Hallenbiathlon der Schützenjugend des Kreisverbandes Nordheide und Elbmarsch im Buchholzer Schulzentrum am Kattenberge. Wettkampf mit Laufen und Schießen mit einem Laser Power Lichtpunktsystem.

Buchholz. Hannes, das kleine Temperamentsbündel, ist sauer. Aber richtig. „Ganz schlecht habe ich geschossen, ganz schlecht“, ärgert er sich, „drei Mal nicht getroffen.“ Aber Stefanie Burmester und ihre Freundin Elisa Soetebier wollen das nicht einsehen. „Wieso, das ist doch ganz gut“, versucht Stefanie, elf Jahre alt und als Schützenkönigin schon eine kleine Autorität in der Kinderabteilung der Schützengilde Bardowick, den aufgebrachten Hannes zu beschwichtigen. „Wie oft hast du denn vorbei gezielt?“, fragt der Blondschopf zurück. „Zwei Mal, glaube ich“, sagt das Mädchen. „Siehste“, reagiert Hannes Cramm noch enttäuschter, „da habe ich fünf Strafsekunden mehr.“

Mit diesem kleinen Disput ist auf den Punkt gebracht, was in der Schulsporthalle am Kattenberge in Buchholz für Aufregung und für Stimmung sorgte. Die Schützenjugend des Kreisverbandes Nordheide und Elbmarsch hatte zum Hallenbiathlon eingeladen. Wie bei diesem Zweikampf üblich mussten die Kinder und Jugendlichen laufen, sich nach zwei oder drei Runden auf Matten schmeißen und jeweils fünf Schuss auf zehn Meter entfernte schwarze Punkte abfeuern. Allerdings, das mit dem „Abfeuern“ ist irreführend. Es gibt nur einen kleinen, eher leisen Klick, wenn die Mädchen und Jungen abdrücken. Denn gezielt wird bei dieser noch jungen Sportdisziplin im bundesdeutschen Schützenwesen mit einem „Laser Power Lichtpunktsystem“. Es gibt also keine Munition. Getroffen wird mit einem Laserstrahl, der auf dem Ziel einen roten Punkt abbildet.

Dieses Lichtpunktschießen, das sich in den Schützenvereinen mit ihren oft Jahrhunderte langen Traditionen nur langsam etablieren kann, hat damit einen entscheidenden Vorteil: Es kann Kinder unter zwölf Jahren in die Vereine und zum Schießsport bringen. Denn mit dem Luftgewehr und erst recht mit dem Kleinkalibergewehr darf erst ab dem zwölften Lebensjahr Sport betrieben werden. Noch wichtiger ist, das Schießen ohne Munition nimmt diesem Sport jede Gefährlichkeit. Es lässt damit auch die wachsenden Vorurteile über die traditionellen Schützenvereine ins Leere laufen. „An unseren Hallen-Biathlon-Veranstaltungen nimmt nicht nur der Nachwuchs der Schützenvereine teil“, sagt Patrick Wirtz, Jugendleiter des Schützenverbandes Nordheide und Elbmarsch, „da darf jeder kommen und mitmachen.“

Mädchen und Jungen von der Jugendfeuerwehr Sprötze waren dabei, Judoka von Blau-Weiss Buchholz und auch eine Gruppe in den Trikots der Integrierten Gesamtschule Winsen. Von denen hat beim Schüler-Einzelwettbewerb der Freizeitsportler Linus Leiendecker geradezu sensationell gewonnen. Denn Linus traf 15. Mal ins Schwarze. Diese Treffsicherheit bewiesen in der Sporthalle in Buchholz sonst nur noch die Mädchen und Jungen vom Kleinkaliber-Schießverein Wendisch Evern. Von denen gewannen den Einzelbiathlon Juliane Müller bei den elf- und zwölfjährigen Mädchen und Kevin Spuling und Lara Klödtke bei den Neun- und Zehnjährigen. Alle drei hatten nicht einen einzigen Fehlschuss.

Neben Wendisch Evern ist es die 1612 gegründete Schützengilde Bardowick, die mit dem neumodischen Lichtpunktschießen der Tradition die Zukunft sichert. „So können wir die Kinder viel früher für unseren Sport und unseren Verein gewinnen“, sagt Bernd Wald, der die gesamte Nachwuchsabteilung der Gilde leitet. „Wir sprechen damit Jungen und Mädchen und vor allem ihre Eltern an, die sonst einen Bogen um Schützenvereine machen würden.“

Und die sind plötzlich begeistert von einem Sport, der in den vergangenen Jahren durch Amokläufe bei weiten Teilen der Bevölkerung in Verruf geraten ist. „Die Mütter und Väter und inzwischen auch Lehrer erfahren, dass sich durch unseren Sport ihre Kinder positiv verändern“, sagt Bernd Wald, „wer sich beim Schießen nicht konzentriert, kann nicht gewinnen. Erst recht beim Biathlon nicht, wo man nach jedem Lauf zur Ruhe kommen muss.“

Dazu erzählt der Übungsleiter ein Beispiel. Hannes Cramm, der ehrgeizige Blondschopf, schimpfte, weil es ihm beim Schießen zu laut in der Halle war. „Willst du das Ziel treffen“, hat ihn der Trainer da gefragt, „dann konzentrier dich nur darauf und vergiss alles andere.“ Das hat Hannes gemacht, und er hat getroffen. „Das ist die Erfahrung, die unsere Kinder mit nach Hause und mit in die Schule nehmen: Konzentrier dich auf dein Ziel und vergiss alles andere! Und wenn sie Erfolg damit haben, dann sind und bleiben sie auch mit Lust und Freude bei der Sache.“