natürlich darüber nachgedacht, mich aber sehr bedeckt gehalten“, erklärt sie. Im Sommer dann hatte sie sich entschieden und stellte sich zunächst erst mal zur Verfügung, im Vorstand mitzuarbeiten, „ich bin gar nicht davon ausgegangen, dass mich alle für den Chefposten wollten.“
Im November wurde Maro Pauly-Buhlert auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung nominiert, im Februar mit 65 von 77 Stimmen gewählt. Ein klares Votum und ein großer Vertrauensvorschuss, der Maro Pauly-Buhlert durchaus freut, aber keineswegs einschüchtert. Sie ist eine Freundin der klaren Worte, bevorzugt das direkte Gespräch, kein Herumreden um den heißen Brei.
Dies rührt vielleicht auch aus ihrer beruflichen Vergangenheit, denn Maro Pauly-Buhlert war lange Zeit auf der Managementebene internationaler Unternehmen tätig, „als Vorsitzende eines Schützenvereins muss man Führungsqualitäten haben, aber auch feinfühlig sein.“
Dies sehen auch die Männer an ihrer Seite so. Der zweite Vorsitzende, Manfred Merten und Kassierer Harald Jörn sind voll des Lobes über die Frau an der Spitze: „Sie hat in jeder Situation ein selbstbewusstes Auftreten und kann auf Leute zugehen. Außerdem hat sie entsprechendes Hintergrundwissen und ist immer perfekt vorbereitet.“
Bis vor zwölf Jahren lebte die Mutter zweier Söhne in Berlin, dann kam sie nach Harburg, der Liebe wegen. Mit dem Schützenwesen hatte sie bis dahin überhaupt nichts am Hut, und das obwohl ihr Mann Hans-Jürgen Buhlert Ur-Rönneburger ist. In ihrem ersten Sommer in Harburg beeindruckte sie, wie liebevoll die Stadtteilbewohner ihre Häuser und Straßen mit Wimpeln und Fahnen fürs Schützenfest schmückten.
„Ich habe dann zu meinem Mann gesagt, wenn wir zum Dorf dazu gehören wollen, dann müssen wir da mitmachen“. Also marschierte das Paar zum Schützenverein und fragte erst mal nach einer Fahne. „Die haben ganz groß geguckt, dass jemand Fremdes freiwillig eine Schützenfahne bei sich aufhängen wollte“, sagt Maro Pauly-Buhlert.
In Kostüm und mit Stöckelschuhen probierte sie damals zum ersten Mal im Schießstand aus, wie man mit dem Kleinkalibergewehr umgeht, natürlich unter Aufsicht: „Ich hatte links und rechts einen Bewacher, aber ich habe gleich eine Zehn geschossen“, berichtet sie stolz.
Was Maro Pauly-Buhlert nach ihrem ersten Auftritt im Rönneburger Schützenhaus nicht wusste: Es liefen Wetten, in denen es darum ging, ob sie tatsächlich wiederkommen würde, „bei dem Outfit damals kein Wunder“, gibt sie zu. Aber auch die Schützen mussten lernen, dass Maro Pauly Buhlert weitaus mehr drauf hatte, als sie auf den ersten Blick vermuteten.
Sie hat sich viel vorgenommen für ihre Amtszeit. Berge von Aktenordnern warten bei ihr zu Hause darauf, durchgesehen zu werden. Sie will sich in die Vereinsgeschichte einlesen und Beschlüsse und Verordnungen nachvollziehen. Sehr am Herzen liegt ihr das Waffen- und Vereinsrecht. Juristisch ist sie bestens aufgestellt.
Nicht nur, dass sie mit Mitte 40 noch mal vier Semester Jura studierte, ihr kompetentester Berater in Rechtsfragen ist ihr Mann, der sie als Anwalt bei allen komplizierten Sachverhalten unterstützen wird. Als zweite sichere Bank weiß sie ihren Kassierer Harald Jörn hinter sich, „er weiß was zu tun ist, ist sozusagen das Rückgrat des Vorstands“.
Mit Maro Pauly-Buhlert wollen die Rönneburger Schützen ihre Zukunft planen. So wie bei vielen Schützenvereinen geht es auch in Rönneburg darum, attraktiv für den Nachwuchs zu werden. Dann steht eine Sanierung des Schützenhauses an. Außerdem möchte die neue Vorsitzende ihren Verein wieder mehr ins Gedächtnis der Rönneburger bringen: „Der Schützenverein ist ein Ort der Begegnung für alle“, betont sie.
Dass der Verein hinter ihr steht, fühlt sich gut für sie an, obwohl sie auch mal mit Gegenwind rechnet, „das kann ich aushalten“. Einsame Entscheidungen will sie nicht treffen. „Ich bin immer offen für Diskussionen und die letzte, die sich mit Argumenten nicht überzeugen lässt.“
In der Zukunft sieht sie ihren Verein zum einen als Treff- und Trainingspunkt für die Sportschützen, aber auch als Ort der Begegnung und Geselligkeit, an dem man Menschen trifft, miteinander redet und sich auch mal gegenseitig hilft. „Hier bei uns gibt es ein Stück Heimat und ein Stück Tradition“.