Landkreis Harburg und Stadt Buchholz versagen Zustimmung für Bau einer Mastanlage für 1000 Tiere. Bewertung des Umweltministeriums in Hannover steht allerdings noch aus.

Buchholz Bisher sah es so aus, als ob der Protest der Anwohner gegen den geplanten Schweinemaststall für 1080 Tiere im Buchholzer Ortsteil Meilsen ins Leere laufen würde. Der Landkreis Harburg, der so wie die Stadt Buchholz für die Genehmigung verantwortlich ist, hatte zunächst seine Zustimmung signalisiert. Gleichwohl wollte er den Fall eingehend prüfen, bevor er einen endgültigen Beschluss fasst. Jetzt gibt es einen Sinneswandel: Nach Informationen des Abendblatts fällt die Stellungnahme des Landkreises negativ für den Maststall aus.

Kreissprecher Johannes Freudewald bestätigt das auf Nachfrage. Nach „eingehender Prüfung des Landschaftsraums und der Rechtslage“ wolle der Kreis die Zustimmung für den Bau versagen. Die Stadt Buchholz schließt sich dem Urteil des Kreises an. Freudewald verweist aber darauf, dass der Fall derzeit noch beim Umwelt- und beim Sozialministerium in Hannover liegt, die sowohl vom Landkreis als auch von der Stadt Buchholz Stellungnahmen angefordert haben.

Dass sich Hannover überhaupt mit dem Fall befasst, liegt an einer Eingabe der Naturfreunde Nordheide. In dem Schreiben hatte der Verein Umweltminister Stefan Wenzel bereits im Januar darum gebeten, sich „helfend, beratend und letztlich weisend“ in das Genehmigungsverfahren einzuschalten. Das Ganze sei eilbedürftig, denn es drohe eine rasche Erteilung einer Baugenehmigung, erklärte der Vereinsvorsitzende Bernd Wenzel in dem Schriftstück. Und wenn die Genehmigung einmal erteilt sei, seien die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger stark eingeschränkt.

Als Gründe für ihr Schreiben führen die Naturfreunde unter anderem an, dass es sich bei dem Bauvorhaben eindeutig nicht um ein privilegiertes Vorhaben handele und es andere Gerichtsurteile aus dem Bundesgebiet gebe, die eine Ablehnung des Antrags nahelegen. Die Naturfreunde hätten den Eindruck, dass die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg Sorge habe, einen ablehnenden Bescheid zu erteilen, der vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg nicht Bestand haben könne, so Wenzel.

Dreh- und Angelpunkt ist aus Sicht der Naturfreunde, dass der Maststall mitten im Landschaftsschutzgebiet Stuvenwald entstehen soll – einer „besonders schönen, kleinteilig gegliederten Hügellandschaft, in der sich Wälder, Wiesen und Felder abwechseln“ und die eine „umweltrelevante Vorgeschichte“ habe.

Vor einigen Jahren sei es durch Proteste gelungen, dort eine Windenergieanlage zu verhindern. Vor rund 30 Jahren habe ein wochenlanges Protestcamp bestehend aus Zelten und Wohnwagen außerdem dafür gesorgt, dass der Plan, die von Norden auf die Autobahn 1 stoßende Elbtunnel-Autobahn nach Süden durch den Stuvenwald verlängert wird, fallengelassen wurde. Aus all dem werde deutlich, dass die Buchholzer Bürger das Landschaftsschutzgebiet unbedingt so erhalten wollten, wie es jetzt sei, so Wenzel.

Wann genau die Naturfreunde eine Antwort auf ihr Schreiben an das Umweltministerium erhalten, ist noch offen. Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin werde der Fall derzeit bearbeitet, eine Bewertung könne erst in einigen Tagen erfolgen. Die Zuständigkeit für die abschließende Genehmigung läge aber nach wie vor beim Landkreis und der Stadt Buchholz.

Was eine Ablehnung des Stalls für Landwirt Stefan Becker, 26, bedeutet, ist derzeit nicht absehbar. Er wolle sich zunächst mit seinem Vater besprechen, sagt er auf Nachfrage. Bisher hatte er argumentiert, der gewählte Standort sei alternativlos, um auch in Zukunft den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern, die den Hof in bald fünfter Generation führt. Derzeit gibt es dort Platz für 350 Ferkel und 450 Mastschweine.

Trotzdem lässt Becker jetzt einen Alternativstandort für den Stall prüfen, dessen genaue Lage er nicht verraten will. „Zu 90-prozentiger Sicherheit glaube ich aber schon jetzt, dass die Alternative nicht gehen wird“, sagt der Landwirt. Einer der Gründe könnte seiner Meinung nach sein, dass der Stall zu nahe an einem Gewerbegebiet und ebenfalls in einem Landschaftsschutzgebiet liegen würde. Das Ergebnis des Gutachtens erwartet er in zwei bis drei Wochen.

Dass der Standort Stuvenwald aller Voraussicht nach fraglich ist, freut indes Dagmar Schaller-Wolf. Gemeinsam mit den anderen Anwohnern vom angrenzenden Waldweg und der Hohlheide hat sie die Interessengemeinschaft Erhalt des Landschaftsschutzgebiets Stuvenwald gegründet. 4000 Unterschriften habe sie gegen das Vorhaben gesammelt und der Stadt übergeben, sagt sie. Die versprochene Bürgerversammlung habe jedoch noch immer nicht stattgefunden. Wenn nun jedoch das Vorhaben im Stuvenwald tatsächlich auf Eis gelegt werden sollte, wäre diese Versammlung natürlich überflüssig. „Für ganz Buchholz wäre das eine tolle Sache und fast schon ein Wunder“, sagt sie.