Für den Umbau der nördlichen Veringstraße in Wilhelmsburg soll die Hälfte der Parkplätze wegfallen. Gewerbetreibende sind verärgert. Wo sollen sie parken, wie sollen sie anliefern lassen?

Wilhelmsburg. Bisher haben Gewerbetreibende und Anwohner die Ideen zum geplanten Umbau der nördlichen Veringstraße in Wilhelmsburg zu einer verkehrsberuhigten Geschäftsstraße mit Wohlwollen aufgenommen. Mit der Absicht, in der Gastronomie- und Geschäftsmeile massiv Parkplätze abzubauen, stoßen die Planer des Bezirksamtes Mitte jetzt aber auf heftigen Widerspruch bei den betroffenen Geschäftsleuten.

Sie fürchten Kunden zu verlieren. Das wurde am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung der mit dem Projekt beauftragten Gesellschaft für Stadtentwicklung für die Grundeigentümer und Gewerbetreibenden deutlich.

Ein neuer Planvorentwurf, den Martin Minkenberg vom Bezirksamt Mitte vorgestellt hat, sorgt für Unruhe: Nach den derzeitigen Vorstellungen soll die Anzahl der Autostellplätze in der Veringstraße auf dem etwa 450 Meter langen Abschnitt zwischen Vogelhüttendeich und Mannesallee von derzeit 36 auf nur noch 21 reduziert werden. Sieben Parkplätze davon sind für Taxis reserviert, so dass den Anwohnern und Kunden nur noch 14 Parkplätze blieben.

Der Betreiberin des portugiesischen Restaurants „O Atlantico“ bereitet das Sorgen. Weniger Parkplätze seien für ihr Geschäft schlecht, sagt Cristina Seu, denn sie habe viele Gäste aus der Hamburger Innenstadt. Und die würden nicht mit dem Fahrrad oder dem Bus zu ihr kommen.

In dem Quartier rund um die Geschäfte in der Veringstraße sind Parkplätze heute schon ein rares Gut. Ludwig Greven befürchtet, dass der massive Abbau von Parkplätzen lediglich dazu führen werde, das Autofahrer in zweiter Reihe parken. „Das Verkehrschaos wird vergrößert“, sagt der Betreiber des über die Elbinsel hinaus bekannten norddeutschen Restaurants „Mittenmang“ voraus.

Der Apotheker Helmut Fink hat auch kein Verständnis dafür, die ohnehin knappe Anzahl der Parkplätze in dem Quartier gleich um die Hälfte zu reduzieren. Über den Geschäften der Veringstraße wohnen Menschen auf mehreren Etagen. „Wo sollen die Anwohner parken?“ fragt der Betreiber der Vering Apotheke.

Martin Minkenberg und Angela Hellenbach sind überrascht von den vielen Protesten der Gewerbetreibenden. Bisher hatten die Projektbegleiter des Bezirksamtes den Eindruck, die Mehrheit aus dem Reiherstiegviertel begrüße die Idee, den Verkehr vor den Geschäften und Restaurants in der Veringstraße zu beruhigen und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Schließlich habe der Sanierungsbeirat Südliches Reiherstiegviertel, ein Bürgerbeteiligungsgremium, dem Konzept für die Veringstraße mit großer Mehrheit zugestimmt. Eine Idee ist nun, die Anzahl der Taxistellplätze zu reduzieren und sie stattdessen für die Autos der Kunden und Anwohner freizugeben.

Der Plan für eine verkehrsberuhigte Geschäftsstraße auf rund 450 Metern in der nördlichen Veringstraße sieht vor, die Radfahrer auf die Straße zu bringen. Die jetzige Fahrbahnbreite bleibt erhalten. Die Gehwege werden um die vorhandenen Radwege und die jeweils aufgegebenen Parkplätze erweitert, so dass die Straße Boulevardcharakter erhält und die Gastronomie wachsen kann.

Eine Bordkante von nur drei Zentimetern Höhe trennt den Fußweg von der Fahrbahn. Für alle Verkehrsteilnehmer auf dem Abschnitt gilt Höchsttempo 25. Das ursprünglich vorgesehene Tempo 20 sei vom Tisch, weil Busse dauerhaft so langsam nicht fahren könnten, erklärt Martin Minkenberg.

Die betroffenen Gewerbetreibenden begrüßen die Verkehrsberuhigung und die Chance zur mehr Außengastronomie. Sie fordern aber, die Anzahl der Parkplätze beizubehalten. Zwar könne der Vorentwurf bei weiteren Gesprächen noch verändert werden, sagt Martin Minkenberg. „Aber auf die alte Anzahl werden wir nicht kommen“, sagt er. Boutique-Betreiberin Suheyla Akdeniz schlägt vor, außerhalb der Marktzeit die Freigabe des Stübenplatzes für das Parken zu prüfen.

Der Umbau der nördlichen Veringstraße soll im Jahr 2015 erfolgen und voraussichtlich sechs Monate dauern. Die erwarteten Kosten liegen bei mehr als einer Million Euro. Zuvor wird Hamburg Wasser dort noch ab Herbst 2014 bis zu 20 Sielanschlüsse erneuern.