Die Jesteburger Ausstellungsmacherinnen Christina Leitow und Waltraut Seegers sind jetzt in den Stub’n von „Hof und Gut“. Ihren Kunstraum an der Lindenstraße haben sie Ende vergangenen Jahres geschlossen.
Jesteburg Enttäuscht seien sie nicht, sagt Christina Leitow. Vielmehr sähen sie in den neuen Räumen auf dem Gelände von „Hof und Gut“ im Jesteburger Ortsteil Itzenbüttel eine Chance. Eine zweite Chance, um genauer zu sein, denn nachdem der Kunstraum „schräg und gut“ an der Jesteburger Lindenstraße Ende vergangenen Jahres geschlossen hat, wagen die Ausstellungsmacherinnen Christina Leitow und Waltraut Seegers nun zweieinhalb Kilometer weiter westlich einen Neuanfang.
In den Stub’n des ehemaligen Bauernhofs am Itzenbütteler Sod 13-15, der seit dem Jahr 2007 kontinuierlich zu einer Mischung aus Gastronomiebetrieb, Reiterhof, ökologischer Landwirtschaft und einem Haus für generationenübergreifendes Wohnen umgebaut wurde, haben die beiden Jesteburgerinnen ihre künstlerische Heimat gefunden. Kunstsaal statt Kunstraum heißt das Ganze nun, doch wie zuvor wollen sie zeitgenössischen Werken einen Platz für Präsentationen bieten.
Dass sie nach nur zwei Jahren an der Lindenstraße die Koffer packten, begründet Christina Leitow mit den Entwicklungen des vergangenen Jahres. „Als wir in den Kunstraum gezogen sind, war die Umgebung für uns stimmig“, sagt sie. Das Gasthaus „Das weiße Schaf“ war gleich nebenan, ein Bioladen, das Mokkasin-Café, ein Antiquitätengeschäft, die Chocolaterie „Nussmäthchen“ und das Kunsthaus.
Leider sollte es nicht so bleiben. Der Bioladen und das „Weiße Schaf“ gingen weg, die Frauen merkten, dass die Synergien fehlten. „Wenn Leute von außerhalb kommen sollen, muss einfach mehr los sein“, sagt Waltraut Seegers. Darüber hinaus blieben auch andere Hoffnungen unerfüllt. Als sie im November 2011 ihren Kunstraum eröffneten, setzten sie zum einen auf das Zukunftskonzept, mit dessen Hilfe sich die Gemeinde als die unangefochtene Kulturmetropole der Region etablieren wollte. „Wir haben darauf gebaut, dass das Konzept Kunst und Kultur als Wirtschaftsfaktor stärker und schneller umsetzt“, sagt Waltraut Seegers. Zum zweiten erhofften sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus, das in dieser Zeit aber einen Wechsel im Vorstand vollzog und seinen Weg für sich erst einmal finden musste.
„Vieles wird hier nur gesagt und nicht gemacht“, fasst Waltraut Seegers ihren heutigen Eindruck zusammen. Jesteburg fehle ein Motor, der die Kunst- und Kulturszene voranbringe. Dennoch wollen sie jetzt nach vorne blicken und selbst so etwas wie ein Motor im Kleinen sein. Helfen könnte dabei „Hof und Gut“, das bereits Erfahrung mit künstlerischen Veranstaltungen hat, sowie die Nachbarschaft zur Künstlerin Inge Zorn, die ebenfalls Ausstellungen präsentiert.
Der neue Kunstsaal wird nun in den Restaurantbetrieb integriert sein, drei sogenannte Künstlerzimmer sind bereits in drei separaten Gaststuben eingerichtet, die Bilder sollen dort jeweils etwa sechs Monate zu sehen sein. In einer Stube stellt der am Bodensee lebende Künstler Ludwig Zeidler seine Malerei und Graphik aus, nebenan hängen die farbenprächtigen Ölfarben-Linoldrucke von Brigitte Kranich und danaben die Recycling-Kunst von Christina Leitow, die sich als Künstlerin Teena Leitow nennt. Im März soll es eine größere Ausstellung des Künstlers Wolfgang Werkmeister auf der Diele geben, die bis zum 9. April laufen wird.
Und wie kam der Kontakt zu „Hof und Gut“ überhaupt zustande? Johanna Coleman, eine der Besitzerinnen des Anwesens, kannte die Kulturschaffenden über ihre Schwester, die ebenfalls Künstlerin ist. „Sie hat uns dann angeboten, hier unsere Ausstellungen zu präsentieren“, sagt Christina Leitow. Der Kunstsaal passte gut ins Konzept, was Johanna Colemans Lebensgefährte Axel Brauer so beschreibt: „Die Idee, die hinter dem Hof steht, ist, dass wir alle Synergien nutzen wollen.“
Den Kunstsaal am neuen Standort sehen Christina Leitow und Waltraut Seegers als ein Projekt an, weshalb sie anders als im alten Kunstraum an der Lindenstraße auch nicht dauerhaft vor Ort sein werden. Die Bilder werden zu den Öffnungszeiten des Restaurants zu sehen sein, Informationen gibt es in einer Kunstkarte, die in die Speisekarte integriert ist.