Die Gruppe vom Projekt für Freizeitgestaltung möchte nicht mit den Trinkern vom Rathausplatz unter ein Dach kommen. Sie lehnen den Kontakt zur Trinkerszene entschieden ab.
Harburg. Ihr Treffpunkt ist in Gefahr. Nach 17 Jahren droht dem Projekt für Freizeitgestaltung, kurz PfG, an der Knoopstraße11 in Harburg das Aus. Ab kommendem Frühjahr will die Saga auf dem erstklassig gelegenen Grundstück, gegenüber dem neuen Harburger Rathausforum, angrenzend an die Julius-Ludowieg-Straße, ein großes Wohnhaus errichten. Dann muss das Grundstück, auf dem Büro-, Werkstatt- und Treffpunk-Container stehen, sowie ein Garten mit Grillecke und Spielplatz angelegt ist, geräumt werden. Wohin sollen die gut 80 ständigen Besucher des Projekts, deren Lebensweg häufig von Arbeitslosigkeit, Partnerschaftsproblemen und Alkoholabhängigkeit geprägt ist, danach hingehen?
Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann (SPD) hat angekündigt, mit Hilfe des Europäischen Sozialfonds (ESF) für die Trinkerszene vom Harburger Rathausplatz einen "Treffpunkt und Arbeitsladen" im Hans-Fitze-Haus in der Hans-Fitze-Straße 33 einzurichten. Die Harburger Sicherheitskonferenz und der Sozialausschuss seien an den Vorbereitungen beteiligt. Inzwischen hat die Verwalterin des städtischen Gebäudes, die Hamburger Sprinkenhof AG, eine Überprüfung des Gebäudes auf Asbestbelastung abgeschlossen und Entwarnung gegeben. Bis vor zwei Jahren war in dem Wohnhaus des früheren Harburger Theaterintendanten Hans Fitze (1903 bis 1998) noch eine Musikschule untergebracht.
Stuhlmann hatte in einer früheren Stellungnahme das Hans-Fitze-Haus für geeignet gehalten und gesagt: "Es lohnt sich, da was zu machen". Und auch das vorige, bis August 2012 laufende ESF-Programm auf dem Harburger Rathausplatz, sei seinen Worten nach erfolgreich gewesen. Etwa 30 Menschen aus der Trinkerszene konnten mit dem Projekt
"zuArbeit" der Trägergesellschaft Passage in Beratung und einfache Beschäftigung gebracht werden. Das neue ESF-Projekt für die personelle Betreuung des Hans-Fitze-Hauses wird auf drei Jahre befristet sein und soll Anfang kommenden Jahres beginnen. Für das Projekt läuft noch die Suche nach einem geeigneten Träger.
Nun zeichnet sich ein Konflikt ab, denn die Besucher des Projekts PfG an der Knoopstraße und die Trinkerszene vom Harburger Rathausplatz, vom Seeveplatz am Bahnhof oder auch die Trinker vom Harburger Marktplatz auf dem Sand sind zweierlei und lassen sich nicht unter einem Dach vereinen. "Mit denen werden wir uns nicht arrangieren können", sagt Ralf Rothe, erster Vorsitzender des PfG-Projekts, "bei uns gibt es klare Verhaltensregeln. Wir achten und vertrauen uns gegenseitig und wir helfen einander. Hier gibt es für viele von uns so etwas wie Familienersatz und das Grundstück hier ist wie unser Ankerplatz. Ein angestellter Sozialarbeiter im Hans-Fitze-Haus wäre für uns verzichtbar. Wir sind 17 Jahre lang auch allein klar gekommen. Wir haben niemanden gestört und besten Kontakt zu unserer Nachbarschaft."
Kontakt zur Trinkerszene vom Rathausplatz, vom Seeveplatz und vom Markt wird auch vom zweiten Vorsitzenden Patrick Wichers entschieden abgelehnt: "Die wollen sich an keine Regeln halten. Da gibt es wie früher schon fast wieder eine offene Drogenszene". Und Kassenwart Kai-Thomas Ritscher macht klar: "Bei uns sind Drogen strikt verboten. An Alkohol ist das Mitbringen von Bier, Wein und Sekt gestattet, kein harter Alkohol." Die Mitglieder des PfG-Vorstands bedauern, dass sich bislang kein Entscheidungsträger aus der Bezirkspolitik auf ihrem Clubgelände sehen lassen hat, um sich von der Situation des Vereins und der für das Frühjahr 2014 vorgesehenen Räumung des Geländes selbst ein Bild zu machen. "Es wird hier über unsere Köpfe hinweg entschieden", sagt Rothe, "es wäre uns lieb, wenn wir wieder einen vergleichbaren Treffpunkt bekämen."
Zu den langjährigen Unterstützern des Vereins zählt Claus Niemann. Der heute 67 Jahre alte Ruheständler war Mitte der 1990er Jahre als "Bürgernaher Beamter" des Harburger Polizeikommissariats 46 der Wegbereiter für das Projekt, hatte damals einen guten persönlichen Kontakt zu den Menschen der Trinkerszene aufgebaut, ihre Sorgen, Nöte und Wünsche zur Kenntnis genommen und zusammen mit dem damaligen Bezirksamtsleiter Bernhard Hellriegel die Weichen für die Einrichtung des Treffpunkts gestellt. Die Firma Comma spendeten drei Container, Geschäftsleute der Umgebung sammelten Geld für den Betrieb der Dixie-Klos. Ursprünglich sollte der Treffpunkt nur vier Jahre bleiben. Inzwischen sind daraus 17 Jahre geworden.
Ehrenvorsitzender Claus Niemann: "In der Szene sind einige Menschen, die es verdient haben, dass man ihnen eine Chance gibt. Es sollte Mut machen, dieses Projekt fortzusetzen." Finanziell hilft die Diakonie dem Projekt. Die Vereinsmitglieder bezahlen zwölf Euro pro Jahr. Geöffnet ist der Platz werktags ab 12 Uhr bis in die Nacht.