Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer des zehnten Harburger Kulturtages vor. Heute: das Harburger Theater. Es erlaubt einen Blick hinter die Kulissen und einen Ausblick in die Zukunft.
Nadine Lischick
Harburg. Was genau passiert bei einem Theater eigentlich hinter den Kulissen? Wie bereiten sich die Darsteller auf eine Aufführung vor, und wie entsteht so ein Stück überhaupt? All diese Fragen werden im Rahmen des Harburger Kulturtags am 26. Oktober beantwortet. Das Harburger Theater, das bereits seit zehn Jahren zu den Teilnehmern des Kulturtags gehört, gewährt den Besuchern ab 17 Uhr einen exklusiven Einblick.
Zunächst dreht sich alles um den geplanten Umbau des Theaters. „Nach Ablauf der kommenden Spielzeit, also im Frühjahr 2014, werden wir mit dem Umbau beginnen, so dass wir rechtzeitig zum nächsten Spielzeitbeginn fertig sind“, sagt Nuca Selbuz, stellvertretende Intendantin des Theaters. Hauptfokus liegt dabei auf einer Bühnenerweiterung. Im Rahmen einer Bühnenführung wird der Architekt und Bauleiter erläutern, welche Baumaßnahmen geplant sind und zu welchem Ergebnis sie am Ende führen werden.
Anschließend gibt Theaterpädagogin und Kulturvermittlerin Wiebke Reiners um 18 Uhr eine dramaturgische Einführung in das Stück „Der Ghetto Swinger“, das bereits ab dem 17. Oktober im Harburger Theater aufgeführt wird und in dem Weltstar Helen Schneider mitspielt. „Frau Reiners wird erzählen, wie das Stück zustande kam, worum es geht, und um welche Epoche es darin geht“, so Nuca Selbuz. „Der Ghetto Swinger“ beruht nämlich auf einer wahren Geschichte. Der musikalische Abend nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise ins Berlin der Dreißiger und lässt das Leben des Jazzmusikers Coco Schumann Revue passieren.
Dem 1924 in Berlin geborenen Halbjuden gelang es bis 1943 dank einer gehörigen Portion Chuzpe der Deportation durch die Nationalsozialisten zu entgehen, doch eines Tages landete auch er im Konzentrationslager. Im KZ Theresienstadt wurde er Mitglied einer der hochkarätigsten Jazz-Combos des Dritten Reichs, den „Ghetto-Swingers“, in Auschwitz spielte er zur Unterhaltung der Lagerältesten und SS um sein Leben und in Dachau begleitete er mit letzter Kraft den Abgesang auf das Regime. „Das Stück ist sehr berührend“, sagt Selbuz. „Es geht darum, wie die Musik ihm geholfen hat zu überleben. Das ist schon sehr beeindruckend und gleichzeitig auch lebensbejahend.“ Uraufgeführt wurde das Stück von Kai Ivo Baulitz 2012 in den Hamburger Kammerspielen. „Es war unglaublich gut besucht“, so Selbuz. Zur Premiere kam auch Coco Schumann selbst, der von der Inszenierung sehr gerührt gewesen sei.
Nach der dramaturgischen Einführung folgt um 18.30 Uhr schließlich ein Live-Soundcheck, bei dem die Schauspieler sich einsingen und einspielen. Darunter ist selbstverständlich auch Helen Schneider, die in dem Stück gleich mehrere Rollen spielt. Der Weltstar trat schon in jungen Jahren als Blues-Sängerin in New York auf.
Ende der 70er-Jahre eroberte Helen Schneider Deutschland, indem sie ihre ersten deutschen Platten herausbrachte und bei „Bio’s Bahnhof“ und Filmen wie „Ein Mädchen aus New York“ zu sehen war. Zuletzt tourte sie an der Seite von Gunter Gabriel mit dem Musical „Hello, I’m Johnny Cash“ durch Deutschland.
Wer Helen Schneider in „Der Ghetto Swinger“ sehen möchte, hat dazu auch am Kulturtag die Möglichkeit, allerdings berechtigt der Kulturtags-Pin nicht zum Eintritt. „Es gibt aber noch Karten für die Vorstellung am 26. Oktober um 20 Uhr“, sagt Selbuz. Tickets kosten zwischen 16 und 32 Euro. Der 26. Oktober ist der letzte Spieltag des Stücks.
Besucher, die sich für andere Stücke des Harburger Theaters interessieren, können während des Kulturtags im Foyer-Bereich zuschlagen. „Dort wird es an dem Tag für ausgewählte Highlights vergünstigte Karten geben“, verrät Selbuz. „Unter anderem für unsere tolle Kinderproduktion ‚Der kleine Muck’.“
Außerdem werde der Freundeskreis des Theaters einen Stand aufbauen. „Dort kann man sich informieren, wenn man eine ehrenamtliche Tätigkeit sucht oder schon immer Theater-Fan war und sich mehr einsetzen möchte“, sagt Selbuz. „Und die Mitglieder haben auch ein kleines Gewinnspiel-Quiz für die Besucher vorbereitet.“
Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Harburger Theater, Museumsplatz 2. 17 Uhr: Alles rund um den Umbau, 18 Uhr: Dramaturgische Einführung, 18.30 Uhr: Live-Soundcheck, 20 Uhr: Vorstellung „Der Ghetto Swinger“ mit Helen Schneider (Pin gilt nicht).
www.harburger-theater.de