Die Tagesstätte wurde offiziell zertifiziert und darf den Namen auf einer Plakette, die an das Gebäude geschraubt wird, nun auch nach außen tragen. Träger der Aktion ist eine bundesweite Stiftung.
Langenbek Die Glitzerplättchen wirbeln im gefärbten Wassser wild durcheinander. Aber so sehr die kleinen Hände auch schütteln: Das Wasser will einfach nicht durch die schmalen miteinander verbundenen Flaschenhälse vom oberen in den unteren Behälter fließen. Wiebke Baseda zeigt den Kindern den Trick: Mit einer Rotationsbewegung läst sich ein Strudel erzeugen, durch den dann Luft nach oben entweichen kann, damit das Wasser unten Platz hat. Ein ganz normales Physikexperiment, nur dass dieses in einem Kindergarten stattfindet. Das zeichnet die Sinstorfer Kinderstube aus und dafür wurde sie jetzt ausgezeichnet: Die kleine Kita an der Winsener Straße darf sich ab jetzt „Haus der kleinen Forscher“ nennen.
Erzieherin Wiebke Baseda hatte für diese Zertifizierung gesorgt: Sie besuchte Fortbildungen, setzte das Gelernte in der praktischen Kita-Arbeit um und dokumentierte ihre Kinder-Experimentier-Projekte. „Wir haben zum Beispiel geforscht, warum ein Flugzeug fliegt und wir haben lange die Buche hinter unserer Kita untersucht.“, sagt sie. Im Rahmen des Flugzeugprojekts besuchte Wiebke Baseda sogar ein Aerodynamiklabor.
Die Dokumentationen schickte sie an den Hamburger „Archimedes e. V.“ der in der Hansestadt im Auftrag der bundesweiten Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ die Naturwissenschafts-Vermittlung in Kitas koordiniert. Am Mittwoch überreichte Archimedes-Mitarbeiterin Delia Ramcke in der Sinstorfer Kinderstube das Zertifikat, mitsamt einer großen Plakette, die sich die Kita ans Haus schrauben darf, sowie kleine Medaillen für alle Kinder, die gerade forschten.
„Wir haben die Forscherarbeit mit den Vorschulkindern angefangen“, sagt Wiebke Baseda. „Dann haben wir sie aber schnell auf den Elementarbereich erweitert.“ Auch die drei- bis fünfjährigen Jungforscher sind mit Wissbegier und Experimentiereifer bei der Sache. Für sie wurde allerdings die Projektstruktur etwas geändert: Statt kleiner Wissenschafts-Phasen über einen langen Zeitraum gibt es jetzt Block-Wochen mit Forschung von Frühstück bis Feierabend. Mit dem Experimentieren alleine ist es für die Kindertagesstätte allerdings nicht getan: Die Stiftung verlang auch, dass die Forschertage dokumentiert werden.
„Das fordern wir nicht, um die Erzieher zu ärgern“, sagt Delia Ramcke, „sondern damit andere Einrichtungen schon einmal gucken können, was woanders gelaufen ist, und wie. Außerdem hinterlässt das Projekt auf diese Weise etwas Bleibendes, sodass es in der Kita in Erinnerung bleibt.“
Die Stiftung unterstützt Kitas nicht nur durch die Zertifikatsvergabe, sondern auch durch konkrete Hilfen, wie Experimentieranleitungen und -sets. So kam Beispiel die Flaschenhalsverbindung von der Berliner Institution.
In der Sinstorfer Kinderstube betreut ein Team aus fünf Erzieherinnen 44 Kinder. Das kleine Haus wird von einem privaten Trägerverin betrieben. Die Eltern packen hier noch viel mit an. Auch die Kinder zeigen nun Initiative. Sie drehen ihre Flaschen, dass die Glitzerpartikel nur so kreisen und die Luftblasen einen Strudel bilden.