Polizeiinspektion Harburg stellt Unfallstatistik 2013 vor: So wenige Verkehrstote wie seit Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der Wildunfälle ist rückläufig. Doch es bleibt noch viel zu tun.

Buchholz. Alle 86 Minuten hat es im Jahr 2013 gekracht – anders gesagt: So oft musste die Polizei im Landkreis Harburg im Jahr 2013 einen Verkehrsunfall aufnehmen. Insgesamt 6106-mal. Dennoch gibt es positive Nachrichten aus der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz zu berichten: Mit nur neun Todesopfern bei acht Unfällen ist die Zahl der Verkehrstoten im Kreis auf historischem Tiefstand angekommen.

Auch insgesamt ist die Zahl der Unfälle rückläufig, wenngleich die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten auf gleichem Niveau wie im Vorjahr ist. „Diesen Unfällen gilt auch unser besonderes Interesse“, erläuterte der Verkehrssachbearbeiter Lothar Reinhard. Im Jahr davor hatte die Polizei noch 6434 Unfälle gezählt.

Die meisten Unfälle ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften, auf die Autobahnen entfielen jedoch nur 15 Prozent der Unfälle. Bei 732 Unfällen wurden Menschen leicht, bei 129 Unfällen schwer verletzt. Schweren Sachschaden gab es 156-mal, wobei die Polizei damit nur Schäden am Fahrzeug meint. Den weitaus größten Teil machen Bagatellschäden aus.

Die Zahl der Leichtverletzten im Dreijahresvergleich ist in etwa gleich geblieben – aktuell 948 Fälle. Lediglich bei den Verletzten bei Autobahnunfällen lag die Zahl 2012 um 50 höher: „Es gab in dem Jahr mehr Baustellen, hier ereignen sich häufiger Unfälle“, so Reinhard. Auch das Wetter hat Einfluss aufs Geschehen: „Bei Schnee fahren die Leute vorsichtig, bei Glatteis weniger. Da wird unvermindert Gas gegeben.“

Insgesamt ist das Risiko, auf der Landstraße verletzt oder gar getötet zu werden, höher als innerorts. Dass die Zahlen rückläufig sind, führt Lothar Reinhard vor allem darauf zurück, dass die Autos insgesamt sicherer geworden sind, aber auch darauf, dass die Medizin bessere Möglichkeiten hat, Leben zu retten. Sorgen bereitet der Polizei, dass fast jeder zweite Unfall mit Toten und Verletzten ein Baumunfall ist.

„Wir sehen Nachpflanzungsaktionen an Landstraßen daher kritisch“, sagt Reinhard. Weitere Risikofaktoren sind nicht angepasste Geschwindigkeit, aber auch immer häufiger Ablenkung durch Smartphones. „In einem Fall war die Whatsapp-Nachricht beim Unfallfahrer noch geöffnet“, berichtet Wilfried Reinke, Leiter Einsatz. Sicher spiele manchmal auch der Sekundenschlaf eine Rolle, beweisen lasse sich dies oft nicht.

„Die Toten können wir nicht mehr fragen, die Überlebenden würden es wohl leugnen, weil unausgeruhtes Fahren letztlich eine Straftat ist“, sagt Reinke. Auch Unfälle in selbstmörderischer Absicht werden nicht erfasst, solange nicht Dritte zu Opfern wurden.

Häufigste Unfallursache laut Statistik ist die Missachtung des Abstandsgebots mit 672 Fällen, gefolgt von 591-mal missachteter Vorfahrt. Alkohol und Drogen waren in 120 Fällen Unfallursache. Die Zahl der Unfälle aufgrund von Alkohol am Steuer ist dennoch insgesamt rückläufig, hingegen wurden mehr Fahrer unter Drogeneinfluss erwischt.

Die Ursache für den Rückgang der Alkoholdelikte sei unklar, bei den Betäubungsmitteln dagegen seien die Kollegen immer besser geschult, Anzeichen für Drogenkonsum zu erkennen.

Als erfreulich bewertet die Polizei die Entwicklung bei den Wildunfällen, diese gingen um 274 auf 1082 Vorfälle zurück. Ob die blauen Reflektoren, die jüngst entlang der Landstraßen montiert wurden, um das Wild abzuschrecken, dafür verantwortlich sind, kann die Polizei nicht mit Sicherheit sagen. „Das müsste anhand von Teststrecken untersucht werden“, sagt Reinhard. „Wir appellieren aber auch an die Jägerschaft, die Populationen nicht zu groß werden zu lassen.“

Um die Zahl der Unfälle und das Leid, das oft damit einhergeht, weiter zu senken, unternimmt die Polizei im Landkreis Harburg zahlreiche Präventionsmaßnahmen. Insbesondere die Gruppe der Fahranfänger, die besonders häufig in Unfälle verwickelt ist, wird damit angesprochen.

Das 2013 eingeführte Fahrschulprojekt richtet sich an Fahrschüler, denen im Rahmen des Theorieunterrichts die Folgen falschen Verhaltens am Steuer anhand von Fällen aus der Region drastisch vor Augen geführt wird. Dazu gibt es das Schutzengelprojekt, das vor allem junge Frauen anspricht: Sie sollen ihre Altersgenossen davon abhalten, sich zu alkoholisierten Fahrern ins Auto zu setzen oder selbst betrunken zu fahren.

Für Kinder gibt es die Radfahrprüfung und die Schulbuslotsen. Für 2014 ist dagegen eine andere Zielgruppe im Fokus: „Wir planen ein Projekt Kradfahren für Wiedereinsteiger“, sagt der Verkehrssicherheitsbeauftragte Dirk Poppinga.