Goethe-Schule-Harburg war beim Lokalentscheid des Musikwettbewerbs Talented gleich doppelt erfolgreich: Die Formation Multigroove siegt vor dem Duett Project 2. Zehn Solisten und Bands standen auf der Bühne.

Eißendorf. „Das war voll cool“, schwärmte Gitarrist Dustin Green nach seinem Auftritt beim Lokalentscheid des Musikwettbewerbs „Talented“. Gerade hatte der 17-Jährige vom Immanuel-Kant-Gymnasium (IKG) an der Seite seines gleichaltrigen Drummers Constantin Holtorff vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (AvH) mit zwei deftigen Nummern der Death-Metal-Combo Amon Amarth die Aula der Stadtteilschule Ehestorfer Weg gerockt. „Das war unsere Premiere auf einer Bühne und ein echtes Erlebnis, weil die Zuhörer richtig mitgegangen sind“, so Constantin.

Tatsächlich wurde unten im Auditorium sogar punkig gepogt, also wild getanzt samt gegenseitiger Rempler. „Das ging wirklich ab, ich hatte Gänsehaut“, befand denn auch Juror Dominik Schwarzer, Songwriter, Sänger und Musikproduzent aus Hamburg. Und auch Hartmut Simon, stellvertretender Schulleiter der Stadtteilschule Ehestorfer Weg und selbst Musiker, zollte dem Duett mit dem markigen Namen Deception of the Brave, seinen Respekt: „Ich bin selbst großer Heavy-Metal-Fan, deshalb hat mir euer Auftritt sehr gefallen.“ Dennoch empfahl er den beiden: „Ihr braucht dringend einen Bassisten.“

Am Ende reichte es für die jugendlichen Rockhelden, die sich im Oberstufen-Musikkursus kennengelernt haben, zwar nicht zu einem Platz auf dem Podest. Aber das hatten sie irgendwie geahnt. „Ist halt schon ziemlich harte Musik und nicht Jedermanns Sache“, sagte Constantin. „Spaß gemacht hat es trotzdem. Vor Publikum zu spielen ist schon was ganz anderes, als zu zweit im Probenraum. Wir haben jedenfalls Blut geleckt“, so Dustin.

Dass sich zur Premiere des Talente-Contests in Harburg gleich zehn Solisten und Gruppen aus sieben Schulen angemeldet hatten, überraschte auch Malte Lübke vom Verein Talented: „Das ist zum Auftakt eine richtig gute Beteiligung, die für die Zukunft noch einiges erwarten lässt.“ 2010 aus der Taufe gehoben hat sich der Wettbewerb rasch entwickelt.

Im laufenden Schuljahr sind bundesweit insgesamt 80 Veranstaltungen geplant mit 3500 jungen Talenten aus 400 Schulen. Allein in Hamburg sollen, unterstützt vom Bundesverband Popularmusik und gefördert von der Initiative „Kultur macht stark“, im Rahmen des „Pop To Go“-Bündnisses fünf Lokalentscheide organisiert werden.

Dass gerade südlich der Elbe viele hoffnungsvolle Musiktalente zu Hause sind, ist nicht neu. Die YoungClassX-Chöre, Gospeltrain, diverse Schulorchester sowie kleinere Formationen und Bands haben bereits weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus für Furore gesorgt. Besonders stechen dabei immer wieder die Sänger und Musiker der Goethe-Schule-Harburg (GSH) heraus.

Das war auch am Montagabend beim „Talented“-Lokalentscheid an der Stadtteilschule Ehestorfer Weg nicht anders, bei dem die GSH durch die Band Multigroove und das Duett Project 2, Sänger Michel und Gitarrist Philipp, die Plätze eins und zwei belegte.

Dabei musste Multigroove sogar auf Bassist Lennart Nissen verzichten. „Er studiert inzwischen in Lüneburg und war verhindert“, erklärte Sängerin Melina Häckel. Doch auch so konnte die GSH-Band die Jury überzeugen. „Eure Frontfrau hat Starpotenzial“, sagte Dominik Schwarzer und bot spontan seine Hilfe an, sollte Multigroove Unterstützung brauchen. Und auch Songwriter Henning Karl, das dritte Jurymitglied im Bunde, war hin und weg: „Das hat mich glatt dahinschmelzen lassen, das war die hohe Schule des Pop.“

Mit ihrem Sieg hat sich die Goethe-Formation nicht nur für das Landesfinale qualifiziert, sondern auch ein professionelles Band-Coaching der Modern-Music-School gewonnen. Der Nachwuchspreis ging an die erst 14 Jahre alte Solosängerin Fenja Kühn vom AvH, der Publikumspreis, gevotet über das soziale Netzwerk Facebook, an die Band extraordinary, ein Gemeinschaftsprojekt von Schülern drei verschiedener Gymnasien und der Stadtteilschule Ehestorfer Weg.

Dass die Jury jeden Auftritt sofort bewertete, erinnerte stark an gängige TV-Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „The Voice of Germany“. Die Anleihe war keineswegs zufällig. „Dieses Konzept hat sich schließlich bewährt“, so Malte Lübke: „Außerdem ist es praktisch, um die Umbaupausen zu überbrücken.“ Wohltuend war dennoch, dass kein Juror den Bohlen gegeben hat. Alle drei bewiesen, wie konstruktiv Kritik eben auch sein kann.